Unser elftes Buch.
In der Reihe „Expertenwissen für Hundeprofis“ hat
Herausgeber und Autor Udo Gansloßer eine Artikelsammlung rund um das Thema
„Hunde aus dem Ausland“ veröffentlicht. Hundetrainer, Tierärzte und Kynologen
befassen sich in Beiträgen von unterschiedlicher Länge mit den Bereichen
Gesundheit, Tierschutz vor Ort, Herkunft der Straßenhunde und weiteren Themen
rund um die Hunde aus dem Ausland.
Den Beginn macht ein Erfahrungsbericht der Tierärztin
Sophie Strodtbeck, die aus eigener Erfahrung die negativen Folgen einer
unüberlegten „Rettung“ eines Hundes für Tier und Halter beschreibt. Immer mit
einem kleinen Augenzwinkern, aber doch stets mit den richtigen Worten für die
Dramatik der Situation schildert sie die Erlebnisse und Entbehrungen, die
nichts mit der von vielen Tierschützern gerne beworbenen Idylle mit den
dankbaren und pflegeleichten Südländern zu tun haben.
Weitere Artikel beschäftigen sich mit der sozialen
Struktur der Straßenhunde in den Ursprungsländern und der Frage, ob und bis
wann es diesen Tieren möglich ist, sich aus diesem Umfeld wieder in die
menschliche Obhut zu begeben und sich dort an die Anforderungen des Lebens als
Familienhund anzupassen. An dieser Stelle sei gesagt, dass ich diese beiden
Artikel von Gansloßer als die schwächsten im Buch empfinde. Sie sind zwar sehr
wissenschaftlich geschrieben, beschränken sich aber bei der Frage des „Hundes
aus dem Ausland“ ausschließlich auf die wirklichen Straßenhundpopulationen und
lassen dabei die deutlich vielfältigeren Herkunftsmöglichkeiten der
Auslandshunde im Tierschutz außer Acht.
Deutlich interessanter und auch für Interessenten
wertvoller empfinde ich hier den Artikel von Gerd Leder, der sich mit der Frage
nach der Herkunft und ursprünglichen Aufgabe der Hunde beschäftigt. Ausgehend
von den einzelnen Ursprungsländern, arbeitet er auf, aus welchen
Aufgabengebieten, die Tiere im Großteil der Fälle stammen, welche Hundetypen
und Rasseeigenschaften man am Häufigsten antrifft und was das für den künftigen
Halter bedeutet.
Sehr umfangreich setzt sich Jennifer Jensen mit den
medizinischen Aspekten und Risiken des Imports auseinander. Auch wenn Viele an
dieser Stelle mit den Augen rollen dürften, weil sie den „kranken Auslandshund“
als abgenutztes Klischee sehen, ist es wohl eines der wichtigsten Themen. Die
Autorin geht im Einzelnen auf die typischen „Südländererkrankungen“ ein,
behandelt aber auch Parasiten und das Sticker Sarkom in ihren Ausführungen.
Dabei wird nicht blind Panik verbreitet, sondern sehr objektiv darauf
eingegangen, wie die Krankheiten erkannt und behandelt werden können, wie sie
übertragen werden und ob die Gefahr einer Ansteckung durch importierte Hunde
besteht.
Nach einem kurzen Artikel zum Arbeitsschutz und einem
weiteren Beitrag zu „trainieren und leben mit Auslandshunden“ schließt das Buch
mit einem umfassenden Bericht von Elke Deininger und Katrin Umlauf zur
Hilfestellung und Populationskontrolle vor Ort. In ihrem Beitrag „Zur
Tierschutzproblematik der so genannten Straßenhunde im Ausland“ beschreiben sie
am Modellprojekt Odessa, wie Tierschutz im Ausland nachhaltig sein kann. Anhand
von Langzeitbeobachtungen und Diagrammen erläutern sie, wieso weder das
Einfangen und Vermitteln noch die oft durchgeführten Tötungsaktionen wirklich
einen Einfluss auf die Straßenhundpopulation nehmen können und konnten und
präsentieren das Kastrationsprogramm, das nach langen Verhandlungen in Odessa
begonnen und mit Erfolg weitergeführt wird. Durch das Einfangen, Kastrieren und
wieder in ihrem ursprünglichen Revier Aussetzen der Straßenhunde konnte das
Wachstum der Population zuerst zurückgedrängt werden und dann allmählich ein
stetiger und stabiler Rückgang verzeichnet werden.
Im Großen und Ganzen lässt sich sagen, dass sich „Hunde
aus dem Ausland“ in erster Linie kritisch mit dem Thema „Einfuhr ausländischer
Tierschutzhunde“ auseinandersetzt. Wer nette Geschichten von dankbaren,
geretteten Hunden erwartet, wird hier enttäuscht werden, ebenso wenig bietet
das Buch eine Anleitung zur Adoption eines Hundes aus dem Ausland. Wer sich
jedoch mit den Grundlagen des nachhaltigen Auslandstierschutzes, den
Mittelmeerkrankheiten und den rassegeschichtlichen Hintergründen der
Auslandshunde vertraut machen möchte, dürfte hier eine gute Basis finden.
Als nächstes Buch auf der Leseliste:
Thomas Baumann – Früh übt sich, …