Samstag, 27. Februar 2016

Der Verein, das unbekannte Wesen




Bereits in „Wo sind all die Sportler hin?“ ging es zum Teil um die Sportvereine und die (Fehl)Vorstellungen rund um das Vereinsleben. Doch ein aktueller Artikel in einem Magazin bringt mich an dieser Stelle dazu, mich mit diesem Thema noch einmal etwas expliziter auseinander zu setzen.

Der Hundeverein im Generellen und der Schäferhundeverein im Speziellen hat, wenn man sich so umsieht, nicht den besten Ruf. Ausschlaggebend für diesen Eintrag war jedoch ein Artikel zu Gruppenzwang in Vereinen. Um es kurz zu machen, der Verein und besonders der Gebrauchshundeverein ist ein Ort, an dem keine eigene Meinung geduldet, in Gruppen im Kreis gelaufen, mit vorsintflutlichen Methoden ausgebildet wird und an dem im Rudel neue Mitglieder in die richtige geistige Haltung oder vom Platz gemobbt werden. In Hundeschulen scheint es solche Probleme nicht zu geben – zumindest werden sie von der Autorin mit keinem Wort erwähnt – und wer in einem modernen Verein arbeiten will, muss ihn selbst gründen, gerade in der Gebrauchshundewelt.
Eigentlich schätze ich das Magazin, das diesen Bericht veröffentlichte, sehr und auch das Thema Gruppenzwang unter Hundehaltern hat durchaus seinen Reiz. Nur diese extrem einseitige und auf eine bestimmte Gruppe gemünzte Darstellungsweise, hat mich sehr enttäuscht und mir stellt sich die Frage, ob die Berufshundetrainer zurzeit wieder um ihre Kunden fürchten und in den Vereinen eine derartige Konkurrenz sehen, dass solche pauschal abwertenden Berichte und Kommentare notwendig sind, um sich einen Vorteil am Markt zu verschaffen.
Die ersten hundlichen Gehversuche habe ich vor fast 20 Jahren im SV gestartet, eine wirkliche Alternative gab es damals nicht. Ab 2006 habe ich mein Glück in diversen Hundeschulen versucht und mir über mehrere Jahre verschiedene der „modernen“ Sportarten und Erziehungsmethoden angesehen und ausprobiert. Vor knapp vier Jahren führte der Weg zurück in den IPO Sport und den SV. Ich habe viel gesehen und noch mehr gehört und die Geschichten rund um die Vereine waren immer die gleichen, auch aus dem Mund derer, die noch nie ein Vereinsgelände betreten hatten.

Was ist also dran und den Vorurteilen rund um den Verein?

Vorurteil 1: Im Verein wird in der Gruppe im Kreis gelaufen

Vermutlich die erste Vorstellung, die die meisten Leute vom Training im Verein haben. Der Meinung der Nicht-Vereinsleute nach, gehen wir alle in großen Gruppen auf den Hundeplatz, laufen beim Training im Kreis herum und spulen auf unserer Kreisbahn eine Übung nach der anderen ab.

Um ehrlich zu sein, ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich jemals beim Training im Kreis gelaufen bin – ausgenommen der Zeit, als mein Hund in der UO weder Kehrtwende noch Winkel beherrschte und ich irgendwie umdrehen musste – und den letzten Gruppenunterricht, in dem ich mir den Trainer mit fünf weiteren Hund-Halter-Teams teilen musste, die gleichzeitig mit mir auf dem Platz waren, hatte ich in der Hundeschule. Aber in der Hundeschule ist der Gruppenunterricht ja auch viel besser und nichts Kritikwürdiges, immerhin kostet er mindestens 25€ und man läuft dabei nicht im Kreis, sondern nebeneinander auf dem Platz auf und ab.
Es gibt nur ein „Event“ bei dem es im Verein noch Usus ist, in der Gruppe auch mal im Kreis zu laufen und das ist der Erziehungskurs. Natürlich kann man auch bei dieser einen Veranstaltung meckern, dass es nicht zeitgemäß ist und die individuelle Betreuung fehlt, aber für einen Preis von 5 bis 7,50€ die Stunde, in der der Trainer auch mehr damit beschäftigt ist, den Leuten zu erklären, warum die Hunde an der Leine nicht spielen sollen, was der Unterschied zwischen Bestätigen und Bestechen ist und wieso es nichts bringt ein Kommando 50mal zu wiederholen, wäre das schon Jammern auf extrem hohem Niveau. Zumal es für jene, die nach dem Schnupperkurs weiterarbeiten wollen, Einzeltraining (fast) für lau gibt, wie für jedes aktive Vereinsmitglied.

Vorurteil 2: Im Verein trägt man Flecktarn und der Ton ist militärisch

Das Modediktat herrscht auch auf dem Hundeplatz, wer hier nicht standesgemäß im Flecktarn durch den Matsch stapft, fällt auf wie der sprichwörtliche bunte Hund, weiß der Vereinsverweigerer.
Ich muss gestehen, auch ich stand schon diverse Male in Flecktarn am Hundeplatz, wahlweise in den Variationen Desert, Night oder Neon. Zu meiner Verteidigung sei gesagt, das war zu Beginn des 21. Jahrhunderts, zu einer Zeit in der man in Flecktarnhose und bauchfreiem Top in Olivgrün mit Militärdruck auch an jedem Türsteher in der Disco problemlos vorbeikam.
Auf den Hundeplätzen der Republik sieht man die Flecktarnhose heute deutlich seltener, sie ist in weiten Teilen dem zeit- und ideologielosen Design von Engelbert Strauss gewichen. Dort wo sie noch anzutreffen ist, sollte man sich immer vor Augen führen, dass die Hose nicht zwingend Ausdruck einer bestimmten Denkungsrichtung sein muss. Manchmal haben Männer auch schlicht und ergreifend keinen (oder einen sehr miserablen) Modegeschmack.
Passend zum vermeintlichen Lieblingskleidungsstück soll auch der Ton sein, militärisch. Ich stelle mir dieses Bild gerne in Kombination mit Vorurteil 1 vor… der Drill Instructor steht im Mittelpunkt des Kreises stramm, die Hände straff an den Seiten seiner Flecktarnhose angelegt, beobachtet seine Rekruten, die im Kreis um ihn rum marschieren und brüllt von Zeit zu Zeit in zackigem Ton „Abteilung links um, Marsch!“ Nein, ich möchte eigentlich nicht näher darauf eingehen, wieso diese Vorstellung unsinnig ist. Schon allein beim Gedanken daran muss ich lachen, im realen Leben würde ich vermutlich vor Lachen über meine eigenen Füße fallen und die ganze Kompanie zu Fall bringen, sollte mir so eine Situation je begegnen.

