Unser zweites Buch…
Das Thema Wühltischwelpen ist derzeit in den Medien sehr
präsent. Auch wenn das Privatfernsehen langsam wieder beginnt, das Interesse zu
verlieren, laufen im Internet noch die Aufklärungskampagnen. Egal ob VDH, Tasso
oder der Deutsche Tierschutzbund, alle beteiligen sich an der „Nein zu
Wühltischwelpen“ Kampagne.
Das Buch von Rechtsanwalt Christopher Posch entstand in
den Anfangszeiten, als das Privatfernsehen die Thematik für sich entdeckte und
im Rahmen einer Reality Show mit Herrn Posch den Fall einer Welpenkäuferin und
ihrem Kampf gegen den Verkäufer ihres kranken Hundewelpen zeigte.
Mit diesem Fall eröffnet der Autor auch sein Buch. Etwas
steif mit ordentlich Juristendeutsch schildert er die Geschehnisse rund um den
Billigkauf eines Havaneserwelpen. Deutlich emotionaler gestalten sich die
Folgekapitel, die Co Autorin Birgitt Thiesmann von Vier Pfoten verfasst hat.
Sie schildert die Zustände auf den Welpenmärkten, die Masche mit dem Mitleid
und appelliert eindringlich an die Leser, sich nicht hinreißen zu lassen.
Allein für diesen einen Satz aus Kapitel 8: „Eine der
wichtigsten Leitlinien im Kampf gegen den illegalen Welpenhandel lautet,
niemals ein Tier aus Mitleid zu kaufen oder weil es billig ist. “ würde ich am liebsten
dafür plädieren, dass jeder dieses Buch lesen sollte, bevor er über die
Anschaffung eines Hundes nachdenkt.
Doch leider bleibt der Satz eines der wenigen Highlights
im Buch. Frau Thiesmann schildert weiter von Dreharbeiten, der Räumung einer
Welpenfabrik, den Zuständen auf den polnischen Märkten auch nach Verschärfung
des Tierschutzgesetzes, der Beschlagnahmung von Schmuggelwelpen auf einem
deutschen Parkplatz und gefälschten Impfausweisen aus aller Herrenländer.
Die Thematik ans ich ist interessant und wichtig, doch
leider springen einen ständig die Werbenamen der beteiligten TV Produktionen
aggressiv an und jeder der im Fernsehen auch nur eine einzige Reportage zum
Thema illegaler Welpenhandel gesehen hat, kennt die von Posch und Thiesmann zu
Papier gebrachten Geschichten bereits in Wort und Bild, denn etwas neues wurde
den RTL Reportagen in diesem Buch nicht hinzugefügt.
An die Schilderungen der Erlebnisse auf dem Polenmarkt
schließt eine allgemeine Schilderung von möglichen Krankheiten an, neben
Parvovirose und Staupe wird auch die Tollwut als immer noch drohende Gefahr
dargestellt und der präsentierte Impfplan der Impfkommission ist in der
heutigen Zeit auch bereits veraltet und veranlasst jeden der sich mit dem Thema
des individuellen Impfplans und den aktuellen Gültigkeiten der Einzelimpfungen
beschäftigt hat, nur mit dem Kopf zu schütteln.
Generell präsentiert sich Poschs „Welpenmafia“ wie ein
mittelmäßig recherchierter Bericht aus einer RTL Nachmittags-Boulevard-Sendung - aus einem solchen ist es zweifellos wohl auch entstanden. Es wechseln tragische Fallberichte
mit hohem Taschentuchfaktor über totkranke, sterbende Welpen und misshandelte,
traumatisierte und kranke Hündinnen mit trockenen Passagen über juristische
Hintergründe. Das Buch will und will einfach keinen einheitlichen Tonfall
finden, der es dem Leser leicht macht, die 29 Kapitel durchzuhalten.
Die anschließende Vorstellung von drei vorbildlichen VDH
Zuchten ist gut gemeint, driftet aber etwas zu sehr in Lobhudelei ab und
verstärkt die Klischeewirkung des Buches mit dieser extremen schwarz-weiß
Malerei nur noch zusätzlich. Die Intention zu zeigen, welche Arbeit sich
seriöse Züchter machen ist wirklich ehrbar, doch wie an so vielen Stellen in
diesem Buch fällt auch dieses Kapitel unter das Stichwort „gut gemeint ist noch
lange nicht gut gemacht“. Die allgemeine Checkliste vor der Hundeanschaffung
vermittelt eher das Gefühl von Füllstoff. Die Auflistung von „Habe ich genug
Zeit“ bis „Wer füttert Waldi im Urlaub“ steht in gefühlten tausend Büchern und
doppelt so vielen Artikeln, wieso man dem ein eigenes Kapitel in einem Buch
über illegalen Welpenhandel widmen muss – zumal mit keinem Wort die Wahl eines
seriösen Züchters erwähnt wird – bleibt rätselhaft.
Die anschließenden „Briefe von Betroffenen“ sollten
vermutlich das Gesamtbild abrunden und beweisen, dass sich das Buch nicht an
Einzelfällen aufhängt. Ich muss an dieser Stelle gestehen, dass ich einfach
kein Mitleid mehr empfinden kann für die „Opfer“ der Welpenmafia. Wer vor 30
Jahren auf den Großhändler von Ammereuth rein gefallen ist, hatte damals Pech.
Wer bei der heutigen Informationsflut auf dem Polenmarkt, aus einem Kofferraum
oder beim Großhändler einen Welpen kauft, gehört für so viel Dummheit einfach
bestraft. Da beißt die Maus für mich keinen Faden ab. Bei jedem
Erfahrungsbericht, dachte ich nur „geschieht euch ganz recht, hätte euch noch
mehr Geld kosten sollen, dann merkt ihr es euch vielleicht fürs nächste Mal“.
Bei jeder Waschmaschine wird mehr Aufwand und Recherche betrieben, als beim durchschnittlichen
Welpenkauf.
Den Abschluss bilden ein „nicht alle Menschen sind
schlecht“ Epilog von Frau Thiesmann und eine kitschige „Ich bin dein Welpe“
Geschichte.
Ich würde das Buch wirklich gerne mögen, ich würde es
gerne weiterempfehlen, weil es ein so aktuelles Thema behandelt, dass mit so
viel Leid für Tier und Mensch verbunden ist und man dieses Leid nur eindämmen oder
gar stoppen könnte, wenn sich mehr Menschen über die Abläufe im Hintergrund
bewusst wären und nicht nur auf der Jagd nach dem nächsten Schnäppchenrassehund
wären. Doch leider kommt Poschs "Welpenmafia" nicht über das Niveau
einer RTL Vorabendreportage hinaus und verschenkt sein ganzes Potential in dem
es im Grunde eine schnöde Nacherzählung von dutzendmal gesehenen TV Beiträgen.
Jeder der sich auch nur einen der Beiträge angesehen hat, wird aus dem Buch
nichts Neues erfahren. Einzig Leser die noch nie Berührung mit dem Thema
hatten, können in diesem Buch Denkanstöße finden, allerdings dürfte der Stilmix
viele Leser abschrecken.
Bleibt zu hoffen, dass sich eines Tages ein anderer Autor
dieses wichtigen Themas annimmt und einen runden, informativen und gut
strukturierten Text zum Thema Vermehrer und illegalen Welpenhandel auf den
Markt bringt, der die Aufklärung wirklich unterstützt.
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