Freitag, 22. Mai 2015

Wo sind all die Sportler hin

 

Jedes Jahr werden tausende Gebrauchshunde alleine in Deutschland geboren. Jedes Jahr versprechen tausende Welpenkäufer diesen Nachwuchs sportlich auszubilden und zu führen und jedes Jahr verschwinden tausende Nachwuchssportler mit ihren vierbeinigen Sportkollegen quasi vom Erdboden.
Mein Rüde hat fünf Wurfgeschwister. Eine Hündin wurde als Suchhündin beim privaten Wachdienst ausgebildet, ein Rüde wird hobbymäßig im Mantrailing geführt, der Rest des Wurfes ist von der Bildfläche verschwunden, keine Ausbildungskennzeichen hinterlegt. Meine Hündin hat acht Wurfgeschwister. Eine Schwester wird in der IPO gearbeitet, eine weitere Schwester wird in BGH geführt. Der restliche Wurf ist weg.

Wo sind all die Sportler hin?

Die Leute kommen zum Hundeplatz, mit jungen gut veranlagten Hunden, hochmotiviert und werden an den meisten Orten auch freundlich und offen empfangen. Sie freuen sich, trainieren ein wenig, haben große Pläne, trinken Kaffee und verschwinden eines Tages plötzlich wieder. In den wenigsten Fällen gab es einen Vorfall, nur selten gab es böses Blut. So schnell wie die Begeisterung für den Hundesport und die Arbeit mit dem jungen Familienzuwachs kam, ist sie auch wieder verschwunden.

Ein Phänomen mit dem nicht nur der IPO Sport zu kämpfen hat. Auch in den Agility Vereinen und den Hundeschulen bietet sich ein ähnliches Bild. Die Kurse sind in der Regel besser gefüllt als der IPO Platz, das ist gewiss, doch besucht man die Kurse ein halbes Jahr später sieht man die altbekannten Recken, die dem Sport seit Jahren die Treue halten und neue motivierte Gesichter, die in ein paar Monaten wieder verschwunden sein werden.

Woran liegt es, dass künftige Weltmeister beim Welpenkauf wie Primelchen aus dem Boden schießen, nur um so schnell wieder zu verschwinden wie sie aufgetaucht sind? An der Qualität der Hunde kann es nicht liegen und wenn man sich umsieht und erkennt wie vielschichtig und modern die Ausbildungsmethoden auch in der SV OG der tiefsten Provinz geworden sind, kann es in der breiten Masse auch nicht daran liegen, dass die ewig vorsintflutlichen Ausbildungswege moderndenkende Hundefreunde verschreckt haben.

Vielleicht liegt es an der modernen Erwartungshaltung. Erfolg muss sofort sichtbar sein, er muss schnell eintreten und falls irgend möglich sollte er auch bitte vom Himmel fallen. Die Wenigsten sind heute nach bereit oder fähig, für ihren Erfolg auch wirklich zu arbeiten. Man kommt sich bisweilen vor wie im Kindergarten. Langzeitplanung liegt den Meisten nicht mehr und wenn man nicht binnen ein paar Wochen auf demselben Trainingsstand ist, wie der Vereinskollege, der seit zwei Jahren konsequent arbeitet und die größten Rückschläge schon hinter sich hat, verlässt manchen schnell die Motivation.

Es ist „in“ geworden, sich wie ein bockiges kleines Kind hinzustellen, mit dem Fuß aufzustampfen und alles hinzuwerfen, wenn der Weg mal steinig wird und man seinen Willen nicht sofort bekommt. Eine Entwicklung die per se nichts mit dem Hundesport zu tun hat, deren Auswirkungen man aber nur zu deutlich auf den Hundeplätzen spürt.
Wird zu Beginn noch fleißig trainiert, kommen die Neulinge bald nur noch zum Plaudern und Kaffeetrinken und bald gar nicht mehr. Vergessen die großen Vorhaben, vergessen die Worte die man dem Züchter sagte, als die Pläne noch groß und vor allem theoretisch waren. Durchhalten, sich auch über längere Zeit für eine Sache engagieren können nur noch wenige dieser Tage.

