Unser 21. Buch
Auf dem Einband wird das Werk der Autorin als „DAS
HANDBUCH für Züchter und Halter“ angepriesen. Ein sehr vollmundiges Versprechen,
dem dieses Buch jedoch durchaus gerecht wird, zumindest wenn man sich als Neuzüchter
vor dem Einstieg gut informieren möchte. Züchter und Halter, die sich schon
langjährig in der Materie bewegen, werden eher wenig neue Informationen finden.
Hansen startet mit dem kleinen 1x1 der
Vererbungsbiologie. Sicher kann man sich über die ein oder andere Aussage zum
Thema „Wie aus dem Wolf Hunde wurden“ streiten, doch diese Einführung ist eher
Nebensache. Die biologischen Grundlagen von Zellteilung und Fortpflanzung
werden dafür umso verständlicher und anschaulicher dargelegt und bieten die
ideale Grundlage für den weiteren Verlauf des Buches. Denn mit dem Grundwissen geht
es weiter zu den Vererbungsgesetzen, wo die Autorin einen umfassenden Überblick
gibt, angefangen von den Mendelschen Regeln über Geschlechtsgebundene
Vererbung, Polygenie und Mutation bis hin zur Heritabilität einzelnen Merkmale.
Hierbei hält sich die Autorin zwar knapp und verfällt nie in zu
wissenschaftliche Terminologie, wird dabei aber auch nie oberflächlich und
vermittelt zu den einzelnen Themen die notwendigen Fakten.
Großen Wert legt Hansen auf das Thema der Ziele der
Zuchtlenkung und der dazu notwendigen Methoden. Auch hier findet man keine
oberflächlichen Tipps, sondern ein gut argumentiertes Plädoyer für eine
möglichst vollständige Betrachtung von Vorfahren, Nachkommen und Anverwandten
eines Hundes, um seinen Zuchtwert zu beurteilen und nicht nur den einzelnen
Hund zur Qualitätsbeurteilung heranzuziehen.
Es folgt ein Einblick in die verschiedenen
Verpaarungssysteme und erneut Aufklärung, wieso die immer noch so beliebte
Inzucht oftmals nicht das Ergebnis bringt, das sich die Züchter erhoffen und
wieso sie meist mehr Risiko als Nutzen birgt und wieso die reine Merkmalszucht
ohne genetische Basis unsinnig ist.
Sehr viel Raum wird Erbfehlern und Erbkrankheiten
gegeben. Die Autorin klärt über mögliche Ursachen und Früherkennungsmethoden
von Fehlern und Krankheiten auf und gibt einen ausführlichen Überblick über die
gängigsten genetisch bedingten Erkrankungen der Haushunde in den Bereichen
Augen-, Haut-, Skelett-, Weichteil-, Blut- und Herzerkrankungen. Es werden
Krankheitsbild und die am häufigsten betroffenen Rassen genannt und auch – soweit
bekannt – auf den zu Grunde liegenden Erbgang eingegangen.
Den Abschluss bilden Überlegungen, wie man gegen
Erbkrankheiten und ihre Verbreitung vorgehen kann, Denkanstöße, was der
einzelne Züchter und Hundehalter, aber auch die Zuchtvereine zu einer weiteren
Verbesserung beitragen können.
Alles in allem bietet Inge Hansen ein äußerst
informatives Buch zum Thema Zucht und Zuchtlenkung, dass auch wissenschaftliche
Laien problemlos verstehen und nachvollziehen können. Eine hervorragende
Einstiegslektüre für alle, die sich mit dem Thema Hundezucht näher befassen
wollen.
Als nächstes auf der Leseliste:
Suzanne Clothier – „Es würde Knochen vom Himmel regnen“