Unser 13. Buch
Das Buch von Nina Miodragovic wird gerne empfohlen, wenn
interessierte Hundehalter etwas an der Unterordnung des Hundes ändern wollen. Wenn
die Freude fehlt oder sich Fehler eingeschlichen haben, soll der „neue“ Weg der
Autorin eine passable Lösung bieten. Gerade bei einigen „nur positiv“ Leuten
aus dem Obedience Bereich hat man, wenn sie über das Buch sprechen, bisweilen fast
den Eindruck, es sei ihre Heilige Schrift. Immerhin verspricht der Untertitel einen
„neuen Weg zu Freude und Präzision im Hundesport“.
Der neue Weg zum freudig mitarbeitenden Sporthund führt
in diesem Buch ausschließlich über die Arbeit mit dem Clicker. Der Beginn beschreibt
die grundlegende Philosophie der Autorin und bietet eine kleine Einführung in
die Grundlagen der Lerntheorie. Dieser kleine Exkurs gerät jedoch etwas
verwirrend, weil nicht die wissenschaftlich festgelegte Terminologie für das
operante Konditionieren durchgängig genutzt wird, sondern die Begriffe positiv
und negativ auf dem Lernweg in ihrem ethisch-moralischen Sinn von gut und
schlecht verwendet werden. Ob es ein Übersetzungsfehler ist oder mal wieder die
mangelnde Kenntnis der korrekten Verwendung der Begriffe dahintersteht, möchte
ich an dieser Stelle nicht beurteilen.
Die Autorin betont bei jeder Gelegenheit, dass nur der
freiwillig arbeitende Hund eine zuverlässige, konstante und vor allem stets
freudige Arbeit leisten wird. Um dies zu erreichen geht sie jedoch einen sehr
extremen Weg und schränkt die Ausbildungsmittel stark ein. So wird ausschließlich
mittels Futter und Clicker über das Shapen des Verhaltens gearbeitet. Den
Hunden mithilfe des Futters in die gewünschte Position zu helfen, lehnt sie ab.
Ebenso wird wiederholt darauf hingewiesen, dass die
Belohnung mittels Spiel kontraproduktiv sei und sogar bereits erreichte
Lernziele durch Spielen gelöscht werden. Eine Grundlage für diese Aussage oder
eine wissenschaftliche Quelle hierfür nennt die Autorin jedoch nicht. Die
Angabe, dass auch das körperliche Lob durch Streicheln dem Hund bei der Arbeit
generell zuwider ist und deshalb unterbleiben muss, begründet sie aus den
Beobachtungen die sie an ihren eigenen Hunden gemacht hat. Ob diese Abneigung
von Körperkontakt bei der Arbeit jedoch pauschalisiert werden kann, bleibt
fraglich, ebenso wie ihre sehr eigene Meinung zur Ausbildung über Spielzeug.
Sehr positiv ist zu erwähnen, dass Miodragovic darauf
hinweist, dass solche Arbeit mit dem Hund Geduld und Zeit brauchen und man viel
mit Gefühl vorgehen muss, um eine Überforderung und ein zu hohes Stresslevel
beim Hund zu vermeiden. Jedoch fällt sehr negativ auf, dass es neben dem
Clicker Aufbau über Futter keinen Plan B gibt, für Tiere die sich nicht über
Futter motivieren lassen. Die Autorin rät hier ausschließlich dazu, die
Wertigkeit des Futters zu steigern – von einfachem Trockenfutter bis hin zu
Wurst oder gekochtem Herz. Zeigt dies keinen Erfolg, rät sie nicht dazu, andere
Belohnungswege zu testen, sondern erklärt solche Hunde für zu diesem Zeitpunkt
nicht weiter trainierbar. Eine Aussage die für Hilfesuchende an dieser Stelle
höchst frustrierend ist.
„So denkt ihr Hund mit“ ist ein durchaus gut lesbares
Buch mit manch wertvollem Tipp, jedoch nur für absolute Clickerfans zu
empfehlen. Wer sich über Alternativen im Training informieren möchte oder nicht
wirklich gut und/oder gern mit dem Clicker arbeitet, wird von dem Buch sehr
enttäuscht werden und nur wenig Verwendbares für den eigenen Trainingsaufbau
finden, weil Miodragovic sich und ihre Leser in der Auswahl der Trainingsmittel
in diesem Buch extrem einschränkt.
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Beate Zimmermann – „Schilddrüse und Verhalten"