Ein Tierpathologe plaudert aus seinem Arbeitsalltag und
legt seine persönliche Meinung zum Thema Haustierzucht im allgemeinen und
Hundezucht im sehr speziellen vor. So ließe sich der Inhalt vermutlich am besten
und Treffendsten zusammenfassen.
Man kann das Buch ziemlich klar in zwei Teile aufteilen.
In Teil eins erzählt der Tierpathologe aus seinem Arbeitsalltag. Es liest sich
leicht und flüssig, man hat den Eindruck, der Autor würde bei einem gemeinsamen
Kaffee ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern und seine Lieblingsanekdoten
zum Besten geben. Es geht um die Frage, was ein Tierpathologe genau macht, wie
man den Beruf ergreift und es geht um mehrere Beispiele aus dem Arbeitsalltag.
Da reicht die Spanne von einem Zoonilpferd mit einem besonderen Leiden, einem
Chinchilla mit Herpes, einem misshandelten und gedopten Rennpferd, Vögeln und
Hunden mit unentdeckten Parasiten und noch vielen weiteren Fällen. Manchmal
verrennt sich der Autor dabei ein wenig, gerät ins Schwafeln und kommt vom
Stock aufs Stöckchen, aber trotzdem bleiben die Episoden ansprechend und
erinnern einen an eine Mischung aus „Dr. House“ und „Bones“ für Tiere.
Natürlich gibt es Tipps für das richtige Verhalten, im
Umgang mit seinen Tieren, wirklich bahnbrechende Erkenntnisse findet man jedoch
nicht. Dass man mit einem kranken Tier zum Tierarzt gehen sollte und es keine
gute Idee ist, Tiere mit gefälschten Impfpässen aus dem Ausland zu schmuggeln,
sollte einem bereits der gesunde Menschenverstand sagen. Und man muss auch
sagen, dass vieles der im Buch beschriebenen Leiden auch schlicht daher rührte,
dass in den Tierarztpraxen eine falsche Diagnose gestellt wurde. Es ist ein
interessantes Lesebuch in der ersten Hälfte, allerdings sollte man es auch als
genau solchen verstehen und kaufen. Wer mehr erwartet, als eine
Anekdotensammlung aus einem eher unbekannten Berufsfeld, wird schon in Teil
eins enttäuscht werden.
Noch schwieriger wird es im zweiten Abschnitt, in dem der
Autor sich dem Thema Rasse(hunde)zucht widmet. Ja, es ist ein wichtiges Thema
und die Fehlentwicklungen gehören deutlich angeprangert und objektiv benannt,
aber man merkt hier immer wieder, wie dem Autoren die Emotionen durchgehen, was
sich auch bisweilen mehr als deutlich auf die Qualität der folgenden Abhandlung
auswirkt. Schon in der Einführung wird mehr als klar, wo der Zug hingehen soll.
Hier beschreibt der Autor ein Gespräch mit seinem Sohn, in dem es um einen
Dalmatiner und den familieneigenen Mischling geht und in dem die Aussage fällt,
den Mischling habe die Natur so gemacht…
Auch wenn bei der Verpaarung von Mischlingen seltener der
Mensch plant, als in der Rassehundezucht, sind auch Mischlinge (wie alle
anderen Hunde) so natürlich wie Kaugummi. Der Hund egal in welcher Form, ist
ein Produkt des Menschen.
Weiter geht es mit den üblichen Verdächtigen in den
Qualzuchtdebatten und hier merkt man sehr schnell, dass Fakten und Emotion
verschwimmen. So ist zwar Inzucht schlecht, aber die DDR Population (die bis
heute eine deutlich höhere Inzuchtrate zeigt, als der Rest der Population) war
die einzige Rettung des Deutschen Schäferhundes, den es vor Mauerfall in der ganzen
restlichen Welt laut Ansicht des Autors nur noch als überzüchtete
Hochzuchtvariante gab.
Und
so geht es weiter mit den Brachyzephalen Rassen, der Merle Problematik, der
Frage nach VDH oder Dissidenz und man ist als Leser hin und her gerissen. Auf
der einen Seite werden viele Probleme angesprochen, über die man wirklich reden
muss, auf der anderen Seite merkt man doch, dass an einigen Stellen die
persönliche Meinung die Fakten überwiegt. So wird das Thema der Verbesserung
der Lage der brachyzephalen Rassen sehr vereinfacht auf das gerne von Designermixvermehrern
genutzte „Hauptsache mehr Nase“ runtergebrochen und auch die Dissidenzvereine
sind nicht zu verachten und sicher besser als der VDH, denn die versprechen,
dass sie keine Qualzucht betreiben. Dass es da meist beim Versprechen bleibt
ist egal, klingt gut auf dem Papier, findet man also toll. Weiter nachgeforscht
und auf die Tücken auch dieser selbsternannten besseren Vereine wird mit keinem
Wort eingegangen.Hätte man es bei den Fallbeispielen aus dem Arbeitsalltag belassen und es auch so beworben, wäre es ein wirklich interessantes Buch mit Geschichten aus einem fast unbekannten Beruf. Aber dieser Rundumschlag nur kurz über Stammtischniveau in der zweiten Hälfte, zieht das Buch extrem runter.