Mittwoch, 15. Juni 2016

Nina Miodragovic - So denkt ihr Hund mit



Unser 13. Buch

Das Buch von Nina Miodragovic wird gerne empfohlen, wenn interessierte Hundehalter etwas an der Unterordnung des Hundes ändern wollen. Wenn die Freude fehlt oder sich Fehler eingeschlichen haben, soll der „neue“ Weg der Autorin eine passable Lösung bieten. Gerade bei einigen „nur positiv“ Leuten aus dem Obedience Bereich hat man, wenn sie über das Buch sprechen, bisweilen fast den Eindruck, es sei ihre Heilige Schrift. Immerhin verspricht der Untertitel einen „neuen Weg zu Freude und Präzision im Hundesport“.

Der neue Weg zum freudig mitarbeitenden Sporthund führt in diesem Buch ausschließlich über die Arbeit mit dem Clicker. Der Beginn beschreibt die grundlegende Philosophie der Autorin und bietet eine kleine Einführung in die Grundlagen der Lerntheorie. Dieser kleine Exkurs gerät jedoch etwas verwirrend, weil nicht die wissenschaftlich festgelegte Terminologie für das operante Konditionieren durchgängig genutzt wird, sondern die Begriffe positiv und negativ auf dem Lernweg in ihrem ethisch-moralischen Sinn von gut und schlecht verwendet werden. Ob es ein Übersetzungsfehler ist oder mal wieder die mangelnde Kenntnis der korrekten Verwendung der Begriffe dahintersteht, möchte ich an dieser Stelle nicht beurteilen.

Die Autorin betont bei jeder Gelegenheit, dass nur der freiwillig arbeitende Hund eine zuverlässige, konstante und vor allem stets freudige Arbeit leisten wird. Um dies zu erreichen geht sie jedoch einen sehr extremen Weg und schränkt die Ausbildungsmittel stark ein. So wird ausschließlich mittels Futter und Clicker über das Shapen des Verhaltens gearbeitet. Den Hunden mithilfe des Futters in die gewünschte Position zu helfen, lehnt sie ab.
Ebenso wird wiederholt darauf hingewiesen, dass die Belohnung mittels Spiel kontraproduktiv sei und sogar bereits erreichte Lernziele durch Spielen gelöscht werden. Eine Grundlage für diese Aussage oder eine wissenschaftliche Quelle hierfür nennt die Autorin jedoch nicht. Die Angabe, dass auch das körperliche Lob durch Streicheln dem Hund bei der Arbeit generell zuwider ist und deshalb unterbleiben muss, begründet sie aus den Beobachtungen die sie an ihren eigenen Hunden gemacht hat. Ob diese Abneigung von Körperkontakt bei der Arbeit jedoch pauschalisiert werden kann, bleibt fraglich, ebenso wie ihre sehr eigene Meinung zur Ausbildung über Spielzeug.

Sehr positiv ist zu erwähnen, dass Miodragovic darauf hinweist, dass solche Arbeit mit dem Hund Geduld und Zeit brauchen und man viel mit Gefühl vorgehen muss, um eine Überforderung und ein zu hohes Stresslevel beim Hund zu vermeiden. Jedoch fällt sehr negativ auf, dass es neben dem Clicker Aufbau über Futter keinen Plan B gibt, für Tiere die sich nicht über Futter motivieren lassen. Die Autorin rät hier ausschließlich dazu, die Wertigkeit des Futters zu steigern – von einfachem Trockenfutter bis hin zu Wurst oder gekochtem Herz. Zeigt dies keinen Erfolg, rät sie nicht dazu, andere Belohnungswege zu testen, sondern erklärt solche Hunde für zu diesem Zeitpunkt nicht weiter trainierbar. Eine Aussage die für Hilfesuchende an dieser Stelle höchst frustrierend ist.

„So denkt ihr Hund mit“ ist ein durchaus gut lesbares Buch mit manch wertvollem Tipp, jedoch nur für absolute Clickerfans zu empfehlen. Wer sich über Alternativen im Training informieren möchte oder nicht wirklich gut und/oder gern mit dem Clicker arbeitet, wird von dem Buch sehr enttäuscht werden und nur wenig Verwendbares für den eigenen Trainingsaufbau finden, weil Miodragovic sich und ihre Leser in der Auswahl der Trainingsmittel in diesem Buch extrem einschränkt.

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