Vorurteil 3: Im Verein muss man sich anpassen, sonst wird man gemobbt

Ein relativ heikles Thema, das meiner Meinung nach zu platt und zu verallgemeinernd behandelt wird und deutlich mehr Fingerspitzengefühl bedarf. Leider wird jedes Contra geben einer Gruppe heutzutage sofort als Mobbing abgestempelt, aber gleichzeitig durch diese inflationäre Verwendung des Begriffs echtes Mobbing schnell bagatellisiert.
In den meisten Fällen ist die Frage weniger, welche Meinung ich vertrete, als wie ich sie vertrete. Marschiere ich natürlich gerade als Neuling über dem Platz und verkünde in jeder möglichen und unmöglichen Situation im Brustton der Überzeugung, dass alles was um mich herum passiert Mist ist und die Trainingskollegen alle keine Ahnung haben, darf ich mich nicht wundern, wenn mir wenig Gegenliebe zuteil wird. Vernünftig argumentiert und ohne übergriffig und beleidigend gegenüber anderen zu werden, wird so ziemlich alles akzeptiert, was den Verein nicht in Verruf bringt, den Trainingsbetrieb stört oder andere gefährdet.
Natürlich wird sich immer irgendwo ein Kritiker finden, der vom Kaffeetisch aus weiß, dass es nichts bringt, aber wenn man das gleich als Mobbing einstuft, sollte man die Definition des Wortes noch einmal nachschlagen.
Sicherlich kann es Mobbing auch unter Hundlern geben. Auch auf dem Hundeplatz trainieren nur Menschen und dort finden sich wie im realen Leben alle guten und schlechten Eigenschaften der Mitmenschen, zum Standardrepertoire des Sportvereins gehört die Mobbinggruppe aber nicht. Wer mit einem Clicker im IPO Verein trainieren möchte, wird wesentlich öfter auf Toleranz treffen, als der Hundehalter der seinen Hund in der gewaltfrei beworbenen Hundeschule am Kettenhalsband führen möchte.

Vorurteil 4: Im Verein gibt es keine qualifizierten Trainer

Eine sehr überhebliche Einstellung, wenn man bedenkt, dass zu Zeiten in denen jeder Hans Wurst ohne auch nur einem Funken kynologischen Wissens mit einem Gewerbeschein für 30€ Hundetrainer sein konnte, in den Vereinen bereits jeder Übungsleiter einen Sachkundenachweis und ein Praxisseminar ablegen musste, welches zur Verlängerung der Trainerlizenz regelmäßig wiederholt werden musste. Seit kurzem haben die Hundeschultrainer mit Einführung des verpflichtenden §11 endlich gleichgezogen und obwohl man da deutlich hinterherhinkt in der Entwicklung, blickt man immer noch gerne auf die Ausbilder der Vereine hinab.
Hier kommt vermutlich die alte Überzeugung durch, dass was nichts kostet auch nichts wert ist. Training im Verein ist günstig, also wird es von vielen als minderwertig angesehen. Wer etwas kann, stellt sich schließlich nicht für lauf bei Wind und Wetter auf den Platz und gibt Wissen weiter, dass er in gewerblichen Hundeschulen für gutes Geld verlaufen könnte...
Glücklicherweise findet man in den Vereinen genügend Trainer, die anders denken. Aber auch hier gilt wie überall, es gibt versierte Ausbilder und es gibt Pfuscher. Allerdings hat man diese Spannbreite auch in den gewerblichen Hundeschulen.

Vorurteil 5: Im Verein wird mit Gewalt erzogen

Das Lieblingsargument vieler Vereinsgegner. Im Verein herrscht das Gesetz der Gewalt, es wird getreten, geschlagen, geschrien, gewürgt…. Manchmal beschleicht einen das Gefühl, dass diese Gewaltphantasien wesentlich mehr über die vermeintlichen Gewaltgegner aussagen, als über die angeblichen Täter. Ich habe in nun beinahe 20 Jahren viele unschöne Trainingsmethoden gesehen, teils geduldet, teils verpönt, doch eines hatten sie alle gemeinsam: Sie wurden nie von allen angewandt, aber man fand sie in allen Bereichen.  Egal ob vermeintlich Zwang freie Hundeschule beim Junghundtraining, Spaßgruppe beim Fun-Agility-Training oder IPO Sportler, überall gab es Hundeführer, die die Grenzen überschritten in der Berechnung so schneller zum Ziel zu kommen.

Gewalt existiert überall und man wird immer Menschen finden, die sie akzeptieren. Und wieder ist dieser Fakt nicht an das Vereinsdasein gebunden.

Vorurteil 6: Im Verein kann ich bei den kurzen Trainingszeiten nichts lernen

Anders als in den meisten Hundeschulen sind die Aktiven Trainingszeiten, die man mit Hund auf dem Platz steht relativ kurz. Man wird es nicht erleben, dass man eine volle Stunde auf dem Platz herumläuft und Übung um Übung abspult. Kurze individuelle Trainingseinheiten mit Einzelbetreuung durch den Trainer prägen im Verein den Übungsbetrieb. Dabei arbeitet man selten länger als zehn Minuten am Stück mit dem eigenen Hund. Natürlich kann man mehrere Einheiten während dem Training einbauen, doch auf eine volle Stunde Arbeitszeit wird wohl niemand an einem Trainingsnachmittag kommen.
Leider herrscht in vielen Köpfen noch immer das Prinzip „viel hilft viel“. Sprich je länger man am Stück trainiert, desto mehr lernt der Hund an diesem Tag. Wer also nur zweimal 10 Minuten während des Übungsbetriebs arbeitet, verschwendet viel Zeit und kann nicht vorankommen. Leider vergessen Hundeführer mit dieser Einstellung zwei Dinge: Auch beim Hund ist die Konzentrationsfähigkeit irgendwann am Ende und wer einen geistig erschöpften Hund weiterhin durchs Training schleift, weil die bezahlte Stunde noch nicht um ist, wird mit Sicherheit weniger Fortschritte erzielen, als jemand der mit einem aufmerksamen, motivierten Hund zehn Minuten arbeitet. Und leider haben auch noch viele nicht begriffen, dass man auch ohne Hund an der Leine weiterlernen kann. Viel zu Wenige nutzen die Möglichkeit an den Trainingseinheiten der anderen teilzunehmen, zu beobachten, zu reflektieren und weiter zu lernen. Wer nach seinen zehn Minuten den Vierbeiner ins Auto packt und in bester Hundeschulmanier nach geleisteter Arbeit einfach verschwindet, beraubt sich dieser großen Chance im Vereinstraining und wird im Lernerfolg immer ins Hintertreffen geraten.

Vorurteil 7: Im Verein sind neue Sportarten nicht willkommen

Da kommt man voller Motivation in den Verein, absolviert brav seinen Grundkurs, macht die Begleithundeprüfung und eigentlich würde man gerne DogDance oder Agility machen, aber der furchtbare Verein bietet nur IPO an und weigert sich unverständlicherweise, das für einen zu ändern.
Nein, das ist nicht überspitzt formuliert, sondern passiert genau so regelmäßig in den Vereinen. Die Leute erwarten das rundum Spaßprogramm für Hund und Halter zum Vereinstarif und können nicht verstehen, dass die Vereine nicht jedem Trend nachgeben können und wollen. Verschiedene Sportarten fordern nicht nur mehr Organisation, sie kosten auch zusätzliches Geld für Geräte und vor allem benötigen sie auch fähige Trainer. Zu glauben, dass für jede Sportart plötzlich ein passender Ausbilder aus dem Nichts auftaucht, ist naiv. Ebenso unwahrscheinlich ist es übrigens, dass der Trainer, der kommerziell fünf verschiedene Sportarten in seiner Hundeschule anbietet, wirklich qualifizierte Ahnung von allen hat.
Wer eine bestimme Sportart mit seinem Hund ausüben will, sollte also von Anfang an einen Verein suchen, der diese auch anbietet und nicht darüber meckern, dass ein Verein nicht bereit ist, bestehende Strukturen zu ändern und irgendeines seiner Mitglieder zu neuen Trainerlehrgängen zu verdonnern, nur weil ein Neuanwärter es so will.

