Mittwoch, 21. November 2018

Prof. med. vet. M. Christine Zink – Fitnesstraining für Hunde


Unser 23. Buch

Viele medizinische Titel springen einen als Erstes entgegen, wenn man dieses Buch aus dem Müller Rüschlikon Verlag zur Hand nimmt. Die Autorin legt Wert darauf, dass man auch sieht, dass sie Ahnung von der Materie hat und dem Leser die anatomisch-physiologischen Grundlagen, Kraft- und Ausdauertraining, Ernährung und Stressmanagement für Hunde fachlich versiert nahebringen kann.
So startet das Buch auch mit der Bedeutung der körperlichen Grundlagen und detaillierten Aufführungen aller möglicher Körperteile und ihrer Bedeutung für den Sport. In vielen Bereichen ist dies sehr interessant und lehrreich. So wird darauf eingegangen, welche Vorteile bestimmte Körperformen haben. Wie ist der ideale Traber gebaut? Welcher Körperbau eignet sich besser für schnelle Sprints? Welche Vorteile und Nachteile haben bestimmte Winkelungen oder Kopfformen? Manche Aussagen kommen einem etwas eigenartig vor. Ob die langen Ohren des Bassets wirklich die Riechleistung verbessern, weil sie mehr Geruchspartikel aufwirbeln, will ich jetzt nicht wirklich beurteilen müssen. Und manches wirkt leider schon zu Beginn als Füllstoff. Es sollte selbstverständlich sein, dass ein Hund mit Leber- oder Nierenproblemen keine Leistung bringen kann. Ob man den Organen der Bauchhöhle bei der Thematik „Einfluss des Körperbaus auf die Leistung“ mehrere Seiten widmen muss, ist aber fraglich.
Ein ähnliches Bild bietet sich beim Kapitel zur Auswahl des richtigen Sporthundes. Der „nature vs nurture“ Exkurs ist noch leidlich interessant und durchaus für das Thema relevant, die Auflistung der einzelnen Entwicklungsstufen des Welpen ist dann bereits wieder grenzwertig. Wo ich persönlich wieder aussteige, ist die Empfehlung der Welpentests. Ich bleibe dabei, dass ich jeden Züchter verstehen kann, der Welpeninteressenten vor die Tür setzt, die anfangen Welpen zu zwicken und auf Töpfen rumzutrommeln, um zu testen, wie die Welpen reagieren. Sehr bedenklich finde ich auch den recht unkritischen Umgang mit dem Thema der Kastration.
Leider geht es auch sehr unspezifisch weiter. Bei Ernährung und Pflege des Sporthundes wird es sehr oberflächlich und könnte so auch in jedem beliebigen Ratgeber stehen. Kurze Hoffnung schöpft man bei Kapitel „Training des Sporthundes“. Es wird auf die Wichtigkeit des Warm-ups eingegangen und auch das Cool down angesprochen Doch leider wird das Thema sehr kurz abgehandelt, nur vereinzelte Anregungen für Trainingspläne und Übungen für Kraft- und Ausdauertraining gegeben und auch hier bleibt alles sehr nah an der Oberfläche.
Um so mehr Platz räumt man dann auf den nächsten 80 Seiten allen möglichen Krankheiten ein. Auch wenn sie laut den Kapiteltiteln immer in Zusammenhang mit dem Sport gestellt werden, ist es wieder ein allgemeines Sammelsurium an chronischen und akuten, genetischen und erworbenen Erkrankungen. Zwar wird immer wieder darauf eingegangen, in wie weit man mit der Erkrankung den Hund noch im Sport führen kann – wobei ich die Aussage, dass man nach einer HD oder Bandscheiben OP durchaus noch Sport machen kann, mehr als bedenklich finde – aber am Ende hat man eben doch nur eine Aneinanderreihung von allen möglichen Erkrankungen über HD und Bandscheibenvorfall über CEA und Herzfehler bis hin zu von Willebrand und Allergie. Angeschlossen wird noch ein wieder recht allgemeines Kapitel über Arzneimittel, ihre Wirkung und in wie weit die körperliche Verfassung und auch Rasse Einfluss darauf nehmen können und dass manche Medikamente immer wieder zu Probleme bei bestimmten Rassen bis hin zur Vergiftung führen können. Das Thema Doping wird nur kurz angeschnitten und auch das abschließende Kapitel zu Stress und Stressvermeidung kommt leider viel zu kurz.

Und so entpuppt sich leider wieder eines der Fitnessbücher für Sporthunde als unausgegorene Mischung von Kauf- und Pflegeberatung mit Überblick über gängige Erkrankungen, in die ab und an das Wort „Sporthund“ eingefügt wurde.

Als Nächstes auf der Leseliste:
Viviane Theby – Verstärker verstehen