Es hat sich mittlerweile auch in die letzte Ecke der Hundesportwelt herumgesprochen, dass man ohne Team nicht weit kommt. Mir wurde schon früh eingetrichtert, dass zwei Amateure, die zusammenarbeiten am Ende mehr Erfolg haben werden, als der Profi, der es alleine schaffen will. Teamwork im Hundesport war deshalb etwas Normales für mich, mit allem, was dazu gehört. Doch nun zeichnet sich leider eine neue Entwicklung ab, die mich sorgenvoll stimmt. Es wird viel vom Team und vom Teamgedanken gesprochen und wie wichtig das doch sei. Ein Team haben, will plötzlich jeder, doch ein Team sein, wollen leider wenigere.
Ja, es ist klasse, ein Team hinter sich zu haben und dabei ist es vollkommen egal, ob es zwei oder zwanzig Personen sind. Jemanden, der einen unterstützt, der einem zur Seite steht und hilft, egal ob bei großen, essenziellen Fragen der Ausbildung oder so profanen Dingen wie „roll das Bringholz bitte einen halben Meter nach links“. Man hat Unterstützung, man kann sich mehr auf sich selbst und seinen Hund konzentrieren und muss weniger auf die Umwelt achten. Mehr Augen sehen mehr, mehr Menschen bringen mehr Erfahrung und Feedback mit ins Training ein und erleichtern Aufgaben und das Drumherum beim Training.
Ein Team ist toll.
Doch Teams haben einen Haken. Will man ein Team haben und seinen Platz im Team auch behalten, muss man selbst eben auch Team sein. Es mag sein, dass sich der ein oder andere auf Grund seiner Erfolge und seines Rufs eine Zeitlang als Despot benehmen und eine Schar von Fans und Untertanen um sich scharen kann, aber zum Einen wird der durchschnittliche Sportler diesen Status nie erreichen und zum Anderen zeigt die Erfahrung, dass es auch bei den wenigen, die es können, auf Dauer nicht gut geht und mit der Zeit die Gefolgschaft schwindet.
Möchte man die Vorteile und Annehmlichkeiten eines Teams genießen, muss man selbst eben auch ein annehmbares Teammitglied sein und die anderen in ihrer Arbeit unterstützen und eben nicht nur, bei den großen, prestigeträchtigen Dingen, wie bei Auswärtsprüfungen dabei sein, sondern auch und sogar gerade bei den kleinen, alltäglichen Trainingssituation. Wer nur sich selbst und seinen Hund bedienen lässt, wird auf Dauer kein beliebtes Teammitglied sein.
Ein Team ist nicht persönlicher Diener eines einzelnen Sportlers und dazu da, ihm den Hintern hinterzutragen, hinter ihm aufzuräumen und dafür zu sorgen, dass nur diese Einzelperson ihre Ziele erreicht. Ein gutes Team funktioniert ganz kitschig nach dem Wahlspruch der Musketiere und zwar nur so. Versucht jemand sich vor seinen Verpflichtungen im Team zu drücken und nur die Vorteile abzuschöpfen, wird es über kurz oder lang zu Streit kommen.
Auch muss man sich im Team über gewisse Spielregeln im Klaren sein. Es gibt Grenzen beim Training, die nicht überschritten werden, wer diese Grenzen nicht einhalten will, ist im falschen Team und bringt den Rest in wenigstens einen Gewissenskonflikt und schlimmsten Fall in massive Schwierigkeiten. Wer sich mit seinem Team nicht einig werden kann, über Trainingsmethoden und Ziele, ist im falschen Team. Diese Stufe der Selbstreflexion muss man als erwachsener Mensch mitbringen, um sich eingestehen zu können, dass man vielleicht grade am falschen Platz ist. Allen anderen Teammitgliedern niedere Beweggründe, Dummheit oder sonstiges zu unterstellen, weil man selbst sich nicht mehr wohlfühlt, ist unfair.
Vielleicht findet man ein neues Team, das den eigenen Vorstellungen von Training und Sport mehr entspricht, vielleicht muss man sich selbst aber auch eingestehen, dass man selbst falsch lag. Wer jedoch erwartet, dass sich das Team immer und in allen Situationen uneingeschränkt nach der eigenen Meinung dreht, wird eine herbe Enttäuschung erfahren und wer nur auf der Suche nach Bestätigung und Ja-Sagern ist, wird mit einem echten Team generell nicht glücklich werden, weil das eigene Ego im Weg zur echten Kooperation steht.
Also sollte vielleicht einfach mal in den Spiegel sehen und sich die Frage stellen, ob er wirklich ein Teamplayer ist. Ob er selbst seine Teamkollegen so unterstützt, wie er selbst es sich von ihnen wünscht und es fordert. Denn Hundesport ist Teamsport und ohne Team geht es nicht.