Früher hatte man einen Rassehund oder einen Mischling.
Eine Einteilung mit der die wenigsten Hundebesitzer ein Problem hatten. Es gab
ab und an kleinere Animositäten, weil der ein oder andere meinte, die
Reinrassigkeit seines Hundes mache ihn erhaben oder mancher nicht zugeben
wollte, dass er doch einen kleinen Komplex mit sich rumschleppe, weil er einen
Mischling an der Leine führte, aber in der breiten Masse gingen diese kleineren
Auswüchse unter.
Doch seit einigen Jahren schon drängt ein neuer Mitspieler
mit Gewalt aufs Feld und dass man es hier nicht mit einem gewöhnlichen
Konkurrenten zu tun hat, lässt schon der Name vermuten: Der Designer Dog.
Der erste Designerdog Wurf viel Ende der 80er Jahre in
Australien. Auch wenn dieser Startpunkt gerne glorifiziert wird und man die
Geschichte so erzählt, dass der Züchter von Blindenführ- und
Behindertenbegleithunden DEN Allrounder auch für Allergiker schaffen wollte, beschreibt
der Züchter selbst in einem späteren Interview ganz anders… nämlich als einen
nicht ganz geplanten Mischlingswurf innerhalb des Kennels, den am Anfang kein
Käufer haben wollte. Erst als er begann sie unter einem Fantasienamen zu bewerben,
wurden sie ihm aus den Händen gerissen.
Die Geburtsstunde des Designer Dogs.
Lange Jahre blieb der Designer Dog ein Geheimtipp, hipp
und cool, mehr in den USA verbreitet als in Europa, doch in den letzten Jahren
hat sich das massiv geändert. Man gewinnt langsam den Eindruck als sei der
gewöhnliche Mischling (mit Ausnahme des geretteten Straßenhundes aus Süd- oder
Osteuropa oder vom anderen Ende der Welt) vom Aussterben bedroht. Denn die
Anzahl der Mischlinge befindet sich im freien Fall, plötzlich ist jeder Hund,
dessen Eltern man halbwegs einer Rasse zuordnen kann kein Mischling mehr,
sondern wird gerne als Designer Dog präsentiert. Das fängt an bei den allgegenwärtigen
Doodlen und geht weiter über Rottador, Dobertiner, Jackawa, Wolfsky und noch
viele seltsame Namenserfindungen mehr.
Wichtig ist dabei immer, dass das Wort „Mischling“ um
jeden Preis vermieden und die angeblichen Vorteile dieser Designermixe
vollmundig angepriesen werden, egal wie unwirklich diese Versprechungen auch
sein mögen.
Gerade die Doodelei scheint in der aktuellen Phase Amok
zu laufen. Alles was nicht bei drei auf den Bäumen ist, wird mit einem Pudel „veredelt“.
Es reicht von den Klassikern wie dem Labradoodle und dem Goldendoodle über
kleinere Varianten wie den Maltipoo bis hin zu so seltsamen Auswüchsen wie den
Malidoodle (Malinois + Pudel), den Neufidoodle (Neufundländer + Pudel) und dem
Doggle (Deutsche Dogge + Pudel).
Fragt man Fans der Designer Dogs nach dem Sinn dieses
wilden Gemisches, kommen meist wenig befriedigende Antworten. Meist werden die
Werbeversprechen vom nicht haarenden, nicht jagenden, freundlichen und
kinderlieben Familienhund heruntergebetet. Die nächsten ziehen den gern
bemühten Heterosiseffekt zu Hilfe und verweisen auf die angeblich bessere
Gesundheit solcher Kreuzungen. Ich kann diesem Argument bei der Kreuzung von
Dogge und Pudel folgen, dass der Pudel der gesundheitlich angeschlagenen Dogge
einige Vorteile bringen mag. Bei Kreuzungen wie dem Black River (Flatcoated
Retriever + Pudel) halte ich es für unwahrscheinlich und bei solchen Kreationen
wie dem Frops (Französische Bulldogge + Mops) ist dieses Argument in meinen Augen
nur noch Hohn. Gerne wird dann die Entstehung der jetzigen Rassen herangezogen,
um die lustige Vermischung zu begründen. Auf die Frage nach dem genauen
Zuchtziel – die Mischung der Hunde die zur Entstehung der heutigen Rassen
gezüchtet wurde, hatte in der Regel ein klares Zucht- meist ein Gebrauchsziel
unter dem die Hunde ausgewählt wurden – bleibt dann wieder unbeantwortet oder
es wird auf die üblichen Werbeversprechen von der eierlegenden Wollmilchsau für
den Familiengebrauch verwiesen.