Vorurteil 8: Im Verein wird man als Mitglied nur ausgenutzt

Ja, Vereine haben die dumme Angewohnheit, dass von ihren Mitgliedern mehr erwartet wird, als schnell den eigenen Hund auf dem Platz zu bespaßen und dann in den Feierabend zu verschwinden. Arbeitsdienst, Küchendienst, Mithilfe bei Veranstaltungen, etc. werden vorausgesetzt. Eine Unverschämtheit, wenn man bedenkt, dass man für das Privattraining zweimal die Woche, 52 Wochen im Jahr doch ohnehin schon fast 100€ im Jahr bezahlen muss…
Man möge mir den Sarkasmus verzeihen, aber wer sich bei den Konditionen ausgenutzt fühlt, weil er einmal im Jahr helfen soll, im Vereinsheim Fenster zu putzen oder das Herbstlaub wegzufegen, kann gerne in einer Hundeschule bleiben und dort im Monat in seinen 5 Gruppenstunden für 100€ mit sechs anderen Hundehaltern auf dem Platz auf und abmarschieren.







Donnerstag, 11. Februar 2016

Sabine Balke und Bernd Koch – Hunde würden Frischfleisch kaufen

Unser zehntes Buch.

Im Untertitel verspricht das kleine Büchlein aus dem BoD Druck „Artgerechte Ernährung für jeden Geschmack und Geldbeutel“. Mit gerade mal 68 Seiten haben die Autoren einen sehr übersichtlichen Text abgeliefert, dem an manchen Stellen ein professionelles Lektorat nicht geschadet hätte. Neben dem ein oder anderen Rechtschreib- und Grammatikfehler fällt dem Leser auch sehr schnell der Tonfall unangenehm auf. Das ganze Buch wirkt wenig vertrauenserweckend, da es bei allem stets im Plauderton bleibt und Sachlichkeit vermissen lässt.
Es ist schön, dass die beiden Autoren ihre Leidenschaft für die Rohfütterung entdeckt haben und diese an die Leserschaft weitergeben wollen. Es beginnt mit einem kurzen Ausflug in die Natur des Hundes, der futtertechnisch eins zu eins mit dem wildlebenden und jagenden Wolf geleichgesetzt wird. Über die Futteraufnahme des Wolfes und die Fressgewohnheiten der einzelnen Beutetiere und was man so in deren Mägen findet, versuchen die Autoren den Bogen zum benötigten Nahrungsspektrum des Hundes zu schlagen. Ein versuch, der eher halbherzig bleibt, mit dem Verweis, dass man später genauer darauf eingehen möchte.
Denn anstatt sich näher mit der Rohfütterung und ihren Vorteilen auseinanderzusetzen, wird zuerst ein alter Kniff angewandt, der nie einen guten Eindruck hinterlässt und dennoch viel zu oft verwendet wird: Die „Konkurrenz“ schlechtmachen.

Die Autoren wenden sich im nächsten Kapitel den Inhaltsstoffen von Fertigfutterherstellern an. Es werden von verschiedenen Futterdosen die Etiketten, Auszüge der Werbehomepages und Preise zitiert und vorgerechnet, wieviel die Fütterung der eigenen beiden Hunde mit diesen Futtermitteln kosten würde. Erst gegen Ende kommt das Thema Rohfütterung wieder leicht in den Vordergrund, allerdings nur im Preisvergleich. Der Autor zählt auf, welche Summen sein privater Metzger für diverse Schlachtteile aufruft. Das ist zwar seitenfüllend, hilft dem Leser aber nicht weiter. Zum einen sind solche Privatvereinbarungen nicht auf den Frischfleischkauf bei anderen Metzgereien generalisierbar, zum anderen hat sich seit Erscheinen des Buches (2011) viel auf dem Markt getan.
Auch der letzte Dorfmetzger in Hinterdupfing hat in der Zwischenzeit Wind davon bekommen, dass man mit den Schlachtabfällen bei Hundehaltern Geld verdienen kann. Die Zeiten in denen man Pansen und Innereien für lau mitnehmen konnte, waren aber auch 2011 schon ziemlich vorbei.

Im nächste Kapitel ist dann das Trockenfutter an der Reihe. Ein kurzer oberflächlicher Abriss, was sich hinter den Inhaltsstoffen verbirgt und wieder die Kostenaufrechnung pro Tag und ein kurzer Abstecher zu Gemüseflocken und Co. Mit Rohfütterung hat das immer noch nichts zu tun, aber da man noch nicht lange gelesen hat, bleibt man als Leser geduldig, bis man sieht, dass ein weiteres Kapitel zum Thema Nassfutter folgt. Erneut wird durchgerechnet und gemutmaßt, wieviel wovon in einer Dose ist und was das alles kostet und wieder das Rechenbeispiel mit dem eigenen Metzger. Wäre man nicht schon auf Seite 40 und hätte damit 2/3 des Buches bereits hinter sich, würde man vermutlich an diesem Punkt genervt aufhören, weil die Argumentation auf der Stelle tritt. Aber da man ohnehin bereits den Großteil des Buches gelesen hat, kann man die paar Seiten auch noch durchhalten. Zum Ende des Kapitels bekommen die Autoren doch noch den Bogen zur Rohfütterung und verweist auf die Möglichkeit auch Rohfutter online in den Shops bestellen zu können.

Um auf die Rechenspielchen zurückzugreifen, die in diesem Buch so beliebt sind, nach über 66,6% des Buches haben wir nun endlich den Punkt erreicht, an dem das im Titel erwähnte Thema endlich behandelt werden soll.

Den Anfang in der Futterlehre macht dabei sofort die Verbotsliste, was nicht in den Napf darf. Es wird lieblos eine Liste hingeklatscht und zu keinem Punkt gibt es auch nur den Ansatz einer Erläuterung, wieso man es dem Hund nicht füttern sollte. Nur bei den Kohlehydratlieferanten wird erneut darauf verwiesen, dass sie in der Hundefütterung unnatürlich und schwer verdaulich seien. Aber was sich hinter dem Verbot von Schweinefleisch, Nachtschattengewächsen oder Zwiebeln steckt, wird mit keiner Silbe erläutert.  Nun endlich geht es los was und wie man füttert. Der Start wird mit Obst und Gemüse gemacht. Doch eine wirkliche Einführung gibt es nicht. Es folgt die erneute Erklärung mit dem Mageninhalt der Beutetiere für die Zerkleinerung der pflanzlichen Futterbestandteile und dazu der übliche Allgemeinplatz vom notwendigen Öl für die Aufnahme der Vitamine. Die Frage, woher im Beutetiermagen das Öl plötzlich kommen sollte, wird nicht gestellt. Ebenso wird nicht auf die Unterschiede der Ölsorten (Stichwort Omega3) eingegangen. Stattdessen gibt es seitenfüllende Fotos von Gemüsewürfeln und geschnittenem Rinderherz. Die abschließende Liste an Obst du Gemüse ist nett gemeint, aber auch hier wird mit keinem Wort etwas Weiterführendes erwähnt, sei es die mögliche Problematik der Säure bei Kiwi oder Orangen, Blähungen bei Kohlsorten oder die Auswirkung der Oxalsäure in Spinat und Roter Beete. Nun endlich geht es an die Kernsubstanz, das Kapitel über die tierischen Bestandteile der Rohfütterung. Immerhin wird hier kurz erwähnt, wieso kein Schweinefleisch verfüttert werden soll. Es folgt eine kurze Abfolge von Fleischsorten, die die Hunde der Autoren fressen, zusammen mit weiteren Fotos, die nicht wirklich Aussagekraft besitzen und nur die Seiten füllen. Den Abschluss bildet wieder eine Liste mit möglichen tierischen Teilen, die man in den Napf geben kann.
Es folgt eine Seite in der Milchprodukte, Öle und sonstiges abgehandelt wird. So kurz und unpräzise, dass jede Zusammenfassung an dieser Stelle mehr erzählen würde, als das Kapitel im Buch. Den Abschluss bilden noch die allgemeine Rechenformel für die Tagesfuttermenge und die Hinweise, dass die Bedarfsmenge individuell schwanken kann. Vermutlich die zwei einzigen Seiten in diesem Buch, auf denen der Leser wirklich etwas über Rohfütterung gelernt hat. Es folgen noch ein paar ungenaue Tagesrezepte und Snacktipps und damit ist das Buch auch schon aus.

