Mittwoch, 26. August 2015

Gabriela Behling - Frisches Futter für ein langes Hundeleben


Unser fünftes Buch.

Diesmal geht es um eines meines Lieblingsthemen, die gesunde Ernährung unserer Hunde und der Klappentext verspricht nicht nur irgendein weiteres Futterbuch, sondern diesmal soll sich echtes Expertenwissen zwischen den Buchdeckeln verbergen. Die Autorin beginnt sofort damit ihre eigene, nach ausgewählten Quellen selbst entworfene Ernährungsform die „mediterrane Diät“ zu bewerben und gegen die Ideologie von Barfern und Fertigfutterfütterern zu wettern.
Behling wirft den Verkäufern von Fertigfutter und den Barfern vor die Angst um die Fehlernährung zu instrumentalisieren, um ihre Ernährungsform zu bewerben. Sie selbst hingegen startet die Einführung in die Futterlehre mit der Geschichte ihres Dalmatiners, der durch einen Gendefekt in Kombination mit einer massiven, einseitigen Fehlernährung quasi zu Tode gefüttert wurde.

Generell dreht sich das Buch im Grunde sehr stark ausschließlich um die Rasse Dalmatiner und ihre genetische Veranlagung zu Nierenerkrankungen und Nierensteinen. Generell gewinnt der Leser sehr schnell den Eindruck, dass die Autorin vom Thema Niere geradezu besessen zu sein scheint und alle Hunde immer und überall Gefahr laufen an Nierenerkrankungen zu Grunde zu gehen. Und so beginnt die Autorin, die noch im ersten Kapitel so vehement gegen die Ideologie der anderen gewettert hat, ihre eigene Futterideologie zu spinnen und alles dreht sich um Dalmatiner, Nieren und Purin.

Die Autorin vergisst dabei selten, auf ihren Expertenstatus hinzuweisen. Wieso sie als Apothekerin Fachfrau für Hundeernährung ist, erklärt sie dabei nur unzureichend. Es wird zwar gerne gegen andersdenkende Tierärzte ausgeteilt und darauf verwiesen, dass diese nicht automatisch Ahnung von Hundefütterung haben, jenen Tierärzten, die ihrer eigenen Ideologie anhängen, wird jedoch uneingeschränkte Vertrauenswürdigkeit und großes Fachwissen attestiert. Statt medizinisch belegbarer Fakten präsentiert die Autorin immer wieder ihre persönliche Meinung als unumstößliche Wahrheit, dass das wissenschaftliche Fundament für ihre Aussagen meist fehlt, versucht sie mit beharren auf ihrem Expertenstatus zu überdecken.

Bei der Vorstellung möglicher Futterbestandteile beißt sich die Autorin an einigen Themen regelrecht fest, lässt aber den großen Überblick vermissen. So wird bei Milchprodukten zwar lang und breit über das Protein und Kalzium Thema referiert, das eigentliche Problemthema Laktose wird aber mit keiner Silbe erwähnt. Zwischendrin tauchen immer wieder die Themen Dalmatiner und Purin auf und beginnen die Nicht-Dalmatinerbesitzer unter den Lesern langsam zu nerven. Auffällig ist bei den Futterbestandteilen, dass sich ungewöhnlich viele der aktuell so modernen Superfoods in die Liste geschlichen haben.

Wirklich bizarr wird es dann endgültig, wenn man zu den Rezepten kommt. Die Zutaten sind alle sehr schick und trendy und vor allem – auch wenn sich mal das Wort „Pansen“ dazwischen schummelt – sehr clean. Es gibt Balsamico Essig und Olivenöl – natürlich kalt gepresst – dazu Rote Beete Bällchen, Fischstäbchen und Toast. Und obwohl die Autorin auf der einen Seite für Frische und Natürlichkeit plädiert, finden sich in fast allen Rezepten industrielle Suppenbrühwürfel als Zutat, dazu gibt es eine Menge verarbeitetes weißes Weizenmehl in Form von Toast und Brötchen und die obligatorischen Dosentomaten.
Generell fühlen sich die Rezepte einfach falsch an. Wenn man die Anleitungen für Überbackenen Tomaten Nudelauflauf, Fischstäbchen mit Tiefkühlspinat zum Abendessen und warmen Toast mit Honig oder warmen Milchreis zum Frühstück liest, fragt man sich unwillkürlich, ob man hier nun für den Hund oder das eigene Kind kochen soll. Die Vermenschlichung hat an dieser Stelle endgültig Einzug in den Futternapf des Hundes gefunden.

Da die Autorin noch nicht genug über Dalmatiner, Purin und Nierenschäden geschrieben hat, gibt es noch je ein extra Kapitel zu diesen Themen, doch an dieser Stelle dürften die meisten Leser schon abgeschaltet haben.

Es wird sicher viele Leser geben, die der Ideologie von Frau Behling folgen würden. Die Rezepte sind trendy und schick, mediterrane Küche ist in und hebt das Hundefutter in eine neue kulinarische Dimension. Ob es wirklich so artgerecht und gesund ist, wie uns die Autorin glauben machen möchte, wage ich an dieser Stelle aber zu bezweifeln. Ich denke es ist müßig zu erwähnen, dass dieser Ernährungsratgeber keinen dauerhaften Platz in meinem Buchregel bekommen wird.

Nach diesem Ausflug in die Welt der Hundeernährung führt uns Buch Nummer sechs wieder zurück in die Sportwelt mit Milan Hoyer und Klaus Jadatz‘ „Fährtenarbeit – Fährten lernen ohne Stress und Zwang“