Montag, 6. Juni 2022

Nadine Wolf - Das BARF-Buch

 



Das 30. Buch.

 

Der aktuell vermutlich am öftesten empfohlene Ratgeber rund um das Thema Barf präsentiert sich in frischem Coverdesign, eher minimalistisch aber dennoch auf Grund der eingängigen Farbgestaltung mit hohem Wiedererkennungswert. Die Autorin wird als Barf Beraterin und Dozentin vorgestellt und im Vorwort von Swanie Simon persönlich für ihre Aufklärungsarbeit im Gesunde Hunde Forum und einem Blog gelobt. An dieser Stelle sollte einem eigentlich bereits klar sein, wohin die Reise geht.

Wolf erklärt ausführlich und in klar strukturierten Kapiteln alle gängigen Fragen. Angefangen von der Geschichte des Barfens, über die Vorteile der Fütterung und die übliche Abhandlung zu Mythen bis hin zum Hauptteil, der sich mit dem Aufbau der Barf Ration beschäftigt.

Dem geneigten Leser wird hier mittlerweile eines ins Auge gesprungen sein, nämlich, dass einem das alles sehr bekannt vorkommt. Nicht nur die Methodik, sondern auch der Aufbau und die Ausdrucksweise. Im Grunde liest man hier eine Neuauflage und Zusammenfassung von Swanie Simons Broschüren. Aufgehübscht mit ein paar „Exkursen“ – die im Übrigen vom Layout her so winzige gestaltet wurden, dass es kaum möglich ist, sie vernünftig zu lesen, wenn man nicht zur Leselupe greift – und einer Menge an netten Fotos und Illustrationen, die in den meisten Fällen leider nur dazu dienen, halbleere Seiten noch irgendwie voll aussehen zu lassen.

Neues gibt es aus Swanies Barf Welt leider nicht. Es ist immer noch die selbe Lehre von der Protein Mast, mit Rationen mit horrenden hohen Anteilen an tierischen Bestandteilen und der Ablehnung von Kohlendhydraten. Die Entwicklung, die andere Denkungsrichtungen der Rohfütterung durchgemacht haben, sind hier leider spurlos an der Autorin vorbeigegangen.

Die versprochenen 14 Rezepte präsentieren sich dann auch schön hipp, mit Süßkartoffeln, Feigen, Kaki und weiteren doch eher ungewöhnlichen Bestandteilen, die in erster Linie toll klingen und auf den Fotos farblich gut wirken, den routinierten Rohfütterer aber eher mit den Schultern zucken lassen.

Leider orientiert sich auch dieses Buch wieder mehr an einer Fütterungsphilosophie, die mit Ausbildung und privaten Kontakten über Jahren aufgesogen wurde, denn an den wissenschaftlichen Vorgaben, die man von Meyer/Zentek und Co kennt.

Ja, ich gestehe, ich habe auch so angefangen. Prozentuale Futtereinteilung, extrem hoher Anteil an tierischem Protein, große Skepsis gegen Kohlenhydrate aller Art. Zum Glück für meine Hunde, habe ich nicht bei einer Informationsquelle verharrt und mit den Jahren dazu gelernt und die Fütterung angepasst. Ich würde niemandem empfehlen, das so gehypte Barf-Buch als Fütterungsanleitung zu nehmen. Vor allem Anfänger sollten sich einem weniger stark begrenzenden und dogmatischen Fütterungsmodell zuwenden, wenn sie sich für Rohfütterung interessieren.

Eine Empfehlung kann es deshalb von mir für dieses Buch nicht geben.