Fazit: Es ist schön, dass die beiden Autoren von ihrer neuentdeckten Fütterungsart begeistert sind. Eine Hilfe für andere Interessierte und Neueinsteiger ist ihr Buch jedoch nicht, dafür enthält es zu wenige Informationen rund um das Thema und vermittelt zu wenig Wissen.


Als nächstes Buch auf der Leseliste:

Udo Gansloßer (Hrsg.) – Hunde aus dem Ausland

Die Klassifizierung des gemeinen Forenusers




Die Klassifizierung der verschiedenen Gattungen aus der Familie „Userus vulgaris“ im gemeinen Hundeforum. Ein Nachschlagewerk für angehende Moderatoren mit genauer Beschreibung der einzelnen Gattungen, woran man sie unterscheiden kann und mit welchen Komplikationen beim Zusammentreffen zu rechnen ist.
Im nachfolgenden Text werden die Political Correctness und die Tatsache, dass der größere Anteil an Hundeforennutzern weiblichen Geschlechts ist, außer Acht gelassen und die verschiedenen Gattungen ausschließlich im maskulinen Genus benannt.
Wieso? Weil die Autokorrektur sonst nervt!

Der Neueinsteiger

Irgendwann fängt jeder an. Die Gattung des Neueinsteigers fällt in erster Linie dadurch auf, dass sie nicht gewollt bösartig ist, dem gemeinen Moderator aber durch ihre Unwissenheit jede Menge zusätzlicher Arbeit beschert. Sie ist teils eine wandelnde Mod ABM. Das beginnt mit kleineren Verstößen gegen die Forenordnung – weil man diese nicht vorab gelesen hat, sondern bei der Anmeldung einfach nur auf „ok“ geklickt hat – und geht weiter mit einem Berg an Fragen zu Funktionen rund um das Forum, die man sich mit etwas Interesse auch leicht selber erarbeiten könnte. Oftmals darf man auch hinter ihnen aufräumen, weil Beiträge in falschen Themen landen, man nicht auf die Größenvorgaben für Bilder geachtet hat oder weil statt drei Antworten drei neue Themen quer durchs Forum erstellt wurden.
Der Neueinsteiger ist die am schwierigsten einzuschätzende Gattung, da er sich relativ unkontrolliert in jegliche Richtung entwickeln kann. Viele lernen ihre Lektionen schnell und werden zu angenehmen Usern, die das Forenleben positiv bereichern. Andere bleiben eine Dauerbaustelle, die es einfach nicht schaffen, sich an Regeln zu halten und Dauerbetreuung benötigen, bis das Punktekonto für einen Auswurf voll ist.

Der Steckenpferdreiter

Jeder hat ein Thema, das ihm besonders am Herzen liegt. Der Steckenpferdreiter hat dieses eine Thema aber zum existenziellen Mittelpunkt seines Forenlebens gemacht. Ein Beitrag in dem er sein Herzensthema nicht erwähnt, ist für ihn undenkbar. Egal wie abstrus die Kombination ist, der Steckenpferdreiter versucht immer vom ursprünglichen Thema abzulenken und die Diskussion in Richtung seiner Herzensangelegenheit zu dirigieren. Einsicht und Rücksichtnahme gehören nicht zu den Stärken diese Usergattung. Der freundliche Hinweis, dass der Trauerthread für einen verstorbenen Hund nicht der richtige Ort ist, um eine Diskussion über die Vorteile veganer Hundeernährung vom Zaun zu brechen ist, wird in der Regel mit wütenden Schimpftiraden quittiert. Denn schließlich würden die anderen nur keine Ahnung haben, wie wichtig dieses Thema ist und welche Koryphäe er doch auf diesem Gebiet ist. Eine vernünftige Diskussion über sein Betragen ist mit dem Steckenpferdreiter nicht möglich. Meistens gehört er zu den Usern die man früher oder später wegen fortgesetztes Störung der laufenden Diskussionen von der Forenteilnahme ausschließt.



Professor Doktor Doktor Google

Dieser User hat zwar in der Regel eher wenig Ahnung, aber zu jedem Thema eine Antwort. Seine Lieblingsinformationsquellen sind Google und Wikipedia und auch wenn er meistens nur die Hälfte von dem versteht, was er dort gelesen hat – und diese Hälfte auch noch falsch – posaunt er sein geklautes „Wissen“ im absoluten Brustton der Überzeugung in dir Forenwelt hinaus. Persönliche Erfahrungen und echtes Fachwissen können nie so richtig und wichtig sein, wie das was die allmächtigen Suchmaschinen ausgespuckt haben.
Und wehe dem User der es wagt Professor Doktor Doktor Google darauf hinzuweisen, dass er etwas falsch verstanden oder einen komplett unseriösen Inhalt als Quelle herangezogen hat, um sein Wissen über das Forum auszugießen. Einen Irrtum wird man nicht eingestehen, denn das Internet irrt nie. Man fährt eine Verbalattacke nach der anderen gegen die impertinenten Zweifler. Wenn man Glück hat, verzieht sich diese Usergattung irgendwann schmollend aus dem Forum, wenn sein Genie von den anderen Banausen nicht erkannt wird.