Hie und da findet man noch einen, einen vom alten Schlag bei dem das Interesse nicht nur ein schickes Strohfeuer ist. Einen, der nicht nur dem aktuellen Trend hinterherläuft und in Kürze zum nächsten In-Sport mit oder ohne Hunde wechseln wird. Teamplayer mit Durchhaltevermögen und echtem Engagement sind selten geworden in der modernen Gesellschaft. Eine traurige Entwicklung und es bleibt nur zu hoffen, dass es ein Umdenken geben wird, nicht nur im Interesse des Hundesports.

Montag, 11. Mai 2015

Wenn Hänschen nicht schwimmen kann...


 
…ist bekanntlich ohnehin immer das Wasser schuld. Die Prüfungs- und Turniersaison hat begonnen, die ersten Meisterschaften haben stattgefunden und sie blüht wieder, die große bunte Ausredenkultur.

Für uns steht die erste Prüfung an und ja ich habe weiche Knie dabei, weil ich weiß, dass wir gerade in der Unterordnung noch so ein paar Defizite haben, bei denen ich mir nicht sicher sein kann, ob die kleinen bunten Glasperlen im Kopf meines Hundes nicht plötzlich anfangen Samba zu tanzen und es der Madame mitten in der Arbeit die Sicherungen rauslässt. Das ist der aktuelle Stand auf dem wir gemeinsam kämpfen. Dafür gibt es viele Gründe, sicher auch einige Ausreden, aber wenn die Prüfung gelaufen ist, ist dieser Stand die Ursache für das Ergebnis.

Haben die Trainingskollegen an diesem Nachmittag ein besseres Ergebnis in der Leistungsurkunde stehen, wird es daran liegen, dass sie am Prüfungstag den besser vorbereiteten Hund hatten. Mag sein, dass einige es bei der Ausbildung leichter hatten, weil sie einen besser veranlagten Hund an der Leine haben, aber am Ende wird es immer das Ergebnis der eigenen Arbeit sein.

Umso erschreckender finde ich die Statements, die man zurzeit in diversen Foren, auf Facebook und auf Vereinsseiten zu lesen bekommt. Vor der Prüfung wurde groß getönt, was man alles hat und kann und mit welchen Ergebnissen man definitiv nach Hause kommen wird. Die Ernüchterung folgte sehr schnell, wenn der Richter die Betroffenen bei der Besprechung recht unsanft mit der Realität kollidieren ließ. Erschreckend ist nur die Reaktion der Leute. Die Idee, sich das nächste Mal besser vorzubereiten taucht nur selten auf. Nein es wird darüber gewettert, dass man das hässlichere Stück der Fährtenwiese hatte, dass der Richter bei den Fehlern der anderen nur gerade auf sein Richterblatt gesehen hat und dass der Figurant ein Stümper war. Schuld an der eigenen durchschnittlichen Leistung sind sofort die anderen.

Selbst auf der FB Seite eines amerikanischen Trainers ist plötzlich die eigene Nationalität ein Hinderungsgrund, weil man durch die lange Anreise, die fremden Helfer und die ausländischen Richter immer nur Nachteile habe. Teilnehmer aus China… die sind eben einfach nur untalentiert, haben die schlechteren Hunde und sind von der Ausbildungsweise nicht auf dem Stand der Zeit. Bei den Amerikanern ist es die Tatsache, dass die Richter keine Amerikaner waren und die Meisterschaft in einer anderen Zeitzone stattgefunden hat.

Wie es ein Deutscher geschafft hat die WUSV WM in den USA zu gewinnen, steht auf einem anderen Blatt.

Es ist traurig, dass man sich selbst in den hohen Sporträngen mittlerweile damit angefreundet hat, sich nicht der Kritik zu stellen und an sich selbst zu arbeiten, sondern in erster Linie eine schnelle Erklärung zu suchen und am Liebsten eine, bei der jemand anders Schuld ist.

Ich werde dieses Jahr auf einigen Prüfungen und Meisterschaften auf den Zuschauerrängen stehen und ich hoffe, dass ich es wieder öfter erleben werden, dass in dem Moment wenn Hänschen untergeht nicht auf das Wasser geschimpft, sondern wieder überlegt wird, ob man den Schwimmunterricht nicht doch anders gestalten sollte.

 

In diesem Sinne, euch allen eine erfolgreiche und selbstkritische Prüfungssaison.