Es ist wieder die Zeit im Jahr, in der unter Hundehaltern alle Jahre wieder ein Kleinkrieg entbrennt. Der Krieg um den Hundemantel. Sehr schnell kochen die Emotionen bei dem Thema über, die einen werfen der Gegenpartei Verweichlichung und Vermenschlichung der Tiere vor, die anderen gehen so weit und sprechen von Tierquälerei und Vernachlässigung.
Braucht ein Hund in Herbst und Winter eigentlich einen Mantel? Darauf gibt es eine ganz klare Antwort: Jein.
Es gibt Hunde, die ganz klar vom Tragen eines Mantels, Pullovers oder Overalls profitieren. Hier tragen zwei von drei Hunden bei kalten und vor allem nassen Wetter einen Mantel. Mein Rüde wird in wenigen Tagen elf Jahre alt, hat entsprechende Alterszipperlein und durch notwendige Dauermedikation kaum Unterwolle. Meine Hündin hat eine Metallplatte im Oberschenkel und Probleme mit der Rückenmuskulatur. Natürlich würden beide ohne Mantel überleben, aber es macht das graue Wetter angenehmer und reduziert Medikationsbedarf und Physiobesuche etwas. Trotzdem wird immer mal wieder die Nase gerümpft, denn ein Gebrauchshund braucht so etwas einfach nicht.
Natürlich laufen dort draußen vermutlich hunderte, wenn nicht tausende Hunde rum, deren Kleidung unterm Strich nur modisches Accessoire für den Halter sind und dem Hund keinerlei Vorteil in seinem Zustand bringt. Allerdings muss man sich auch einfach mal bewusstmachen, dass Mantel und Co aber in der Regel auch nicht schaden. Ja, auch da gibt es Ausnahmen von Billigware von chinesischen Onlinehändlern, die gesundheitlich bedenklich sind durch die verwendeten Chemikalien, aber die wenigsten Mäntel und Overalls schaden dem Hund körperlich durch das Tragen.
Traditionalisten werden aus Prinzip dagegen sein. Früher brauchten Hunde so etwas auch nicht, außer es war der runtergeschorene Fiffi von Tante Frieda, der eigentlich auf dem Sofa lebte und nur zweimal am Tag schnell zum Lösen um den Block gezogen wurde. Echte Hunde brauchen so etwas früher nicht. Ja, früher hat man auch ungewollte Welpen in der Regentonne ersäuft und Physiotherapie für Sportler wurde auch lange belächelt. Manchmal lernt man mit den Jahren halt doch dazu.
Fakt ist, es gibt wenige stichhaltige Argumente gegen Mäntel aus seriöser Herstellung, aber je nach Individuum eine Menge, die für sie sprechen.
Natürlich gibt es modische Auswüchse, für die auch ich mich nie erwärmen können werde. Der pinke Fleece Overall für den Mali wird etwas sein, das ich nie toll finden werde. Liegt aber einfach daran, dass ich das Gefühl habe, davon Augenkrebs zu bekommen und nicht, weil es dem Hund in irgendeiner Form schadet oder ihn einschränkt.
Andere verweisen darauf, dass Mäntel und Overalls ja nur von Faulheit des Halters zeugen. Der Mantel sorgt dafür, dass der Langhaarhund sich im Matschwetter sich nicht so einsaut und die Wohnung sauberer bleibt. Natürlich könnte man da jetzt meckern, die Moralkeule schwingen und plärren, dass jemand, der Probleme mit dreckigem Hundefell in der Wohnung hat, sich halt keinen Langhaarhund oder besser gleich gar keinen Hund ins Haus holen sollte. Man kann aber auch einfach mit den Schultern zucken und anerkennen, dass der Hund auch mit Mantel Hund sein kann, es ihn nicht in irgendeiner Form einschränkt und das kleine Accessoire dem Halter das Zusammenleben erleichtert.
Die meisten Produkte auf dem Heimtiermarkt sind genau dafür gemacht, uns Menschen das Leben zu erleichtern. Bei den meisten kräht kein Hahn danach. Beim Mantel gegen Matschfell hingegen wird der Untergang des Abendlandes heraufbeschworen.
Unterm Strich läuft dieses Thema jedoch wieder auf eins Hinaus und das ist Respekt und Akzeptanz. Einfach mal akzeptieren, dass manche Leute die Sache anders angehen als man selbst und dieser Entscheidung mit Respekt begegnen. Du bist der Meinung, dein Hund braucht keinen Mantel, ok, deine Entscheidung und die sollte akzeptiert werden. Der andere ist der Meinung sein Hund profitiert von einem Mantel? Seine Entscheidung und das ist gut so und die solltest du schlicht respektieren.
Ja, so einfach kann es sein, wenn man denn will.