Mittwoch, 10. August 2016

Bimber Bumber Doodelei






Früher hatte man einen Rassehund oder einen Mischling. Eine Einteilung mit der die wenigsten Hundebesitzer ein Problem hatten. Es gab ab und an kleinere Animositäten, weil der ein oder andere meinte, die Reinrassigkeit seines Hundes mache ihn erhaben oder mancher nicht zugeben wollte, dass er doch einen kleinen Komplex mit sich rumschleppe, weil er einen Mischling an der Leine führte, aber in der breiten Masse gingen diese kleineren Auswüchse unter.
Doch seit einigen Jahren schon drängt ein neuer Mitspieler mit Gewalt aufs Feld und dass man es hier nicht mit einem gewöhnlichen Konkurrenten zu tun hat, lässt schon der Name vermuten: Der Designer Dog.

Der erste Designerdog Wurf viel Ende der 80er Jahre in Australien. Auch wenn dieser Startpunkt gerne glorifiziert wird und man die Geschichte so erzählt, dass der Züchter von Blindenführ- und Behindertenbegleithunden DEN Allrounder auch für Allergiker schaffen wollte, beschreibt der Züchter selbst in einem späteren Interview ganz anders… nämlich als einen nicht ganz geplanten Mischlingswurf innerhalb des Kennels, den am Anfang kein Käufer haben wollte. Erst als er begann sie unter einem Fantasienamen zu bewerben, wurden sie ihm aus den Händen gerissen.
Die Geburtsstunde des Designer Dogs.

Lange Jahre blieb der Designer Dog ein Geheimtipp, hipp und cool, mehr in den USA verbreitet als in Europa, doch in den letzten Jahren hat sich das massiv geändert. Man gewinnt langsam den Eindruck als sei der gewöhnliche Mischling (mit Ausnahme des geretteten Straßenhundes aus Süd- oder Osteuropa oder vom anderen Ende der Welt) vom Aussterben bedroht. Denn die Anzahl der Mischlinge befindet sich im freien Fall, plötzlich ist jeder Hund, dessen Eltern man halbwegs einer Rasse zuordnen kann kein Mischling mehr, sondern wird gerne als Designer Dog präsentiert. Das fängt an bei den allgegenwärtigen Doodlen und geht weiter über Rottador, Dobertiner, Jackawa, Wolfsky und noch viele seltsame Namenserfindungen mehr.
Wichtig ist dabei immer, dass das Wort „Mischling“ um jeden Preis vermieden und die angeblichen Vorteile dieser Designermixe vollmundig angepriesen werden, egal wie unwirklich diese Versprechungen auch sein mögen.

Gerade die Doodelei scheint in der aktuellen Phase Amok zu laufen. Alles was nicht bei drei auf den Bäumen ist, wird mit einem Pudel „veredelt“. Es reicht von den Klassikern wie dem Labradoodle und dem Goldendoodle über kleinere Varianten wie den Maltipoo bis hin zu so seltsamen Auswüchsen wie den Malidoodle (Malinois + Pudel), den Neufidoodle (Neufundländer + Pudel) und dem Doggle (Deutsche Dogge + Pudel).
Fragt man Fans der Designer Dogs nach dem Sinn dieses wilden Gemisches, kommen meist wenig befriedigende Antworten. Meist werden die Werbeversprechen vom nicht haarenden, nicht jagenden, freundlichen und kinderlieben Familienhund heruntergebetet. Die nächsten ziehen den gern bemühten Heterosiseffekt zu Hilfe und verweisen auf die angeblich bessere Gesundheit solcher Kreuzungen. Ich kann diesem Argument bei der Kreuzung von Dogge und Pudel folgen, dass der Pudel der gesundheitlich angeschlagenen Dogge einige Vorteile bringen mag. Bei Kreuzungen wie dem Black River (Flatcoated Retriever + Pudel) halte ich es für unwahrscheinlich und bei solchen Kreationen wie dem Frops (Französische Bulldogge + Mops) ist dieses Argument in meinen Augen nur noch Hohn. Gerne wird dann die Entstehung der jetzigen Rassen herangezogen, um die lustige Vermischung zu begründen. Auf die Frage nach dem genauen Zuchtziel – die Mischung der Hunde die zur Entstehung der heutigen Rassen gezüchtet wurde, hatte in der Regel ein klares Zucht- meist ein Gebrauchsziel unter dem die Hunde ausgewählt wurden – bleibt dann wieder unbeantwortet oder es wird auf die üblichen Werbeversprechen von der eierlegenden Wollmilchsau für den Familiengebrauch verwiesen.
Ein Sonderargument für die Designer Dogs wird noch gerne bei den Doodlen angeführt. Nämlich, dass der Pudel in allen Variationen ein so toller Hund sei, aber eben nicht jeder mit dem Image der Rasse als Modepüppchen und Omahund leben will…. Der Doodle als Heilmittel gegen die Minderwertigkeitskomplexe des verhinderten Pudelhalters.

