Ich bezweifle, dass Meister Yoda bei diesen Worten an den
modernen Hundesport dachte, dennoch passen sie ideal zu der aktuellen
Situation. Auslöser für die Überlegungen ist das Video des FCI IPO WM Gewinners
Harysson Ad-Gür.
Beim Video der – meiner Meinung nach wunderschönen – Unterordnung
des Rüden wurde von zwei Damen bemängelt, dass der Hund keinen geraden Rücken,
sondern ein starkes Gefälle habe. Ungeachtet der Tatsache, dass wir wohl alle
nicht mehr erleben werden, bis sich herumgesprochen hat, dass auch eine stark
abfallende Linie eine Gerade sein kann, wurde versucht zu erklären, dass dieses
„Gefälle“ in weiten Teilen der Laufart des Hundes geschuldet sei. Bei der
gezeigten Unterordnung lief der Hund deutlich über die Hinterhand, trat tief
unter dem Schwerpunkt und hob sich dadurch in der Vorhand zu einem deutlichen
Imponiertrab heraus. Die Erklärung, dass diese Art des bergauf Trabens nur
möglich ist, wenn der Hund die Hintergliedmaßen stärker beugt, mit ihnen weiter
unter den Körper tritt, hinten vermehrt Last aufnimmt und sich dadurch die Kruppe
absenkt, wurde als Blödsinn abgetan.
Hier also der Hinweis an alle Dressurreiter, der sechste
Punkt unserer Ausbildungsskale, namentlich die Versammlung, ist also Blödsinn.
Denn um nichts Anderes handelt es sich bei dieser Laufform des Hundes, um eine
Versammlung. Nur leider hat dieses Wissen um gewisse anatomische Abläufe in der
Bewegung ihren Weg in die Köpfe vieler Hundesportler – und solcher, die sich
gerne als solche bezeichnen – noch nicht gefunden. Doch nicht nur dieses
Verständnis der Anatomie könnte man sich als Hundesportler aus der Reitsportszene
aneignen.
Eines der großen Themen ist dabei das Warm-up. Mit dem
Pferd arbeiten ohne es vorher anständig warmzureiten ist ein No Go, wie jeder
Reiter von Anfang an lernt. Muskeln brauchen Zeit um warm zu werden, Gelenke
verschleißen schneller, wenn sie kalt belastet werden und auch für Sehnen,
Bänder und den Kreislauf ist ein Kaltstart unnötig belastend. In der
Hundesportszene ist diese Vorgehensweise leider immer noch die Ausnahme. Eine
schnelle Runde an der Leine um den Trainingsplatz damit der Hund sein Geschäft
verrichten kann und dann geht es los mit der Arbeit. Lockeres Aufwärmen,
Fehlanzeige, Fußlaufen oder Revieren reichen ja aus, damit der Hund auf Touren
kommt. Wer vor dem Schutzdienst mit leichten Dehnübungen beginnt oder den Hund
kurz durchmassiert bevor es in den Parcours geht, wird in den meisten Fällen
nur schief angeschaut. Zwar wird es langsam Usus seine Sporthunde ab und an mal
mehr mal weniger regelmäßig von Physiotherapeuten oder Chiropraktikern betreuen
zu lassen, doch die Einsicht, dass die Gesundheit und Leistungsfähigkeit des
Hundes von einem vernünftigen Aufwärmprogramm nur profitieren kann, lässt in
weiten Teilen noch auf sich warten.
Gleiches gilt für die Bereiche Körperbeherrschung, Takt
und Sprungtechnik. Viele Hundesportler jammern gerne, dass ihnen der Richter in
der Prüfung den unnatürlichen Gang des Hundes zieht. Wirklich Zeit und Arbeit
investieren aber die wenigsten in einen taktreinen Trab. Der Hund wird in seine
Position gepackt und soll diese einfach nur halten. Ob er dies hoppelnd wie ein
Kaninchen beim Balztanz oder schleudernd wie eine Kuh auf dem Glatteis macht,
ist den meisten Hundeführern in Training vollkommen egal. Gezielte Übungen, um
das Körpergefühl und damit die bewusstere Bewegung des Hundes zu fördern,
stehen bei den wenigsten auf dem Trainingsplan. Dabei würde es in vielen Fällen
für den Hund schon eine große Erleichterung bringen, würde der Hundeführer
einmal seine eigene Gehgeschwindigkeit etwas anpassen.
Eine besondere Baustelle nimmt hier das Thema
Sprungtechnik ein. Gerade bei der Meterhürde im IPO bleibt mir bisweilen die
Luft weg, was sich da als „Sprung“ qualifiziert in den Augen mancher Sportler.
Manche Hunde tippeln verzweifelt die Distanz abschätzend auf den Sprung zu um
sich dann irgendwie über die Hürde zu winden. Andere brettern voll Trieb aber
ohne Auge und Gefühl für Distanz und Höhe los, knallen im Sprung gegen die
Hürde und reißen sie bisweilen sogar mit um. Wirklich gearbeitet wird an diesem
Problem selten. Man stellt mal die Hürde niedriger und mal etwas höher, dreht
den Trieb etwas höher in der Hoffnung, dass der Hund dann schneller Anlauf
nimmt oder steckt eine Bürste oben auf, weil man glaubt, der Hund würde nicht
mehr auf der Hürde aufsetzen. Die Zeit ein anständiges Sprungtraining
durchzuziehen, damit sich beim Hund eine verlässliche und gesunde Technik
entwickelt, nehmen sich die allerwenigsten und bekommen am Ende der Prüfung die
Rechnung in Form von andauerndem Punktabzug.
Der moderne Hundesport hat sich in den letzten Jahren
rasant entwickelt. Aus dem drögen Nebenherschleichen wie es früher üblich war,
haben sich die freudigen und ausdrucksstarken Unterordnungen entwickelt, die
man dieser Tage gewohnt ist. Vielleicht schaffen Hundesport und Sportler auch
noch diese weiteren Lernschritte in angemessener Zeit zur Ausbildungsbasis
werden zu lassen.
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