Sonntag, 7. Januar 2018

Die nächste Runde im Karussell




Vor fast drei Jahren fing hier alles an. Den Startschuss zu Barks’n Books gab damals die Veröffentlichung eines eher wenig bekannten Hundetrainers, dessen Publikation im Eigenverlag damals darauf abzielte seinem Verfasser durch unreflektiertes IPO Bashing ein wenig Ruhm zu verschaffen. Ein Unterfangen das scheiterte, sowohl bei der Ersterscheinung des Buches, wie auch bei der „neuen verbesserten“ Auflage.

Und dennoch versucht erneut jemand auf Kosten des IPO Sports seinen Namen ins Rampenlicht zu schubsen. Ein Herr von dem außerhalb seiner eigenen Hundeschule noch niemand etwas gehört hat, ruft zum großen Test auf, um der ganzen Welt zu beweisen, wie gefährlich Hunde sind, die im Schutzdienst geführt werden. Hierfür sucht er in den sozialen Medien Freiwillige, die sich mit ihren Profihunden seiner Untersuchung stellen und im Anschluss auch gleich ein Seminar bei ihm – selbstverständlich gegen Bezahlung – absolvieren können, um zu lernen, wie man die Hunde, mit denen sie schon seit Jahren problemlos zusammenleben, wieder resozialisieren und unter Kontrolle bringen kann.
Als wäre diese Ausgangsüberlegung nicht schon absurd genug, kamen folgende Anforderungen an den Hund:
·         Seit mindestens vier Jahren professionell im Sport
·         International erfolgreich und schon viele Preise gewonnen
·         Kein Diensthund
·         Kein Hobbyhund
·         Darf ausschließlich im Schutzdienst gearbeitet sein
Jedem, der auch nur den Hauch einer Ahnung von dieser Sportart hat, dürfte klar sein, wieso dieser betreffende Herr keine Probanden gefunden hat und vermutlich auch nie welche finden wird. Er selbst tobt aktuell immer noch durch die sozialen Medien und pöbelt gegen die feigen Sportler, die sich ihm und seinem großen Wissen nicht stellen wollen.

Wieso ich mich mit dieser dummen Werbekampagne überhaupt auseinandersetze und ihr einen Artikel widme? Weil mich die Vehemenz und der Fanatismus dahinter erschreckt und weil es kein Einzelfall ist.
Ablehnung und Unwissenheit finden sich an vielen Orten, doch mich erschreckt die unglaubliche Aggression und der Hass, der einem von den IPO Gegner entgegenschlägt und die Frage, woher das kommen mag, lässt mich nicht los.

In keinem anderen Bereich wird man derart unqualifiziert angefeindet wie im IPO Sport. Auf die Ringsportarten will ich bei der Thematik nicht weiter eingehen, weil die meisten Hetzer davon noch nie in ihrem Leben gehört haben.
Es sind immer die selben Vorwürfe. Die Hunde werden scharfgemacht, die Hunde sind gefährlich, die Hunde werden außerhalb der Trainingszeit im Zwinger vergessen, die Hunde werden misshandelt… Mit Argumenten und Beispielen aus der Realität kommt man nicht dagegen an. Auf einem Hundeplatz live bei einer echten IPO Ausbildung dabei, war von den Leuten meist noch nie jemand. Denn man weiß ja, wie das abläuft, hat einmal ein Video gesehen, von anderen gehört wie schlimm das ist und Opa hat auch erzählt, wie man das schon immer gemacht hat. Realität scheint in dieser Diskussion nicht zu interessieren, es regieren Hass, Angst und Vorurteile.

Doch woran liegt es?
Liegt es daran, dass der IPO Hund, selbst wenn er privat der netteste, friedlichste Hund sein kann, die Leute zu sehr daran erinnert, dass das Tier zu ihren Füßen kein lebendig gewordenes Plüschtier ist, sondern immer noch Zähne hat? Ist es die Angst vor der Erkenntnis, dass auch der hübsche kuschlige Hund, ausgesucht nach den neusten Modeströmungen und eingekleidet mit hübschen bunten Halsbändern und verschiedensten Mänteln für alle Wetterlagen immer noch ein Raubtier ist?

Gerne kommt in dieser Diskussion auch das Thema des Zwangs auf. Der Sportler – und hier fast immer der IPO Sportler – instrumentalisiert seinen Hund, zwingt ihn zum Sport für das eigene Ego und den eigenen Erfolg, ohne Rücksicht auf den Willen des Hundes. Der Hund hat keine Wahl.
Die Wahl des Hundes… ein Thema, das eigentlich beinahe einen eigenen Eintrag wert wäre. Denn auch wenn wir es uns immer gerne einreden, keiner unserer Hunde hat wirklich die Wahl und die Möglichkeit, sein Leben selbst zu bestimmen. Er muss so leben, wie wir es für richtig halten und das nicht nur im Sport. Der Hund kann sich nicht aussuchen, ob er bei uns leben möchte, ob er Einzelhund sein oder sein zu Zuhause mit mehreren Artgenossen teilen soll, Futter, Auslauf, Beschäftigung, Zuneigung. Erziehung, Körperpflege, medizinische Versorgung und oftmals auch die Entscheidung wann er stirbt…
Bei nichts von alle dem hat der Hund eine Wahl. Er kann einzig und allein darauf hoffen, dass sein Besitzer möglichst passend erkennt, wo seine Bedürfnisse liegen. Wieso also wirft man den anderen vor, in ihrer Wahl egoistisch und rücksichtslos zu sein? Vielleicht weil es den eigenen Horizont übersteigt, dass Hunde auch jenseits des eigenen Tellerrands glücklich sein können und dass nicht nur der eigene Weg und die eigenen Entscheidungen richtig sind.

Gerne wird auch mit der Gewalt in der Ausbildung argumentiert. Fragt man dann, wo und wann sie diese erlebt haben, wird abgewinkt. Man selbst habe noch nie einen Fuß auf einen Trainingsplatz gesehen, aber man wisse ja, wie dort gearbeitet wird.
Ich werde es an dieser Stelle nicht schönreden. Die Methoden haben sich in den letzten Jahren stark gewandelt, was nicht bedeuten soll, dass die ganze IPO Welt zu einer rosa Wattebauschwiese geworden ist. Aber das ist die ganze Hundewelt nicht. Der Sport ist nur ein Spiegel der allgemeinen Lage in der Welt der Hundehalter. Und so findet man im IPO, wie auf der Hundewiese und auch all den anderen Sportarten einen Querschnitt durch alle Schichten der Hundebesitzer, vom Wattebauscher, über den Chaoten, den Perfektionisten und den Schlamper bis hin zum Hardliner alles und jeden. Wieder eine Wahrheit, die man nicht hören will.

Egal wie oft man die Frage stellt, wie oft man die Diskussion auch durchsteht, man hat das Gefühl in einem Karussell zu sitzen. Selbst wenn man das Ende der Fahrt erreicht hat, beginnt schon in Kürze die nächste Runde mit den immergleichen Vorwürfen, der ständigen unterschwelligen bis offenen Aggression und dem gleichen Ausgang, wie in den Runden davor.
Und so wird wohl auch in absehbarer Zeit ein neuer namenloser Hundetrainer auf seine 5 Sekunden Ruhm lauern und versuchen mit einer Hetzschrift oder einem unsinnigen Wesenstest den IPO Sport instrumentalisieren, um seinen eigenen Namen in ein paar Diskussionen lesen zu können und schon beim ersten Aufruf ganz klar den Beweis erbringen, dass er weder von dieser Art Sport noch von der Ausbildung auch nur die geringste Ahnung hat.