Sonntag, 20. August 2017

Das Klagelied der Hundesportler




Die Prüfungssaison ist in vollem Gange. Die ersten Frühjahrsprüfungen sind schon lange vorbei, die Landesgruppenprüfungen laufen, Bundes- und Weltmeisterschaften stehen vor der Tür. Es wurde gestartet, oder auch nicht, es wurden Erfolge gefeiert, Niederlagen analysiert, Trainingspläne umstrukturiert, aus Fehlern gelernt, Fortschritte bejubelt und es wurde vor allem eins: Gejammert.
Das Jammern ist der Deutschen liebstes Hobby (die Österreicher scheinen ihm auch nicht abgeneigt zu sein) und auch unter den Hundesportlern wird es, neben der Arbeit mit dem Hund, fleißig und mit Passion gepflegt.
Denn wenn man manchen Sportlern so zuhört, wären sie ja eigentlich schon längst Weltmeister. Denn sie sind begnadete Ausbilder und noch bessere Hundeführer – meist deutlich besser als jene, die aktuell oben führen – haben den besseren Hund und hätten es eigentlich längst verdient, ganz oben auf den Treppchen dieser Welt zu stehen, wäre da nicht die große böse Welt, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, ihnen dieses Recht zu verwehren. Da sind böse Helfer, die nur den eigenen Hund kaputt machen wollen, missgünstige Ausbildungsleiter, die einen nicht groß werden lassen, um selbst die Platzhirschen zu bleiben, voreingenommene Leistungsrichter, die einem mangels großen Namen schon einmal pauschal zehn Punkte abziehen und neidische Konkurrenten, die verhindern, dass man vernünftig trainieren kann. Und dann folgen natürlich auch noch die anderen Tücken des alltäglichen Lebens. So ist man ja immer noch Hobbysportler und hat nebenbei noch andere Dinge zu tun, außer mit dem Hund zu arbeiten. Man ist ja schließlich berufstätig und hat Familie. Auch hat man nicht das Weltklasse Team vor der Haustür, das einem bei der Vorbereitung hilft und auch beim Fährtengelände hat bisher noch kein Bauer bei einem an der Haustür geklingelt und gebettelt, dass man regelmäßig auf seinen Ländereien Fährten geht.
Die anderen haben es da alle viel leichter. Da ist jeder ja nur Hundesportler und für den Lebensunterhalt sorgt ein Topf voll Gold unter dem Bett. Lebensgefährte und Kinder hat von denen auch niemand, auf die sie Rücksicht nehmen müssten. Einen passenden Figuranten in dreifacher Ausführung und den perfekten Ausbilder haben die anderen im Schrank stehen und der Trainingsplatz und alle notwendigen Ausführungen von Fährtengelände in ausreichender Größe haben sie natürlich direkt an ihre Haustür grenzend.
Trainieren müssen solche Leute auch kaum. Denn sie haben das unglaubliche Glück, dass ihr Hund alles aus dem Nichts mitbringt und da sie bei den Leistungsrichtern beliebt sind, ist es auch egal, wenn der Hund nicht Fuß laufen kann und im Schutzdienst nicht ablässt, ein V kriegen diese Leute sowieso immer.
Der Gedanke, dass der Erfolg der Anderen hart erarbeitet ist, kommt niemanden. Stattdessen beobachtet man missgünstig die Leistungen und Ergebnisse der anderen und klagt über die Ungerechtigkeit der Welt.
Man sieht nicht, dass die anderen, trotz Vollzeitberuf, meist jeden Tag diszipliniert arbeiten, auch mal weite Anfahrten für Training mit bestimmten Figuranten oder in bestimmten Örtlichkeiten in Kauf nehmen, aus ihren Fehlern lernen, das Training beständig modifizieren und anpassen um die eigenen Schwächen und Probleme herauszuarbeiten. Nein, man bleibt stur dabei, die anderen haben Erfolg, weil sie es einfach leichter im Leben haben. Und so macht man weiter wie bisher und gibt im Brustton der Überzeugung das immer gleiche Klagelied zum Besten und findet nur zu viele andere Hundesportler, die sofort bereit sind, mit Inbrunst miteinzustimmen und ihre eigene Erfolglosigkeit zu beklagen. Ausreden gibt es viele, echte Selbstreflexion nur wenig. Klagen und Jammern findet stets mehr Beifall, als sich selbst einzugestehen, dass einem das Händchen bei der Ausbildung fehlt oder dass man schlicht nicht die nötige Disziplin hat.
Das Leben, die Welt, die Ausbilder und die Richter sind schuld daran, dass man selbst nicht so erfolgreich ist wie die anderen und nicht die Tatsache, dass man schlicht nicht bereit oder fähig ist, genau so viel in den Sport zu investieren, wie jene, die an der Spitze laufen.