Mittwoch, 24. Juni 2015

Boykottieren wir China!




Seit ein paar Tagen ist die Hundeausstellungswelt in heller Aufruhr. Ein österreichischer Richter hat sich öffentlich gegen die Vergabe der FCI World Dog Show an Russland (2016) und China (2019) ausgesprochen. Zu brutal der Umgang mit Hunden zu wenig Rücksicht auf die Menschenrechte, in diesen Ländern und die Internetgemeinde klatscht ordentlich Applaus, teilt das Posting, wettert gegen die FCI und schreit nach Petitionen.

Auf das Thema Menschenrechte möchte ich hier nicht weiter eingehen, diese politische Dimension passt nicht zu diesem Blog, aber zu der Frage „wie kann man eine Hunde Show in einem Land abhalten, in dem Gewalt gegen Tiere so normal ist“ möchte ich mir doch meine Gedanken machen.

In diesem Jahr war die World Dog Show in Mailand, Italien. In einem Land in dem es in ländlichen Gegenden immer noch normal ist, Hunde an der Kette zu halten. In einem Land in dem man untaugliche Jagdhunde erschießt oder einfach aussetzt und sich selbst überlässt. In einem Land in dem in den städtischen Tierauffangstationen hunderte Hunde vor sich hinsiechen und drauf warten eingeschläfert zu werden.

Wieso wurde nicht gegen Italien protestiert?

2013 wurde die World Dog Show in Budapest Ungarn abgehalten. Einem Land in dem Hundefänger die Straßenhunde von den Hund in Auffanglanger schaffen. Wo sie in Käfigen und an Ketten warten, bis sie euthanasiert oder von Tierschützern abgeholt wurden.

Wieso wurde nicht gegen Ungarn protestiert?

2003 wurde die World Dog Show in Dortmund, Deutschland abgehalten. Einem Land in dem letztes Jahr eine Dobermannhündin mit Klebeband gefesselt und in einem See ertränkt wurde. Einem Land in dem man 2013 einen gehäuteten Welpen in einer Hecke gefunden hat. Einem Land in dem regelmäßig Tierschutzauffangstationen und Vermehreranstalten ausgehoben werden, wo verhungerte und von anderen Tieren getötete Kadaver herumliegen.

Würde jemand gegen Deutschland protestieren?

 

Man sitzt sehr bequem hoch oben auf seinem westlichen Ross und blickt mit gerümpfter Nase um sich, obwohl man sich vielleicht erst einmal an selbige fassen sollte. In Dänemark hat man versucht ganze Rassen mithilfe des Gesetzes auszurotten, in Großbritannien werden jedes Jahr untalentierte Rennhunde auf grausame Weise entsorgt, in den USA euthanasiert man Monat für Monat tausende Hunde die im Augenblick niemand haben will…

Sind unsere Gesellschaften im Westen wirklich so zivilisiert und fortgeschritten im Umgang mit unseren Hunden, dass wir uns aufspielen dürfen ein ganzes Land, ein ganzes Volk zu verurteilen, dass sie nicht das Recht hätten, mit einer solchen Show bedacht zu werden, weil der Umgang mit den Hunden zu grausam sei?

China mag aus diversen Gründen keine glückliche Wahl sein, aber sich hinzustellen und die Aberkennung der Zusage auf Grund dieses Arguments zu fordern, ist in meinen Augen einfach verlogen. Die Herren Richter, Facebook-Fans und Petitionsschreiber sollten vielleicht erst einmal die Ärmel hochkrempeln und vor der eigenen westlichen Haustüre kehren. Wenn wir die massiven Tierschutzverstöße in den eigenen Breitengraden im Griff haben, dann dürfen wir uns anschicken und mit dem Finger auf die anderen zeigen. Bis zu diesem Tag sollten wir alle kleine Brötchen backen.

 

Oder wir haben alle die Courage und ziehen den Boykott wirklich durch, mit allen Konsequenzen. Online ein Kreuzchen setzen, ein „Like“ klicken und große Parolen schreien kann jeder. Also meine lieben „boykottiert China“ Schreier, fangt doch mal an. Der Boykott von chinesischem Essen dürfte noch leicht fallen. Als nächstes ist der Kleiderschrank dran, alles raus was „Made in China“ ist, Schuhe, Pullover, Jacken, einfach alles. Schritt drei, ran an die Elektronik. Trennt euch von allem was in China hergestellt wurde oder technische Bauteile aus  China enthält, egal ob Fernseher, Tablett oder Smartphone, Bauteile von Autos oder Kameras.

Schon vergessen? Ihr boykottiert China und das gehört eben dazu!

 

Ich finde es ein wenig schade, dass wir es vermutlich nie mitbekommen werden, ob jemand es wirklich durchzieht. Denn die meisten Boykott-Schreier werden sich schnell einer neuen Thematik zuwenden, die sie posten, teilen und liken können und von den anderen wird man nie etwas lesen, weil sie sich durch den Boykott aus den weiten des Internets verabschieden werden.

Aber eines sei Gewiss, begegnet mir eines Tages jemand der eine Kittelschürze Made in Germany trägt und mit seinem Pferd zur Arbeit reitet, wird dieser jemand meinen vollen Respekt haben, dafür dass er seinen Boykott Aufruf ernst genommen und gelebt hat.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.