Ursprünglich komme ich ja aus der Reiterei und dort ist
das Thema Werbung und Markenartikel ein ganz großes. Regelmäßig traf man dort
vor allem auf Damen, die aus dem täglichen Training mit dem Pferd eine
Werbeanzeige für die neueste Kollektion von irgendwem machten. Nie im Leben
hätte man da billige No-Name Gamaschen zur neuesten Eskadron Schabracke ans
Pferd gelassen und natürlich gab es zweimal im Jahr ein neues Komplettset für
den Zossen, wenn die neue Kollektion auf den Markt kam und Zubehör und Kleidung
konnten einfach nicht schön oder gar gut sein, wenn der falsche Hersteller
draufstand oder noch schlimmer, wenn man gar kein Markenlabel finden konnte.
Unter Hundehaltern kannte ich das eher weniger und im Sportbereich
lange Zeit gar nicht. Doch langsam drängt sich die schöne bunte Markenwelt mit
aller Gewalt auch auf die Hundesportplätze. Ähnlich wie im Reitsport zogen im
Hundesport mit den großen Erfolgen einzelner und dem aufkommenden Fankult um
bestimmte Sportler und Trainer auch die großen Markennamen in die Szene ein. Auf
der einen Seite gab es plötzlich überall spezielles Zubehör entwickelt für
bestimmte Ausbildungsmethoden. Man muss sich nur durch die Shops klicken und
findet einen großen Namen nach dem anderen. Fast jeder Ausbildungsgegenstand
vom Apportierholz über die Leine bis hin Fährtengeschirr und Hetzarm gibt es
als Spezialausgabe nach xy, extra entwickelt für ein ganz bestimmtes Problem
oder eine ganz besondere Ausbildungsmethode.
In diesem Bereich macht der aufkommende Markenwahn
zumindest noch in Teilen Sinn, denn einige dieser Produkte sind
Sonderanfertigungen, die zumindest manchmal einen Ausbildungsvorteil in
bestimmten Situationen mit sich bringen und ja, manche Hersteller haben sich
bei bestimmten Produkten einen Namen für besonders gute Verarbeitung und
Qualität gemacht, doch leider sieht man auch im Hundesport immer öfter den Fan Effekt:
Man hat keine Ahnung, was besonders an dem Teil ist und
wofür man es überhaupt benutzt, aber der Weltmeister von 2017 war auf jedem
Trainingsfoto damit zu sehen, also muss es gut sein und man braucht es
unbedingt für guten Hundesport. So hat ein Besuch auf manchen Trainingsplätzen und
auch das Betrachten von Fotos in den sozialen Medien immer einen gewissen Beigeschmack
von forciertem Productplacement. Man weiß nicht so recht, was das Teil da soll,
aber es wird schön plakativ möglichst mit dem Markennamen gut sichtbar an allen
möglichen und unmöglichen Orten in Szene gesetzt.
Fast noch amüsanter wird es jedoch im Bereich der
Sportkleidung. Hier bekommt das ganze schon fast Reitstallflair, wo die coole
Clique hinter dem Rücken tuschelt und abschätzige Blicke zu wirft, wenn man
sich nicht an die Marke der eignen Hose erinnern kann oder man es gar wagt – oh
Schreck – eine Jacke vom Discounter trägt.
Ich habe zu Zeiten mit dem Sport begonnen, wo die alten
Bergschuhe oder Turnschuhe in Kombination mit einer abgewetzten Trainingshose
und dreckigem T-Shirt und der Vereinsjacke darüber ein absolut akzeptables
Trainingsoutfit in allen Lebenslagen waren und für die Prüfung wurden dann
einmal Shirt und Jacke gewaschen. Schuhe putzen und Hose waschen war eh
vergebene Liebesmühe, die kam erst in die Maschine, wenn man vor Dreck die
Farbe nicht mehr erahnen konnte.
Heutzutage undenkbar, denn für immer mehr Hundesportler
steht gleich nach dem Trainingserfolg die Frage nach der passenden Optik ganz
oben auf der Tagesordnung. Böse Zungen behaupten sogar, dass es schon
haufenweise Sportler gibt, bei denen die Social media kompatible Optik sogar
noch über dem Trainingsfortschritt steht. Sieht man sich um oder fragt sogar
nach einer Empfehlung für ein paar Schuhe, Hosen, Jacken oder was auch immer
fliegen einem binnen Sekunden die Markennamen nur so um die Ohren. Manche davon
werden noch durch ihre Funktionalität begründet – Schuh xy ist absolut
wasserdicht, Jacke abc hat alle Taschen mit Reißverschluss, Schuh z hat ein
besonders schmales Fußbett – aber oftmals wird einfach nur der Markenname ins
Rennen geworfen, eil es im Umfeld aktuell jeder trägt. Fragt man nach, kommt
meist nichts außer „die ist so toll“ und „ja die sind absolut super“. Was genau
da jetzt toll und super ist, darauf bekommt man auch bei mehrmaligen Nachfragen
keine genaue Auskunft. Marke xyz ist einfach klasse, dafür braucht es keine
rationale Begründung und wer daran zweifelt, ist einfach doof.
Natürlich hat jeder seine Vorlieben und wenn es manchmal
vielleicht auch nur daran liegt, dass Hersteller A seine Hosen in ganz
bestimmten Farbkombinationen anbietet und man da persönlich dann einfach bereit
ist, dafür auch mal nen Zehner mehr hinzulegen. Nur sollte man sich als
erwachsener Mensch einfach bewusst sein, dass man den Hersteller toll findet,
weil man gern ein türkise Hose hätte oder weil man Fan von Sportler X ist, der
die Marke auch ständig trägt und nicht, weil alle anderen Marken minderwertigen
Rotz produzieren.
Denn leider hat man mancher Orts immer öfter das
Gefühl, dass man sich mehr Gedanken um die offenbar stillschweigend vereinbarte
Kleiderordnung denn das Training machen müsste. Wenn man sich unter
Hundesportlern fühlt, wie unter gehässigen zwölfjährigen Reitermädels, die sich
auf Grund der falschen Kollektion niedermachen, ist etwas ganz gewaltig falsch
gelaufen.