Sonntag, 1. April 2018

Klaus Glöckner - Der gewaltfreie Weg zum Verbellen


Unser 20. Buch.
 
Ein sehr dünnes Büchlein – keine 100 Seiten dick – aus dem BoD Verlag. Viele Leser machen um die BoD Bücher immer noch einen großen Bogen, deshalb will ich hier eine kleine Lanze für sie brechen. Ja, viele Leute verlegen dort Müll mit miserabler Qualität bei Inhalt und Layout, doch dazwischen finden sich immer wieder wahre Schätzchen, uninteressant für den kommerziellen Markt, aber äußerst wertvoll für interessierte Leser. Das Büchlein von Glöckner gehört in keine dieser beiden Extremkategorien, aber dazu komme ich noch.
Der erfahrene Diensthundeführer beginnt das Heft mit einem kleinen Exkurs zur Klärung der notwendigen Begrifflichkeiten. So werden Erziehung und Ausbildung klar voneinander abgegrenzt, es wird kurz auf die Grundsätze des Lernens eingegangen und die Begriffe „Konsequenz“ und „Zwang“ aufgeschlüsselt, wobei der Autor relativ ausführlich auf die Abstufungen und Einteilungen von „Zwang“ eingeht.
Der Autor weist immer wieder darauf hin, dass der Aufbau des Verbellens nach dieser Methode für alle Hunde geeignet ist, egal ob es sich dabei um Welpen oder schon mit anderen Methoden vorgearbeitete, ältere Tiere handelt und ebenso unbedeutend ist es im Grundaufbau, ob es sich um einen späteren Dienst-, Sport- oder Rettungshund handelt.
Es wird von Anfang an darauf hingewiesen, dass der Aufbau ohne Zwangsmittel stattfindet, die Hunde von Anfang an frei ohne Sicherungsleine oder ähnliche Hilfsmittel arbeiten und Fehlverhalten im Aufbau nicht bestraft wird.
Im Anschluss wird beschrieben, wie das Verbellen aufgebaut wird. In kleinen Schritten wird erklärt, wir der Hund zuerst am eigenen Hundeführer und später mit einem Helfer das Verbellen lernt. Es wird großer Wert darauf gelegt, dass der Hund selbst den Weg zur Belohnung findet, sprich, dass Fehlverhalten nicht korrigiert wird, sondern der Hund herausfindet, dass nur das richtige Verhalten zur Belohnung führt. Zudem wird zu Beginn sehr kleinschrittig belohnt und erklärt, dass jeder weitere Schritt, jede Veränderung zB eine neue Hilfsperson stets von Anfang an mit den Basisübungen wieder beginnen muss und nicht mit einer fortgeschrittenen Lektion einsteigen darf.
Nach dem Basisaufbau werden die weiteren Ausbildungsabschnitte auf die einzelnen Sparten spezialisiert, so wird das Verbellen bei Rettungshunden bei Zielpersonen in sitzender oder liegender Position erklärt, die Aufbauarbeit mit Maulkorb für Diensthunde und auch auf die weitere Arbeit mit Dienst- und Sporthunden hinsichtlich der Beißarbeit eingegangen. So besteht der Autor darauf, dass die Verbellarbeit und Kampfhandlungen mit dem Helfer stets vollkommen getrennt sein müssen und das Verbellen niemals mit dem Schutzarm beim Sporthund oder mit einer Kampfhandlung am Vollschutzanzug beim Diensthund belohnt werden darf, sondern die Bestätigung stets durch ein Spielzeug erfolgen muss.
 
Die Arbeit ist in ihrem Aufbau und ihrer Ausführung gut beschrieben und zeigt eine mögliche Variante des aufbauen des Verbellens. Wirklich neu und bahnbrechend ist sie dieser Tage nicht und ich glaube auch nicht, dass sie es vor 17 Jahren bei erscheinen des Buches noch war.
Nichts desto trotz ist es eine interessante Herangehensweise, mit der sich Sportler durchaus auseinandersetzen sollten, wenn vielleicht auch nur, um diese Alternative einfach mal durchgedacht zu haben.
Inhaltlich also durchaus nicht uninteressant ist das Büchlein von der Machart leider eine mittlere Katastrophe. Der Textsatz ist ungeschickt und verschwendet viel Platz und die Bilderstrecken, die zur Verdeutlichung der Übungen eingefügt sind, sind von extrem schlechter Qualität. Auch die Infoboxen, die wichtige Aspekte hervorheben sollen, passen nicht wirklich zum Layout und die graue Hintergrundfarbe ist fleckig und wirkt billig.
Hier wäre es wünschenswert gewesen, etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen und durch den BoD Verlag ein vernünftiges Lektorat und ein etwas professionelleres Layout vornehmen zu lassen.

Als nächstes auf der Leseliste:
Inge Hansen – „Vererbung beim Hund“