Der Missionar

Der Missionar ist nicht etwa zum persönlichen Vergnügen Mitglied in einem Hundeforum. Nein, diese Gattung bewegt sich mit einem höheren Ziel durch die weiten des Internets, nämlich seine ethische Überlegenheit zu demonstrieren und die fehlgeleiteten Hundehalter auf den rechten Weg zurückzuführen. Der Missionar diskutiert nicht, er predigt. Die Glaubensgebiete des Missionars liegen in der Regel in den Sektoren Ausbildung/Erziehung, Ernährung oder Gesundheit, wobei die Übergänge zwischen den einzelnen Themen hier fließend sein können. Die Meisten vertreten eine Einstellung die sie als „ethisch überlegen“ ansehen. Typische Beispiele für solche Überzeugungen sind „rein auf positiver Bestärkung aufgebaute Hundeerziehung“, „Barfen“ oder auch „vegan leben für Hundehalter“. Eine Sonderform des Missionars ist der „Jünger“. Ähnlich dem Missionar verbreitet auch er mit aggressiver Verbissenheit seine Lehren und versucht Andersdenkende in seine Glaubenswelt zu drängen. Der Unterschied zwischen den Beiden ist, dass der Missionar im Namen einer vermeintlich höheren Überzeugung predigt, während der Jünger hier weniger frei nach den Worten seines Gurus predigt, einem (meist namhaften) Hundetrainer oder Buchautor, der zu gewissen Dingen eine ganz eigene Philosophie entwickelt hat.
Der Missionar ist eine sehr kritisch zu betrachtende Gattung, verheißt sein auftauchen doch fast immer Ärger. Sein Diskussionsstil ist aggressiv, überheblich und beleidigend, die Begriffe Kompromiss und Selbstreflexion sind ihm fremd. Er ist ein Fanatiker, der in den meisten Fällen auf Grund seiner aggressiven Grundhaltung irgendwann entfernt werden muss

Das Urgestein

Ein freundliches Relikt aus den Anfangstagen eines Forums. Diese Gattung war der Newbie der ersten Stunde und hat alle Veränderungen und Entwicklungen mitgemacht, die eine Community im Laufe der Jahre durchlebt hat. Die direkte Teilnahme am Forenleben in Form von aktiven Beiträgen nimmt über die Jahre sicherlich ab und häufig findet man die Urgesteine nur noch in den Plauderthreads. Alles in allem ist dies eine sehr angenehme Gattung, die in der Regel wenig Arbeit macht und nur in Ausnahmefällen negativ auffällt, weil sie über die Jahre ein Anspruchsdenken entwickelt hat.


Der Aushilfssheriff
Eine äußerst nervige Gattung ist der Aushilfssheriff. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund sieht er es als seine Aufgabe der verlängerte Schatten der Mods zu sein und die Verstöße zu ahnden, die das offizielle Team seiner Meinung nach übersehen hat. Sein bester Freund ist der Meldebutton, mit dem er fast täglich Kontakt sucht. Zwar findet auch der Aushilfssheriff als blindes Huhn mal ein Korn und hat den Erfolg einen wirklichen Regelverstoß aufzutun, der den Mods bislang entgangen ist, doch in den meisten Fällen ist auch er nur eine wandelnde Mod ABM. Auch unter den anderen Usern ist er in der Regel sehr unbeliebt, weil das andauernde Gepetze und der dauerhaft erhobene Zeigefinger einem einfach keine Freunde einbringen kann.
Mit dieser Gattung gibt es in den meisten Fällen immer Stress. Zum einen beschweren sich die anderen User über den Oberlehrerton und die herablassende Art ihnen gegenüber, zum anderen ist der Hilfssheriff sehr schnell eingeschnappt, wen man seine Mühen nicht würdigt.

Der Geheimdienstler

Bei dieser Usergattung weiß man nie, ob sie ein fotografisches Gedächtnis haben oder irgendwo eine Kartei zu den anderen Forenusern führen. Der Geheimdienstler weiß alles, was die anderen jemals im Forum von sich preisgegeben haben und er vergisst kein Detail. Auf den ersten Blick scheint dieser kleine Spleen harmlos, doch leider nutzt der Geheimdienstler sein Wissen nicht zum Guten. Seine umfangreiche Datensammlung nutzt er jedoch ausschließlich zum eigenen Vorteil, um vermeintlichen Gegner in der Diskussion sein Wissen bei Zeiten gepflegt um die Ohren zu hauen. Egal was man wann, wo und wie gesagt hat, der Geheimdienstler weiß es und wenn man es wagt, nach Jahren seine Meinung in einer Sache zu ändern, einmal inkonsequent zu sein oder auf Grund von Freundschaften einmal mit zweierlei Maß zu messen, wird der Geheimdienstler zur vollen Form auflaufen.
Der Geheimdienstler ist im Forenalltag recht schwierig zu händeln, wenn er einmal zum Leben erwacht. Er provoziert und denunziert gezielt, um an sein Ziel zu kommen, fühlt sich dabei aber vollkommen im Recht, da er nur Aussagen der jeweiligen anvisierten User nutzt, ohne etwas zu unterstellen oder dazu zu erfinden. Einsicht, dass man alte Kamellen auch mal ruhen lassen kann, darf man nicht erwarten.

Der Forenhopper

Bereits in der Vorstellung fällt diese Gattung oftmals schon unangenehm auf. Der Forenhopper hat schon reichlich Erfahrung in diversen Internetforen gemacht und auf Grund seiner liebreizenden Persönlichkeit waren es in der Regel keine Positiven. Schon beim ersten Beitrag, weißt er in der Regel darauf hin, dass er auf der Suche nach einem vernünftigen Diskussionsforum ist und dass alle Anderen in denen er bislang war nur Schrott waren.
Es gibt einen Grund, wieso der Forenhopper von einem Forum zum nächsten wandert und nirgendwo Fußen fassen konnte und es liegt nicht daran, dass jedes andere Forum im Netz ein mies geführter Saftladen ist. Der Forenhopper hat eine ganz genaue Vorstellung, wie es laufen soll und läuft es nicht nach seinen Vorstellungen, reagiert er sehr schnell aggressiv. In der Regel geht die Auseinandersetzung sehr schnell in Pöbeleien und wüste Beschimpfungen gegen User und Team über. Bei dieser Gattung stellt sich in der Regel nur die Frage, wer dem Getue schneller ein Ende setzt, der Forenhopper selbst, weil er sich bestätigt fühlt, dass auch dieses Forum Mist ist und sich zurückzieht oder der Mod, weil er auf den Löschknopf drückt.


Die Forenmutti

Eine äußerst angenehme Gattung in der Familie der Forenuser ist die Forenmutti. Hierbei handelt es sich in der Regel um einen User älteren Jahrgangs. Er bringt viel Lebenserfahrung, aber auch viel diplomatisches Taktgefühl und Harmoniebedürfnis ein. Die Forenmutti steht mit Rat und Tat zur Seite in allen Lebensbereichen – manchmal auch ungefragt, was aber so ziemlich die einzige unangenehme Angewohnheit dieser Gattung ist – schlichtet Streit und versucht so gut es geht zwischen streitenden Parteien zu vermitteln. Im Umfeld der Forenmutti ist der größte anzunehmende Mod-Einsatz einmal ein schlichtendes Wort, weil sich jemand von der Fürsorge bevormundet fühlt.

Der Inselbegabte

Der Inselbegabte ist im Grunde genommen eine erwachsene Version des Steckenpferdreiters. Auch er hat ein Lieblingsthema, dem sein ganzes Forendasein gehört und dem allein er sich in seinen Beiträgen widmet. Anders als der Steckenpferdreiter besitzt der Inselbegabte allerdings genug Anstand und Rücksicht, sich aus Diskussionen die nichts mit seinem Thema zu tun haben einfach rauszuhalten. Nur wenn direkt Fragen zu seinem Fachgebiet gestellt werden, reagiert er. In der Regel ist sein Auftauchen ein Gewinn für alle Beteiligten, da er über großes Fachwissen innerhalb seiner Thematik verfügt und Fragen kompetent beantworten kann. Hin und wieder kann es vorkommen, dass es ihm bei immer wieder gestellten Anfängerfragen die sich im Bereich von Klischees und Vorurteilen bewegen, an Geduld und Taktgefühl mangelt, aber im Großen und Ganzen ist er ein angenehmer Forenteilnehmer, der wenig Ärger macht.

