Unser
23. Buch
Viele
medizinische Titel springen einen als Erstes entgegen, wenn man dieses Buch aus
dem Müller Rüschlikon Verlag zur Hand nimmt. Die Autorin legt Wert darauf, dass
man auch sieht, dass sie Ahnung von der Materie hat und dem Leser die
anatomisch-physiologischen Grundlagen, Kraft- und Ausdauertraining, Ernährung
und Stressmanagement für Hunde fachlich versiert nahebringen kann.
So
startet das Buch auch mit der Bedeutung der körperlichen Grundlagen und detaillierten
Aufführungen aller möglicher Körperteile und ihrer Bedeutung für den Sport. In
vielen Bereichen ist dies sehr interessant und lehrreich. So wird darauf
eingegangen, welche Vorteile bestimmte Körperformen haben. Wie ist der ideale
Traber gebaut? Welcher Körperbau eignet sich besser für schnelle Sprints?
Welche Vorteile und Nachteile haben bestimmte Winkelungen oder Kopfformen?
Manche Aussagen kommen einem etwas eigenartig vor. Ob die langen Ohren des
Bassets wirklich die Riechleistung verbessern, weil sie mehr Geruchspartikel aufwirbeln,
will ich jetzt nicht wirklich beurteilen müssen. Und manches wirkt leider schon
zu Beginn als Füllstoff. Es sollte selbstverständlich sein, dass ein Hund mit
Leber- oder Nierenproblemen keine Leistung bringen kann. Ob man den Organen der
Bauchhöhle bei der Thematik „Einfluss des Körperbaus auf die Leistung“ mehrere
Seiten widmen muss, ist aber fraglich.
Ein
ähnliches Bild bietet sich beim Kapitel zur Auswahl des richtigen Sporthundes.
Der „nature vs nurture“ Exkurs ist noch leidlich interessant und durchaus für
das Thema relevant, die Auflistung der einzelnen Entwicklungsstufen des Welpen
ist dann bereits wieder grenzwertig. Wo ich persönlich wieder aussteige, ist
die Empfehlung der Welpentests. Ich bleibe dabei, dass ich jeden Züchter
verstehen kann, der Welpeninteressenten vor die Tür setzt, die anfangen Welpen
zu zwicken und auf Töpfen rumzutrommeln, um zu testen, wie die Welpen
reagieren. Sehr bedenklich finde ich auch den recht unkritischen Umgang mit dem
Thema der Kastration.
Leider
geht es auch sehr unspezifisch weiter. Bei Ernährung und Pflege des Sporthundes
wird es sehr oberflächlich und könnte so auch in jedem beliebigen Ratgeber
stehen. Kurze Hoffnung schöpft man bei Kapitel „Training des Sporthundes“. Es
wird auf die Wichtigkeit des Warm-ups eingegangen und auch das Cool down
angesprochen Doch leider wird das Thema sehr kurz abgehandelt, nur vereinzelte
Anregungen für Trainingspläne und Übungen für Kraft- und Ausdauertraining
gegeben und auch hier bleibt alles sehr nah an der Oberfläche.
Um
so mehr Platz räumt man dann auf den nächsten 80 Seiten allen möglichen
Krankheiten ein. Auch wenn sie laut den Kapiteltiteln immer in Zusammenhang mit
dem Sport gestellt werden, ist es wieder ein allgemeines Sammelsurium an
chronischen und akuten, genetischen und erworbenen Erkrankungen. Zwar wird
immer wieder darauf eingegangen, in wie weit man mit der Erkrankung den Hund
noch im Sport führen kann – wobei ich die Aussage, dass man nach einer HD oder
Bandscheiben OP durchaus noch Sport machen kann, mehr als bedenklich finde – aber
am Ende hat man eben doch nur eine Aneinanderreihung von allen möglichen
Erkrankungen über HD und Bandscheibenvorfall über CEA und Herzfehler bis hin zu
von Willebrand und Allergie. Angeschlossen wird noch ein wieder recht
allgemeines Kapitel über Arzneimittel, ihre Wirkung und in wie weit die
körperliche Verfassung und auch Rasse Einfluss darauf nehmen können und dass manche
Medikamente immer wieder zu Probleme bei bestimmten Rassen bis hin zur Vergiftung
führen können. Das Thema Doping wird nur kurz angeschnitten und auch das
abschließende Kapitel zu Stress und Stressvermeidung kommt leider viel zu kurz.
Und
so entpuppt sich leider wieder eines der Fitnessbücher für Sporthunde als
unausgegorene Mischung von Kauf- und Pflegeberatung mit Überblick über gängige
Erkrankungen, in die ab und an das Wort „Sporthund“ eingefügt wurde.
Als
Nächstes auf der Leseliste:
Viviane
Theby – Verstärker verstehen