Donnerstag, 9. April 2015

Christopher Posch „Die Welpenmafia – Wenn Hunde nur noch Ware sind“


Unser zweites Buch…

Das Thema Wühltischwelpen ist derzeit in den Medien sehr präsent. Auch wenn das Privatfernsehen langsam wieder beginnt, das Interesse zu verlieren, laufen im Internet noch die Aufklärungskampagnen. Egal ob VDH, Tasso oder der Deutsche Tierschutzbund, alle beteiligen sich an der „Nein zu Wühltischwelpen“ Kampagne.
Das Buch von Rechtsanwalt Christopher Posch entstand in den Anfangszeiten, als das Privatfernsehen die Thematik für sich entdeckte und im Rahmen einer Reality Show mit Herrn Posch den Fall einer Welpenkäuferin und ihrem Kampf gegen den Verkäufer ihres kranken Hundewelpen zeigte.

Mit diesem Fall eröffnet der Autor auch sein Buch. Etwas steif mit ordentlich Juristendeutsch schildert er die Geschehnisse rund um den Billigkauf eines Havaneserwelpen. Deutlich emotionaler gestalten sich die Folgekapitel, die Co Autorin Birgitt Thiesmann von Vier Pfoten verfasst hat. Sie schildert die Zustände auf den Welpenmärkten, die Masche mit dem Mitleid und appelliert eindringlich an die Leser, sich nicht hinreißen zu lassen.

Allein für diesen einen Satz aus Kapitel 8: „Eine der wichtigsten Leitlinien im Kampf gegen den illegalen Welpenhandel lautet, niemals ein Tier aus Mitleid zu kaufen oder weil es billig ist. “ würde ich am liebsten dafür plädieren, dass jeder dieses Buch lesen sollte, bevor er über die Anschaffung eines Hundes nachdenkt.
Doch leider bleibt der Satz eines der wenigen Highlights im Buch. Frau Thiesmann schildert weiter von Dreharbeiten, der Räumung einer Welpenfabrik, den Zuständen auf den polnischen Märkten auch nach Verschärfung des Tierschutzgesetzes, der Beschlagnahmung von Schmuggelwelpen auf einem deutschen Parkplatz und gefälschten Impfausweisen aus aller Herrenländer.

Die Thematik ans ich ist interessant und wichtig, doch leider springen einen ständig die Werbenamen der beteiligten TV Produktionen aggressiv an und jeder der im Fernsehen auch nur eine einzige Reportage zum Thema illegaler Welpenhandel gesehen hat, kennt die von Posch und Thiesmann zu Papier gebrachten Geschichten bereits in Wort und Bild, denn etwas neues wurde den RTL Reportagen in diesem Buch nicht hinzugefügt.

An die Schilderungen der Erlebnisse auf dem Polenmarkt schließt eine allgemeine Schilderung von möglichen Krankheiten an, neben Parvovirose und Staupe wird auch die Tollwut als immer noch drohende Gefahr dargestellt und der präsentierte Impfplan der Impfkommission ist in der heutigen Zeit auch bereits veraltet und veranlasst jeden der sich mit dem Thema des individuellen Impfplans und den aktuellen Gültigkeiten der Einzelimpfungen beschäftigt hat, nur mit dem Kopf zu schütteln.

Generell präsentiert sich Poschs „Welpenmafia“ wie ein mittelmäßig recherchierter Bericht aus einer RTL Nachmittags-Boulevard-Sendung - aus einem solchen ist es zweifellos wohl auch entstanden. Es wechseln tragische Fallberichte mit hohem Taschentuchfaktor über totkranke, sterbende Welpen und misshandelte, traumatisierte und kranke Hündinnen mit trockenen Passagen über juristische Hintergründe. Das Buch will und will einfach keinen einheitlichen Tonfall finden, der es dem Leser leicht macht, die 29 Kapitel durchzuhalten.

Die anschließende Vorstellung von drei vorbildlichen VDH Zuchten ist gut gemeint, driftet aber etwas zu sehr in Lobhudelei ab und verstärkt die Klischeewirkung des Buches mit dieser extremen schwarz-weiß Malerei nur noch zusätzlich. Die Intention zu zeigen, welche Arbeit sich seriöse Züchter machen ist wirklich ehrbar, doch wie an so vielen Stellen in diesem Buch fällt auch dieses Kapitel unter das Stichwort „gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht“. Die allgemeine Checkliste vor der Hundeanschaffung vermittelt eher das Gefühl von Füllstoff. Die Auflistung von „Habe ich genug Zeit“ bis „Wer füttert Waldi im Urlaub“ steht in gefühlten tausend Büchern und doppelt so vielen Artikeln, wieso man dem ein eigenes Kapitel in einem Buch über illegalen Welpenhandel widmen muss – zumal mit keinem Wort die Wahl eines seriösen Züchters erwähnt wird – bleibt rätselhaft.

Die anschließenden „Briefe von Betroffenen“ sollten vermutlich das Gesamtbild abrunden und beweisen, dass sich das Buch nicht an Einzelfällen aufhängt. Ich muss an dieser Stelle gestehen, dass ich einfach kein Mitleid mehr empfinden kann für die „Opfer“ der Welpenmafia. Wer vor 30 Jahren auf den Großhändler von Ammereuth rein gefallen ist, hatte damals Pech. Wer bei der heutigen Informationsflut auf dem Polenmarkt, aus einem Kofferraum oder beim Großhändler einen Welpen kauft, gehört für so viel Dummheit einfach bestraft. Da beißt die Maus für mich keinen Faden ab. Bei jedem Erfahrungsbericht, dachte ich nur „geschieht euch ganz recht, hätte euch noch mehr Geld kosten sollen, dann merkt ihr es euch vielleicht fürs nächste Mal“. Bei jeder Waschmaschine wird mehr Aufwand und Recherche betrieben, als beim durchschnittlichen Welpenkauf.
Den Abschluss bilden ein „nicht alle Menschen sind schlecht“ Epilog von Frau Thiesmann und eine kitschige „Ich bin dein Welpe“ Geschichte.

Ich würde das Buch wirklich gerne mögen, ich würde es gerne weiterempfehlen, weil es ein so aktuelles Thema behandelt, dass mit so viel Leid für Tier und Mensch verbunden ist und man dieses Leid nur eindämmen oder gar stoppen könnte, wenn sich mehr Menschen über die Abläufe im Hintergrund bewusst wären und nicht nur auf der Jagd nach dem nächsten Schnäppchenrassehund wären. Doch leider kommt Poschs "Welpenmafia" nicht über das Niveau einer RTL Vorabendreportage hinaus und verschenkt sein ganzes Potential in dem es im Grunde eine schnöde Nacherzählung von dutzendmal gesehenen TV Beiträgen. Jeder der sich auch nur einen der Beiträge angesehen hat, wird aus dem Buch nichts Neues erfahren. Einzig Leser die noch nie Berührung mit dem Thema hatten, können in diesem Buch Denkanstöße finden, allerdings dürfte der Stilmix viele Leser abschrecken.

Bleibt zu hoffen, dass sich eines Tages ein anderer Autor dieses wichtigen Themas annimmt und einen runden, informativen und gut strukturierten Text zum Thema Vermehrer und illegalen Welpenhandel auf den Markt bringt, der die Aufklärung wirklich unterstützt.