Unser fünftes Buch.
Diesmal geht es um eines meines Lieblingsthemen, die
gesunde Ernährung unserer Hunde und der Klappentext verspricht nicht nur
irgendein weiteres Futterbuch, sondern diesmal soll sich echtes Expertenwissen
zwischen den Buchdeckeln verbergen. Die Autorin beginnt sofort damit ihre
eigene, nach ausgewählten Quellen selbst entworfene Ernährungsform die „mediterrane
Diät“ zu bewerben und gegen die Ideologie von Barfern und Fertigfutterfütterern
zu wettern.
Behling wirft den Verkäufern von Fertigfutter und den
Barfern vor die Angst um die Fehlernährung zu instrumentalisieren, um ihre
Ernährungsform zu bewerben. Sie selbst hingegen startet die Einführung in die
Futterlehre mit der Geschichte ihres Dalmatiners, der durch einen Gendefekt in
Kombination mit einer massiven, einseitigen Fehlernährung quasi zu Tode
gefüttert wurde.
Generell dreht sich das Buch im Grunde sehr stark
ausschließlich um die Rasse Dalmatiner und ihre genetische Veranlagung zu
Nierenerkrankungen und Nierensteinen. Generell gewinnt der Leser sehr schnell
den Eindruck, dass die Autorin vom Thema Niere geradezu besessen zu sein
scheint und alle Hunde immer und überall Gefahr laufen an Nierenerkrankungen zu
Grunde zu gehen. Und so beginnt die Autorin, die noch im ersten Kapitel so
vehement gegen die Ideologie der anderen gewettert hat, ihre eigene
Futterideologie zu spinnen und alles dreht sich um Dalmatiner, Nieren und
Purin.
Die Autorin vergisst dabei selten, auf ihren
Expertenstatus hinzuweisen. Wieso sie als Apothekerin Fachfrau für
Hundeernährung ist, erklärt sie dabei nur unzureichend. Es wird zwar gerne
gegen andersdenkende Tierärzte ausgeteilt und darauf verwiesen, dass diese
nicht automatisch Ahnung von Hundefütterung haben, jenen Tierärzten, die ihrer
eigenen Ideologie anhängen, wird jedoch uneingeschränkte Vertrauenswürdigkeit
und großes Fachwissen attestiert. Statt medizinisch belegbarer Fakten
präsentiert die Autorin immer wieder ihre persönliche Meinung als unumstößliche
Wahrheit, dass das wissenschaftliche Fundament für ihre Aussagen meist fehlt,
versucht sie mit beharren auf ihrem Expertenstatus zu überdecken.
Bei der Vorstellung möglicher Futterbestandteile beißt
sich die Autorin an einigen Themen regelrecht fest, lässt aber den großen
Überblick vermissen. So wird bei Milchprodukten zwar lang und breit über das
Protein und Kalzium Thema referiert, das eigentliche Problemthema Laktose wird
aber mit keiner Silbe erwähnt. Zwischendrin tauchen immer wieder die Themen
Dalmatiner und Purin auf und beginnen die Nicht-Dalmatinerbesitzer unter den
Lesern langsam zu nerven. Auffällig ist bei den Futterbestandteilen, dass sich
ungewöhnlich viele der aktuell so modernen Superfoods in die Liste geschlichen
haben.
Wirklich bizarr wird es dann endgültig, wenn man zu den
Rezepten kommt. Die Zutaten sind alle sehr schick und trendy und vor allem –
auch wenn sich mal das Wort „Pansen“ dazwischen schummelt – sehr clean. Es gibt
Balsamico Essig und Olivenöl – natürlich kalt gepresst – dazu Rote Beete
Bällchen, Fischstäbchen und Toast. Und obwohl die Autorin auf der einen Seite
für Frische und Natürlichkeit plädiert, finden sich in fast allen Rezepten
industrielle Suppenbrühwürfel als Zutat, dazu gibt es eine Menge verarbeitetes
weißes Weizenmehl in Form von Toast und Brötchen und die obligatorischen
Dosentomaten.
Generell fühlen sich die Rezepte einfach falsch an. Wenn
man die Anleitungen für Überbackenen Tomaten Nudelauflauf, Fischstäbchen mit
Tiefkühlspinat zum Abendessen und warmen Toast mit Honig oder warmen Milchreis
zum Frühstück liest, fragt man sich unwillkürlich, ob man hier nun für den Hund
oder das eigene Kind kochen soll. Die Vermenschlichung hat an dieser Stelle
endgültig Einzug in den Futternapf des Hundes gefunden.
Da die Autorin noch nicht genug über Dalmatiner, Purin
und Nierenschäden geschrieben hat, gibt es noch je ein extra Kapitel zu diesen
Themen, doch an dieser Stelle dürften die meisten Leser schon abgeschaltet
haben.
Es wird sicher viele Leser geben, die der Ideologie von Frau
Behling folgen würden. Die Rezepte sind trendy und schick, mediterrane Küche
ist in und hebt das Hundefutter in eine neue kulinarische Dimension. Ob es
wirklich so artgerecht und gesund ist, wie uns die Autorin glauben machen
möchte, wage ich an dieser Stelle aber zu bezweifeln. Ich denke es ist müßig zu
erwähnen, dass dieser Ernährungsratgeber keinen dauerhaften Platz in meinem
Buchregel bekommen wird.
Nach diesem Ausflug in die Welt der Hundeernährung führt uns
Buch Nummer sechs wieder zurück in die Sportwelt mit Milan Hoyer und Klaus
Jadatz‘ „Fährtenarbeit – Fährten lernen ohne Stress und Zwang“