Mittwoch, 20. Juni 2018

Inge Hansen - Vererbung beim Hund


Unser 21. Buch

Auf dem Einband wird das Werk der Autorin als „DAS HANDBUCH für Züchter und Halter“ angepriesen. Ein sehr vollmundiges Versprechen, dem dieses Buch jedoch durchaus gerecht wird, zumindest wenn man sich als Neuzüchter vor dem Einstieg gut informieren möchte. Züchter und Halter, die sich schon langjährig in der Materie bewegen, werden eher wenig neue Informationen finden.
Hansen startet mit dem kleinen 1x1 der Vererbungsbiologie. Sicher kann man sich über die ein oder andere Aussage zum Thema „Wie aus dem Wolf Hunde wurden“ streiten, doch diese Einführung ist eher Nebensache. Die biologischen Grundlagen von Zellteilung und Fortpflanzung werden dafür umso verständlicher und anschaulicher dargelegt und bieten die ideale Grundlage für den weiteren Verlauf des Buches. Denn mit dem Grundwissen geht es weiter zu den Vererbungsgesetzen, wo die Autorin einen umfassenden Überblick gibt, angefangen von den Mendelschen Regeln über Geschlechtsgebundene Vererbung, Polygenie und Mutation bis hin zur Heritabilität einzelnen Merkmale. Hierbei hält sich die Autorin zwar knapp und verfällt nie in zu wissenschaftliche Terminologie, wird dabei aber auch nie oberflächlich und vermittelt zu den einzelnen Themen die notwendigen Fakten.

Großen Wert legt Hansen auf das Thema der Ziele der Zuchtlenkung und der dazu notwendigen Methoden. Auch hier findet man keine oberflächlichen Tipps, sondern ein gut argumentiertes Plädoyer für eine möglichst vollständige Betrachtung von Vorfahren, Nachkommen und Anverwandten eines Hundes, um seinen Zuchtwert zu beurteilen und nicht nur den einzelnen Hund zur Qualitätsbeurteilung heranzuziehen.
Es folgt ein Einblick in die verschiedenen Verpaarungssysteme und erneut Aufklärung, wieso die immer noch so beliebte Inzucht oftmals nicht das Ergebnis bringt, das sich die Züchter erhoffen und wieso sie meist mehr Risiko als Nutzen birgt und wieso die reine Merkmalszucht ohne genetische Basis unsinnig ist.

Sehr viel Raum wird Erbfehlern und Erbkrankheiten gegeben. Die Autorin klärt über mögliche Ursachen und Früherkennungsmethoden von Fehlern und Krankheiten auf und gibt einen ausführlichen Überblick über die gängigsten genetisch bedingten Erkrankungen der Haushunde in den Bereichen Augen-, Haut-, Skelett-, Weichteil-, Blut- und Herzerkrankungen. Es werden Krankheitsbild und die am häufigsten betroffenen Rassen genannt und auch – soweit bekannt – auf den zu Grunde liegenden Erbgang eingegangen.
Den Abschluss bilden Überlegungen, wie man gegen Erbkrankheiten und ihre Verbreitung vorgehen kann, Denkanstöße, was der einzelne Züchter und Hundehalter, aber auch die Zuchtvereine zu einer weiteren Verbesserung beitragen können.

Alles in allem bietet Inge Hansen ein äußerst informatives Buch zum Thema Zucht und Zuchtlenkung, dass auch wissenschaftliche Laien problemlos verstehen und nachvollziehen können. Eine hervorragende Einstiegslektüre für alle, die sich mit dem Thema Hundezucht näher befassen wollen.


Als nächstes auf der Leseliste:
Suzanne Clothier – „Es würde Knochen vom Himmel regnen“