Seit ein paar Tagen ist die Hundeausstellungswelt in
heller Aufruhr. Ein österreichischer Richter hat sich öffentlich gegen die
Vergabe der FCI World Dog Show an Russland (2016) und China (2019)
ausgesprochen. Zu brutal der Umgang mit Hunden zu wenig Rücksicht auf die
Menschenrechte, in diesen Ländern und die Internetgemeinde klatscht ordentlich
Applaus, teilt das Posting, wettert gegen die FCI und schreit nach Petitionen.
Auf das Thema Menschenrechte möchte ich hier nicht weiter
eingehen, diese politische Dimension passt nicht zu diesem Blog, aber zu der
Frage „wie kann man eine Hunde Show in einem Land abhalten, in dem Gewalt gegen
Tiere so normal ist“ möchte ich mir doch meine Gedanken machen.
In diesem Jahr war die World Dog Show in Mailand,
Italien. In einem Land in dem es in ländlichen Gegenden immer noch normal ist,
Hunde an der Kette zu halten. In einem Land in dem man untaugliche Jagdhunde
erschießt oder einfach aussetzt und sich selbst überlässt. In einem Land in dem
in den städtischen Tierauffangstationen hunderte Hunde vor sich hinsiechen und
drauf warten eingeschläfert zu werden.
Wieso wurde nicht gegen Italien protestiert?
2013 wurde die World Dog Show in Budapest Ungarn
abgehalten. Einem Land in dem Hundefänger die Straßenhunde von den Hund in
Auffanglanger schaffen. Wo sie in Käfigen und an Ketten warten, bis sie
euthanasiert oder von Tierschützern abgeholt wurden.
Wieso wurde nicht gegen Ungarn protestiert?
2003 wurde die World Dog Show in Dortmund, Deutschland
abgehalten. Einem Land in dem letztes Jahr eine Dobermannhündin mit Klebeband
gefesselt und in einem See ertränkt wurde. Einem Land in dem man 2013 einen
gehäuteten Welpen in einer Hecke gefunden hat. Einem Land in dem regelmäßig
Tierschutzauffangstationen und Vermehreranstalten ausgehoben werden, wo
verhungerte und von anderen Tieren getötete Kadaver herumliegen.
Würde jemand gegen Deutschland protestieren?
Man sitzt sehr bequem hoch oben auf seinem westlichen
Ross und blickt mit gerümpfter Nase um sich, obwohl man sich vielleicht erst
einmal an selbige fassen sollte. In Dänemark hat man versucht ganze Rassen
mithilfe des Gesetzes auszurotten, in Großbritannien werden jedes Jahr
untalentierte Rennhunde auf grausame Weise entsorgt, in den USA euthanasiert
man Monat für Monat tausende Hunde die im Augenblick niemand haben will…
Sind unsere Gesellschaften im Westen wirklich so
zivilisiert und fortgeschritten im Umgang mit unseren Hunden, dass wir uns
aufspielen dürfen ein ganzes Land, ein ganzes Volk zu verurteilen, dass sie
nicht das Recht hätten, mit einer solchen Show bedacht zu werden, weil der
Umgang mit den Hunden zu grausam sei?
China mag aus diversen Gründen keine glückliche Wahl
sein, aber sich hinzustellen und die Aberkennung der Zusage auf Grund dieses
Arguments zu fordern, ist in meinen Augen einfach verlogen. Die Herren Richter,
Facebook-Fans und Petitionsschreiber sollten vielleicht erst einmal die Ärmel
hochkrempeln und vor der eigenen westlichen Haustüre kehren. Wenn wir die
massiven Tierschutzverstöße in den eigenen Breitengraden im Griff haben, dann
dürfen wir uns anschicken und mit dem Finger auf die anderen zeigen. Bis zu
diesem Tag sollten wir alle kleine Brötchen backen.
Oder wir haben alle die Courage und ziehen den Boykott
wirklich durch, mit allen Konsequenzen. Online ein Kreuzchen setzen, ein „Like“
klicken und große Parolen schreien kann jeder. Also meine lieben „boykottiert
China“ Schreier, fangt doch mal an. Der Boykott von chinesischem Essen dürfte
noch leicht fallen. Als nächstes ist der Kleiderschrank dran, alles raus was „Made
in China“ ist, Schuhe, Pullover, Jacken, einfach alles. Schritt drei, ran an
die Elektronik. Trennt euch von allem was in China hergestellt wurde oder
technische Bauteile aus China enthält,
egal ob Fernseher, Tablett oder Smartphone, Bauteile von Autos oder Kameras.
Schon vergessen? Ihr boykottiert China und das gehört eben
dazu!
Ich finde es ein wenig schade, dass wir es vermutlich nie
mitbekommen werden, ob jemand es wirklich durchzieht. Denn die meisten Boykott-Schreier
werden sich schnell einer neuen Thematik zuwenden, die sie posten, teilen und
liken können und von den anderen wird man nie etwas lesen, weil sie sich durch
den Boykott aus den weiten des Internets verabschieden werden.
Aber eines sei Gewiss, begegnet mir eines Tages jemand
der eine Kittelschürze Made in Germany trägt und mit seinem Pferd zur Arbeit
reitet, wird dieser jemand meinen vollen Respekt haben, dafür dass er seinen
Boykott Aufruf ernst genommen und gelebt hat.
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