Der Werbemanager

Eine sehr nervige Gattung ist der Werbemanager. Sein einziges Daseinsziel im Forum ist die Präsentation seines Produktes. Dabei ist es für den Arbeitsaufwand und den Nervfaktor, den er für die Mods hat, irrelevant ob er ein gewerbliches Ziel verfolgt oder einfach nur auf sein Lieblingstierschutzprojekt, seine eigene Homepage oder seinen Deckrüden aufmerksam machen möchte. An einem Austausch mit anderen Usern ist er nicht interessiert, dem Werbemanager geht es ausschließlich darum, Leute auf seine Internetseiten zu locken. Manche spamen die Werbelinks ziel- und zusammenhanglos in jedes Thema, das ihnen gerade vor den Mauszeiger kommt, andere suchen sich themenverwandte Gebiete, um ihren Link darunter zu kopieren. In diesen Fällen ist der Werbemanager einwandfrei und sehr schnell zu identifizieren. Allerdings geht manch einer schon subtiler vor. In passenden Themen werden immer wieder Hinweise auf „empfehlenswerte“ Produkte gepostet, die man mit entsprechender Anleitung über Google auch im richtigen Shop findet oder es wird immer wieder in der Unterhaltung auf den eigenen Blog oder die Arbeit im Verein XY hingewiesen. Hier ist dann gerade bei kommerziellen Belangen etwas mehr Detektivarbeit gefragt, um herauszufinden, ob es sich wirklich nur um einen begeisterten Käufer handelt oder um jemanden, der sein Produkt entsprechend bewerben will. Doch egal ob kommerzieller oder privater Werbemanager, diese Gattung ist sehr zeit- und arbeitsintensiv und sollte nach Entdeckung ohne zweite Chance entfernt werden. Schont die Nerven aller Beteiligten.


Der Seelenstripper

Bei dieser Gattung kann man die erschreckende Entwicklung sehr deutlich erkennen, die Facebook und Co in manchen Menschen in Gang gesetzt haben. Der Seelenstripper ist ganz heiß darauf, sein Innerstes nach außen zu kehren. Die Bedeutung des Wortes Privatsphäre ist ihm vollkommen unbekannt, oder seine Definition davon ist derart verschoben, dass es nichts gibt, was er mit der Forengemeinde nicht teilen kann. Angefangen davon, wo man bei der letzten Wahl das Kreuzchen gemacht hat, über den Bericht der eigenen Darmspieglung bis hin zur Farbe der Unterhose, die die beste Freundin bei gemeinsamen Gassitreffen immer trägt, nichts ist zu intim, um es im öffentlich einsehbaren Forenteil in allen Details zu schildern. Nicht nur die eigene Privatsphäre wird dabei außer Acht gelassen, auch die anderer Personen ist dabei nicht von Bedeutung und so erfahren die anderen User alle Einzelheiten zu Freunden, Familie und diversen Beziehungen des Seelenstrippers, ob sie nun wollen oder nicht. Einsicht kann man nicht erwarten, wenn man bittet sich mit zu persönlichen Details zurückzuhalten, denn selbst die komplette Familiengeschichte und die eigenen online Banking Passwörter werden nicht als zu privat empfunden. Ein Einlenken kommt erst, wenn es von irgendeiner Seite Gegenwind gibt und man sich dabei auf die zahlreichen Informationen bezieht, die der Seelenstripper so bereitwillig geliefert hat. Ab diesem Punkt schreit er Zeter und Mordio, verlangt eine Löschung all seiner Beiträge und droht in der Regel auch noch mit seinem Rechtsanwalt, wenn man diesem Wunsch nicht augenblicklich nachkommt.
Der Seelenstripper ist eine sehr lästige Gattung, der man bereits beim ersten Auftreten am Liebsten einen guten Psychologen und eine Gesprächstherapie empfehlen möchte. Um sich das Leben im Forenalltag zu erleichtern, sollte man schon beim ersten Anzeichen ein großes Laken nehmen und den Seelenstripper fest darin einwickeln.

Der Fototerrorist

Eine Gattung die sich sehr häufig in Hundeforen verirrt, ist der Fototerrorist. Ein enthusiastischer User, der meist gerade seine erste digitale Spiegelreflexkamera erworben hat. Wie man sieh handhabt, hat er gerade auch herausgefunden und jetzt wird quasi täglich losgezogen, um auf Motivjagd zu gehen. Beim hundebesitzenden Fototerrorist beschränkt sich diese Suche in der Regel relativ schnell nur auf eins, nämlich seinen Vierbeiner.
Und so wird das Forum jeden Tag mit dutzenden neuen, lustigen Bildern beglückt. Der Hund wie er auf einem Baumstamm steht, der Hund im Wind, der Hund am Morgen, der Hund am Abend… Hat der Fototerrorist die Serienbildfunktion entdeckt, gibt es schon mal 50 Bildern auf denen im Grunde jedes Mal das Gleiche zu sehen ist, auch wenn er schwört, dass es ganz unterschiedliche Aufnahmen sind, denn auf Bild 13 sieht man genau, dass der Hund gerade einatmet und auf Bild 41 haben sich drei Haare bewegt. Leider reagiert der Fototerrorist sehr ungehalten, wenn die gemeinen Forenuser diese Raffinesse nicht erkennen. Wirklich Ärger gibt es aber, wenn seine täglichen Posts nicht mehr mit Dauerapplaus und Standing Ovations bedacht werden. Ist es doch eine Unverschämtheit, dass das Motiv, das schon 20mal zuvor Jubelstürme ausgelöst hat, beim 21. Mal keine große Beachtung mehr findet. Große Arbeit macht der Fototerrorist nicht, so lange man es schafft, die Darbietung seiner Kunstwerke auf einen Fotothread zu begrenzen. Lästig fürs Team wird er nur, wenn er der Meinung ist, dass die Forensoftware es nicht zulässt, dass seine Bilder in gebührender Größe und Auflösung darzustellen. Sein Gejammere über seine Nichtbeachtung beschränkt sich in der Regel auf seinen eigenen Thread und macht somit wenig Ärger im allgemeinen Forenbetrieb.

Der Brandstifter

Der Brandstifter wird oftmals fälschlich für einen Troll gehalten, ist aber wesentlich nerviger. Denn im Gegensatz zum Troll, der seine Geschichten aus Langeweile erfinden, lügt der Brandstifter nicht, sondern meint seine Aussagen und Ansichten durchaus ernst. Hier gibt es zwei Unterarten des Brandstifters, den Einzeltäter und die Nachhut. Der Einzeltäter tritt alleine auf und verbreitet aktiv seine umstrittenen Thesen. Die Gepflogenheiten einer seriösen Diskussion lässt er dabei gerne außer Acht. Seine Meinung steht fest und wer den Versuch startet, ihn mit Fakten zu verwirren, darf sich sicher sein, dass eine Schimpftirade folgen wird, die oft deutlich unter die Gürtellinie geht. Sachliche Argumente gehören nicht zum Repertoire des Brandstifters. Doch dafür hat er eine auserwählte Gruppe treuer Gefährten, die seine Ansichten und Manieren teilen. Und eben diese treten auf den Plan, wenn man den Einzeltäter Brandstifter nach dem wiederholten Verstoß gegen die Benimmregeln aus dem Forum wirft. Die Gefolgschaft fällt dann als Nachhut im Forum ein. Manchmal einer nach dem anderen, manchmal kommen sie gleich Gruppenweise, um dem zu unrecht Verbannten nachträglich beizustehen und dem dummen Forenvolk klar zu machen, dass der Fehler bei ihnen und ihren Ansichten liegt. Da sie dabei kein Interesse an wirklichem Austausch haben und selbst eine tollwütige Kanalratte ein besseres Benehmen an den Tag legt, sollte man die Brandstifter Nachhut beim ersten Erkennen aus dem Forum entfernen, um sich unnötige Mehrarbeit zu ersparen.