Ein Sonderargument für die Designer Dogs wird noch gerne
bei den Doodlen angeführt. Nämlich, dass der Pudel in allen Variationen ein so
toller Hund sei, aber eben nicht jeder mit dem Image der Rasse als Modepüppchen
und Omahund leben will…. Der Doodle als Heilmittel gegen die
Minderwertigkeitskomplexe des verhinderten Pudelhalters.
Die Frage, wieso man Designer Dogs züchtet, dürfte
schnell beantwortet sein. Frops, Cockapoo, Dobertiner und Co kosten gut und
gerne 1800€, oftmals auch deutlich über 2000€. Der gemeine Mischling bringt
vielleicht gerade mal 200€, wenn er geimpft, entwurmt und gechipped wurde. Die
Frage wieso Leute einen solchen Hund unbedingt kaufen wollen hingegen, bleibt
unbeantwortet.
Auf Nachfragen wird sehr schnell aggressiv reagiert. Wagt
man es sogar nach den Gesundheitsuntersuchungen der Elterntiere zu fragen oder
gar zu erwähnen, dass es sich um keine neue Rasse handelt, sondern der Designer
Dog im Grunde einfach nur ein teurer Mischling ist, ist in der Regel die Hölle
los und die Designer Dog Freunde schlagen mit allem um sich, was ihnen gerade
einfällt.
Ob sich aus dieser fröhlichen Mischlingsproduktion irgendwann
wirklich neue Rassen entwickeln werden, halte ich für fragwürdig. Bis auf
weiteres werden aber noch unzählige „Designer Dog“ Würfe von findigen
Hobbyvermehrern mit mangelhaften Gesundheitsuntersuchungen die
Kleinanzeigenportale fluten und hunderte Welpenkäufer in der festen Überzeugung
weder einen schnöden Mischling noch einen überzüchteten Rassehund zu kaufen,
irrsinnige Preise für hübsche kleine Mischlingswelpen zahlen.
Bis dieser Hype abgeklungen ist, sollte man sich
allerdings vielleicht einmal im Tierschutz Gedanken machen, ob man nicht auf
den Zug aufspringen sollte. Wieso sollte das, was vor rund 30 Jahren in
Australien in einer Hundezucht funktioniert hat, nicht auch in Deutschland in
den Tierheimen funktionieren. Einfach mal testen, ob der schwer zu vermittelnde
schwarze Border-Labrador Mischling als exklusiver Bordrador nicht mehr
Interessenten anspricht. In Tierheim hier in der Nähe hätte den Jackpott in
Form von zwei Maltipoos bereits im Hundehaus sitzen, bewirbt diese beiden
wundervollen Exoten aber ganz ungeschickt als „Malteser-Pudel-Mischlinge“ (da
ist es wieder, das böse Wort „Mischling“, das man doch unter allen Umständen
vermeiden sollte). Nicht auszudenken, wie sprunghaft die Bereitschaft zu
höherer Hundesteuer, Wesenstest und Führungszeugnis ansteigen würde, würden aus
den ganzen Staffmischlingen plötzlich coole Designer Dogs. Für den American
Labrashire oder den Staxer würde man solche Unannehmlichkeiten doch sicher mit
Freuden auf sich nehmen, um ein solch exklusives Tier besitzen zu können….