Wir haben Mitte Oktober, das Jahr neigt sich rasend
schnell dem Ende zu. Eigentlich nichts außergewöhnliches, doch dieses Mal
bringt der Jahreswechsel für die Sportler eine große Änderung mit sich, eine
neue Prüfungsordnung.
Ich gehöre eigentlich nicht zu den Leuten, die aus
Prinzip über Neuerungen meckern und jammern und alles doof finden, doch dieses
Mal kann ich mir einen Kommentar und ein paar Gedanken nicht verkneifen. Vorab
hätte ich aber eine kleine Frage. Welcher Vollpfosten ist bitte schön für das
Layout und die Einteilung der Druckform der neuen Prüfungsordnung
verantwortlich? Ich habe selten etwas so Unstrukturiertes und Verwirrendes gesehen.
Wer immer sich diese Katastrophe auf die Fahnen schreiben darf, sollte bitte dringendst
Nachhilfe in Didaktik nehmen, bevor er auch nur einen weiteren Handzettel
erstellt.
Ich möchte gar nicht auf das Hin und Her, mal ja dann
doch wieder nicht der Pendelhürde eingehen und auf keinen Fall werde ich in die
Diskussion über die erneute Umbenennung der Sportart einsteigen. Aber werfen
wir doch einmal einen Blick in die Internationale Gebrauchshunde
Prüfungsordnung (IGP) und sehen uns die Änderungen an.
Fangen wir mit der Begleithundeprüfung an. Ein großer
Kritikpunkt vieler Starter war stets, dass die Fußstrecke in der BH/VT unverhältnismäßig
lang sei. Doppelt so lange, wie in den IPO Sparten, einmal mit, einmal ohne
Leine hieß es bisher „Fuß“ für Hund und Hundeführer. Hier wird die neue IGP
vielen Prüflingen entgegenkommen. Es wird zwar immer noch mehr Fuß gelaufen,
als in weiterführenden Prüfungen, doch die Freifolge wurde auf die Hälfte
eingekürzt. Keine Winkel mehr und keine zweite Kehrtwende ohne Leine. Bereits
hier taucht die kleine Stimme in meinem Hinterkopf auf und flüstert leise:
Wieso die Freifolge?
Wieso wurde der Teil nicht in der Leinenführigkeit
gekürzt? Wenn es nur darum geht, die Strecke zu kürzen, wieso nicht die
Leinenführigkeit um zwei Winkel und eine Kehrt erleichtern? Der kleine Kritiker
in meinem Ohr flüstert mir zu, dass es vom Ablauf wesentlich logischer und
flüssiger gewesen wäre, den Teil aus der Leinenführigkeit zu streichen und nach
der langen Geraden mit Schrittwechsel im Linkswinkel direkt in de Gruppe
abzubiegen, anstatt nach der Freifolge mit dem Rücken zum Laufweg stehen zu
bleiben, irgendwie umzudrehen und dann zu den technischen Übungen zu gehen.
Wieso man es trotzdem gemacht hat? Der Schuft in mir, der
Böses dabei denkt, flüstert leise, man habe halt die anspruchsvollere Übung gestrichen.
Dass der Prüfling sich aussuchen darf, ob er die technischen
Übungen aus der Bewegung oder der Grundstellung macht, ist nett, mehr aber auch
nicht.
Mit den BGHs habe ich mich nicht weiter beschäftigt. Da
bekomme ich schon die aktuelle PO nicht so recht auf die Reihe, weil einfach
das Interesse fehlt. Deshalb schauen wir uns doch gleich mal die IGP Fährten
an. Die IGP 3 können wir bei der Diskussion in allen Bereichen ausklammern, mir
wäre keine erkennbare Änderung zur IPO 3 aufgefallen. Bei der Fährte der IGP 1
und 2 fällt nur eine Änderung auf, ein zusätzlicher Gegenstand in beiden Prüfungsstufen
– ach ja und man darf den Hund jetzt auch während des Suchens zu labern, was
für ein guter Hund er doch ist. Einmal mehr verweisen, einmal mehr wieder
ansetzen, einmal mehr die Gefahr, dass Punkte flöten gehen, wenn überlaufen
wird. Da wird der Einstieg doch anspruchsvoller.
Oder doch nicht? Erhöht ein dritter Gegenstand die Schwierigkeit
oder doch eher die Chance noch ordentlich Punkte zu sammeln, auch wenn ein
Gegenstand verschlampt wird? Macht die Verkürzung der einzelnen
Fährtenabschnitte in denen Hund auf sich allein gestellt ist, ohne Bestätigung
vom Hundeführer zu bekommen nicht doch auch einfacher? Ich schätze mal, die
Frage muss sich jeder selbst beantworten.
Aber weiter zu Unterordnung. In der IPO Verzeihung IGP 1
hat sich nicht viel geändert, man hat den Apport über die Schrägwand
verstümmelt, das war es aber auch schon. In den anderen beiden Prüfungsstufen
ändert sich nichts außer das bescheidene Layout in der Prüfungsordnung.
Und dann kommt der Schutzdienst der IGP 1 und nein, ich
bin niemand der aus Prinzip meckert, aber an dieser Stelle frage ich mich, ob
die Prüfung überhaupt noch eine Prüfung ist. Es gibt kein wirkliches Revieren
mehr, der Hund wird direkt zum Helfer ins Sechser geschickt, wozu unnötigen
Gehorsam verlangen, reicht ja, wenn der Hund in der IGP 1 schön läuft und
bellt. Auch am Versteck braucht muss der Fiffi nicht hören, denn man darf ab
sofort anleinen und den Hund vom Versteck wegführen. Auch zur kurzen Flucht
darf der Hund mit der Leine geführt werden und auch den Weg zur langen Flucht
darf man zur Sicherheit mit der Leine am Hund zurücklegen, gleiches gilt für
den Seitentransport.
Auch wenn der Titel dieses Beitrages es besagt, zwischen
den Zeilen lesen muss man bei der neuen Prüfungsordnung gar nicht. Die ganzen
Änderungen schreien geradezu hinaus, dass die „Erleichterung für den Einzug in
den Sport“ in erster Linie über das Herunterfahren des geforderten Gehorsams
zustande kommen soll.
Vor allem im Schutzdienst haben die Neuerungen einen sehr
schalen Beigeschmack. Bisher hieß es immer, der Gehorsam gehört zum Schutzdienst,
es geht nicht nur ums Beißen. Doch in der IGP 1 sieht das nun irgendwie anders
aus. Man wollte den Einstieg in den Sport erleichtern, wollte wieder mehr Leute
dafür begeistern, aber mich beschleicht das ungute Gefühl, dass man mit diesen
Änderungen dem IPO Sport einen Bärendienst erwiesen hat.
Vielleicht sehe ich es ja zu schwarz und die meisten
Sportler werden sich nicht dazu herablassen den Hund im Schutzdienst an der
Leine zu führen und gleich für die weiteren Prüfungsstufen richtig ausbilden.
Die Zeit wird es zeigen.