Das Mysterium

Das Mysterium ist eine Gattung, bei der man sich immer wieder fragt, wieso sie sich überhaupt in einem Forum herumtreibt. Das Mysterium ist der Gegenpol zum Seelenstripper. Seine Privatsphäre ist ihm heilig. So heilig, dass sein Gegenüber in der Diskussion noch nicht einmal weiß, ob er mit einem Mann oder einer Frau diskutiert. Klarnamen, selbst nur ein Vorname sind absolut tabu, die Emailadresse lässt keinerlei Rückschlüsse auf die Person dahinter zu. Das Profil ist leer, es existiert keine einzige Beschreibung zu ihm oder einem seiner Hunde und Bilder gibt es erst recht nicht.

In den meisten Fällen ist das Mysterium ein User, der wenig Ärger macht. Es ist uninteressant mit ihm zu diskutieren, weil man zu wenig weiß, um einschätzen zu können, wieviel Ahnung und Aufrichtigkeit hinter den Aussagen steckt, aber alles in allem ist es in der Regel harmlos. In Ausnahmefällen nutzt das Mysterium jedoch seine Anonymität, um in Ruhe Tiefschläge verteilen zu können, während es selbst wenig Angriffsfläche bietet, da keinerlei Misserfolge und Verfehlungen zugeordnet werden können. In diesem Fall sollte man das Mysterium bei der ersten Gelegenheit aussortieren. Eine wirkliche Bereicherung für das Forum stellt das Mysterium nie da und in der Stänkerunterart macht es nur Ärger.



Mittwoch, 3. Februar 2016

Helen Zulch & Daniel Mills – Fit for Life… Was Welpen lernen müssen

Unser neuntes Buch


Ja, der nächste Bericht aus dem Bücherregal folgt sehr schnell und das hat einen sehr einfachen Grund. War Wachtels „Hundezucht 2000“ ein ernstzunehmender wissenschaftlicher Text, den man wirklich durcharbeiten musste, verbirgt sich hinter „Fit for Life“ leider nur ein oberflächlicher Lesequickie. Auf meine Leseliste hat es das Buch geschafft, weil es in mehreren Portalen als DAS eine Welpenbuch gehyped wurde, dass jeder Hundehalter unbedingt gelesen haben sollte und auch die namhafte Hundetrainerin Jean Donaldson schlägt mit ihrem Vorwort zum Buch in diese Kerbe und überschüttet die Autoren mit Lorbeeren.


Das Buch umfasst zehn Lernlektionen auf 115 Seiten von denen jedoch viele (inhalts)leer sind. Jede Lektion beginnt mit einer Art Deckblatt, einer Seite auf der nichts außer Name und Nummer der vorgestellten Lektion steht und endet mit einem „Arbeitsblatt“, also einer Seite auf der man Notizen zum Training der Lektion. Macht nach Adam Riese schon einmal 20 leere Seiten im laufenden Text. Hinzukommen massenweise teils seitenfüllende Fotografien von spielenden Hundewelpen unter denen noch einmal Aussagen aus den Textpassagen wiederholt werden.

Generell ist das ganze Layout auf Platzverschwendung ausgelegt, was man auch deutlich an den überdimensionalen Seitenrändern erkennt. Der wirklich aussagekräftige Inhalt des Buches ließe sich vermutlich auf 30 Seiten zusammenfassen, ohne dabei eine wichtige Aussage und die Beispiele zu kürzen. Aber irgendwie muss man den Preis wohl rechtfertigen, deshalb greift man zu diesem äußerst ausladenden Design.


Die vorgestellten Lektionen beinhalten sicherlich wichtige Lerninhalte, von Umweltgewöhnung, über Vertrauensaufbau zum Hundehalter, Impulskontrolle, Ruhe lernen und Hausstandsregeln. Allerdings werden diese schon unter derart kindlichen Überschriften vorgestellt – z.B. „Ich habe gute Manieren und kann „bitte“ sagen“ – dass man als erwachsener Leser schon arg am Hadern ist, ob man auch das passende Zielpublikum für das Buch ist. Zudem bleibt die Beschreibung des Aufbaus einzelner Übungen und das Herangehen an die einzelnen Lektionen sehr oberflächlich.

Das Plädoyer für liebevolle Konsequenz und den Welpen auch bei Zeiten einfach Hund sein lassen und seinen Bedürfnissen nachkommen zu lassen, rettet das Buch leider auch nicht mehr, ebenso wenig das Nachsatzkapitel zum Erlernen der Leinenführigkeit.


Ein hübsch gestaltetes Buch mit schönen Bildern von spielenden Hundewelpen, das aber inhaltlich eher wenig zu bieten hat und sicher dem Ausnahmestatus, der ihn von einigen verliehen wird, auf keiner Seite gerecht werden kann. Für den interessierten Welpenkäufer gibt es sicherlich geeigneteren Lesestoff, wenn er lernen möchte, wie er den vierbeinigen Nachwuchs auf das Leben vorbereiten kann.


Als nächstes Buch auf der Leseliste:

Sabine Balke und Bernd Koch „Hunde würden Frischfleisch kaufen“

Dienstag, 2. Februar 2016

Natur pur - Roh ins Chaos



Vor ein paar Jahren war das Barfen noch eine Randerscheinung in der Hundefütterung, heute ist es in aller Munde bzw. in allen Näpfen. Als ich vor gut 10 Jahren mit der Rohfütterung begann, musste man im Grunde noch jedem anderen Hundehalter erklären, was das überhaupt ist. Jetzt weiß jeder worum es geht – oder glaubt es zumindest – und viele haben es auch schon probiert.

In der Theorie gefällt mir die Vorstellung, dass sich immer mehr Hundehalter für die Rohfütterung interessieren. Doch in der Realität jagen mir die Auswüchse die dieses Thema annimmt, kalte Schauer über den Rücken.