Die Frage, wieso man Designer Dogs züchtet, dürfte schnell beantwortet sein. Frops, Cockapoo, Dobertiner und Co kosten gut und gerne 1800€, oftmals auch deutlich über 2000€. Der gemeine Mischling bringt vielleicht gerade mal 200€, wenn er geimpft, entwurmt und gechipped wurde. Die Frage wieso Leute einen solchen Hund unbedingt kaufen wollen hingegen, bleibt unbeantwortet.
Auf Nachfragen wird sehr schnell aggressiv reagiert. Wagt man es sogar nach den Gesundheitsuntersuchungen der Elterntiere zu fragen oder gar zu erwähnen, dass es sich um keine neue Rasse handelt, sondern der Designer Dog im Grunde einfach nur ein teurer Mischling ist, ist in der Regel die Hölle los und die Designer Dog Freunde schlagen mit allem um sich, was ihnen gerade einfällt.

Ob sich aus dieser fröhlichen Mischlingsproduktion irgendwann wirklich neue Rassen entwickeln werden, halte ich für fragwürdig. Bis auf weiteres werden aber noch unzählige „Designer Dog“ Würfe von findigen Hobbyvermehrern mit mangelhaften Gesundheitsuntersuchungen die Kleinanzeigenportale fluten und hunderte Welpenkäufer in der festen Überzeugung weder einen schnöden Mischling noch einen überzüchteten Rassehund zu kaufen, irrsinnige Preise für hübsche kleine Mischlingswelpen zahlen.

Bis dieser Hype abgeklungen ist, sollte man sich allerdings vielleicht einmal im Tierschutz Gedanken machen, ob man nicht auf den Zug aufspringen sollte. Wieso sollte das, was vor rund 30 Jahren in Australien in einer Hundezucht funktioniert hat, nicht auch in Deutschland in den Tierheimen funktionieren. Einfach mal testen, ob der schwer zu vermittelnde schwarze Border-Labrador Mischling als exklusiver Bordrador nicht mehr Interessenten anspricht. In Tierheim hier in der Nähe hätte den Jackpott in Form von zwei Maltipoos bereits im Hundehaus sitzen, bewirbt diese beiden wundervollen Exoten aber ganz ungeschickt als „Malteser-Pudel-Mischlinge“ (da ist es wieder, das böse Wort „Mischling“, das man doch unter allen Umständen vermeiden sollte). Nicht auszudenken, wie sprunghaft die Bereitschaft zu höherer Hundesteuer, Wesenstest und Führungszeugnis ansteigen würde, würden aus den ganzen Staffmischlingen plötzlich coole Designer Dogs. Für den American Labrashire oder den Staxer würde man solche Unannehmlichkeiten doch sicher mit Freuden auf sich nehmen, um ein solch exklusives Tier besitzen zu können….