Rohfütterung ist gesund und nichts wofür man studiert haben muss, um es richtig zu machen. Aber was in der Vorstellungswelt mancher daraus mutiert, ist schon sehr abenteuerlich. Die verschiedenen Modelle der Fütterung mutieren plötzlich zum Allheilmittel gegen alles Übel in der Hundewelt. Egal ob BARF, Prey-Model (und nochmal für alle zum Mitschreiben es nennt sich PREY-Model und nicht PRAY-Model auch wenn Beten vielleicht ab und an keine schlechte Idee wäre bei dem Irrsinn, der im Futternapf tobt) oder eine sonstige Spielart der Rohfütterung, es ist die alleinige Antwort auf allen Beschwerden die den Fifi plagen. Ein Tierarzt wird überflüssig, sobald Rohfleisch im Napf liegt. Glaubt man dem geballten Wissen in diversen Online Portalen, gibt es kein Wehwehchen, das man auf diese Art nicht heilen oder verhindern könnte. Roh gefütterte Hunde bekommen keine Magendrehung, roh aufgezogen beugt HD und ED vor, da Allergien alle samt und sonders nur von Industriefutter kommen, lassen sich alle ausnahmslos ebenso mit Barf bekämpfen, selbst Krebs lässt sich mit Rohem verhindern und auch bekämpfen. Diabetes, Herzleiden, Niereninsuffizienz und Schilddrüsenprobleme treten ebenso wenig auf wie Spondylose, Arthrosen und Bänderrisse, wenn man nur richtig füttert.
Die wildesten Theorien ranken sich rund um die Rohfütterung und werden mit Vehemenz vertreten und verteidigt. Wer wagt, leise darauf hinzuweisen, dass viele der genannten Erkrankungen eine – oftmals nicht unerhebliche – genetische Komponente besitzt, wird niedergebrüllt. Man habe eine Gehirnwäsche von der Futtermittel- oder der Pharmaindustrie bekommen oder einfach zu wenig Erfahrung.
Ich habe bis jetzt vier Hunde rohernährt, zwei davon wurden roh aufgezogen. Cauda Equina, Spondylose, Magendrehung und Krebs konnte die gesunde Ernährung dennoch nicht verhindern. Naja, vielleicht habe ich da ja auch nur etwas falsch gemacht…

Falsch machen ist ein schönes Stichwort, denn glaubt man den selbsternannten Profis, kann man bei der Rohfütterung nichts falsch machen, man muss sich nur an den natürlichen Bedürfnissen des Hundes orientieren. Man braucht sich nicht vorab informieren, sondern kann alles rein nach Bauchgefühl machen. Klingt gut, nur leider ist die traurige Wahrheit, dass die meisten Leute keinen blassen Schimmer von den natürlichen Bedürfnissen ihres Hundes haben und ihr Bauchgefühl in einer rosaroten Zuckergusscomicwelt stecken geblieben ist. Was dabei rauskommt, wenn die Leute auf ihr Gefühl hören, kann man ständig in den unzähligen Hilferufen verzweifelter Barf Anfänger in diversen Foren nachlesen. Ein paar typische Beispiele gefällig? Regelmäßig trifft man zum Beispiel auf den mysteriös abmagernden Hund. Der kleine 10kg Mischling hat seit drei Wochen Rohfutter jetzt schon drei Kilo abgenommen und das obwohl er jeden Tag schon ein Kilo Putenbrust aus dem Supermarkt zu fressen bekommt und dazu Babybrei aus dem Gläschen in diversen Geschmacksrichtungen, weil man mal gehört hat, dass Abwechslung wichtig ist. Ein weiterer Kandidat, der immer wieder in Hilfsthreads aufschlägt, ist der verzweifelte Hundebesitzer, der fürchtet, dass sein Hund Rohfutter nicht verträgt. Seit zwei Monaten versucht man jetzt den Hund umzustellen und er hat einfach nur noch Durchfall. Auf die Idee, dass man vielleicht auch etwas Anderes füttern müsste, als nur den Pansen und die bindegewebsreichen Reste, die es gratis beim Metzger gibt, kommt man nicht, ist ja alles roh und damit gesund. Den dritten Platz in dieser Gruselolympiade nehmen die „Knochen müssen ja sein“ Anfänger ein. Ja, Knochen gehören zur Rohfütterung und sind, richtig gefüttert, harmlos und gesund. Doch immer wieder stürzen sich Anfänger ins Abenteuer Knochenfütterung ohne den Hauch einer Ahnung. In bester Absicht wird dem Hund dann als erste Knochenmahlzeit ein komplett fleischloser Beinknochen vorgesetzt, damit Fifi auch ordentlich was zu kauen hat. Das böse Erwachen kommt dann in den nächsten Tagen in Form von schmerzhaften Knochenkot – oder im schlimmsten Fall einem Darmverschluss – wenn Hund zu viel Knochen gefressen oder gar größere Stücke verschluckt hat.

Nein, man braucht sicher keinen Doktortitel in Ernährungswissenschaften der Caniden und man muss auch nicht jede Zutat bis aufs tausendstel Gramm nachrechnen und abmessen, aber man sollte sich im Vorfeld über die Grundbedürfnisse des Hundes informieren und zumindest einmal knapp überschlagen, wie viel man von was füttern muss, um die Bedarfswerte zu erreichen und sicher zu stellen, dass der Hund mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt ist.

Wirklich interessant wird es allerdings erst, wenn es um die Heilung kranker Hunde mittels Heilpflanzen oder sonstiger Zusatzfuttermittelchen geht. Ja, wir erinnern uns, der rohgefütterte Hund wird eigentlich nicht krank, aber es gibt doch Exemplare, die diese anerkannte Tatsache noch nicht mitbekommen haben und sich trotzdem etwas einfangen. Egal ob Erkältung, Verstauchung, Durchfall oder Arthrose, gegen alles ist ein Kraut gewachsen. Wenn man vorbeugen möchte kann man auch gleich den Multimix aus dem Barfladen füttern, wo sich auf 250 Gramm 40 verschiedene Kräuter in getrockneter, gemahlener und zu Pellets gepresster Form gegen alles helfen von Arthrose bis zu zentralnervösen Störungen. Unnötig zu erwähnen, dass diese Mikrodosierungen der Heilpflanzen nie auch nur annähernd eine therapeutische Dosis erreichen, um irgendetwas zu erreichen. Doch dann gibt es noch freiverkäufliche, natürliche Mittel mit echter Wirkung und auch diese werden bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit empfohlen. Sicherlich mag man mit etwas gutem Imkerhonig keinen Schaden anrichten, aber bei Heilpflanzen sieht es schnell anders aus. Denn nur, weil ein Mittel natürlich und 100% pflanzlich ist, ist es nicht automatisch harmlos. Woher dieser gefährliche Irrglaube stammt… keine Ahnung, aber auch hier ist das gesunde Bauchgefühl abhandengekommen und alles Natürliche wird zum Heilsbringer verklärt, immer gesund und absolut ungefährlich. Das Gift des Grünen Knollenblätterpilzes ist auch 100% pflanzlich, ich würde mich aber hüten, es als ungefährlich einzustufen. Sicher sind Ackerschachtelhalm, Mariendistel, Ulmenrinde und Co nicht giftig, allerdings sollte man sich auch hier einfach im Vorfeld über Anwendungsgebiete, Wirkungen und mögliche Nebenwirkungen informieren und nicht davon ausgehen, dass falsch angewandte Heilkräuter keine negativen Folgen haben können.  



Es bleibt zu hoffen, dass die verirrten Rohfütterer aus ihrer Fantasiewelt wieder aufwachen und in die Realität zurückfinden, denn die verklärte Sicht auf Barf und Co dürfte den Hunden mehr schaden, als das verfemte Billigindustriefutter. Durchdachte Frischfütterung wird für uns hier immer das Mittel der Wahl bei der Hundeernährung sein. Bei dem Chaos, das im Namen der natürlich gesunden Rohfütterung aber derzeit in so manchen Näpfen aus schlichter Unwissenheit angerichtet wird, packt mich jedoch das kalte Grauen.