Es ist in aller Munde und auf immer mehr Sportplätzen und
bei fast jeder Hundeschule zu finden, das Just4Fun Training. Die IPOler
scheinen hier mal wieder eine Sonderstellung zu haben. Vielleicht fehlt uns
einfach der Humor, aber bis jetzt sind mir noch keine Just4Fun IPOler
untergekommen, jeder hat das Training – mehr oder weniger – ernsthaft betrieben
mit dem klaren Ziel, eine Prüfung abzulegen.
Doch wirft man einen Blick über den Tellerrand wird der
„Fun“ ganz groß geschrieben. Just4Fun
Agility, Just4Fun Disc Dogging, Fun Trailing, Fun Obedience, Fun, Fun, Fun til
her daddy took… ach nein, das war ja etwas anderes.
Lange habe ich mich gefragt, wo der Unterschied zwischen
den Just4Fun Sportlern und den anderen liegt. Keiner den ich kennen gelernt
habe, hat seinen Sport unter Zwang gewählt und ohne Spaß an der Sache, wäre
keiner durch die lange Ausbildung mit seinem Hund gegangen. Also habe ich mich
umgehört, mit den Just4Fun Sportlern geplaudert und nach dem Unterschied
gefragt. Es sei weniger Ehrgeiz im Spiel, man würde sich selbst nicht so unter
Druck setzen, auch mal fünf gerade sein lassen und eben einfach nur Spaß an der
gemeinsamen Aktivität haben. Um mich selbst von dem Spaß zu überzeugen, wurde
ich zu einem „Agility Fun Turnier“ eingeladen. Dort könne ich sehen, wie es
ist, wenn nicht verbissen auf Zeit gelaufen wird, wenn der Hund Sportkumpane
und nicht Sportgerät sei. Der Besuch würde mir die Augen für den Unterschied
öffnen.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich, bevor ich mit
Cardassia wieder zum IPO Sport zurückgekehrt bin, einige Jahre mit Agility
geliebäugelt habe und mit Freunden die diesen Sport sehr erfolgreich betrieben,
auf mehr als einem Turnier Besucher war. Auf jeden Fall hatten mir die
Veranstalter nicht zu viel versprochen, das Turnier machte mir ein für alle Mal
klar, wo der Unterschied zwischen Just4Fun und „normal“ lag. Ich sah an diesem
Tag etwas über 20 Starter. Hunde die eigentlich zu groß und zu schwer waren, um
vernünftig durch den Parcours zu kommen, Hunde die zu klein und leicht waren,
um die Wippe zu bewegen. Hunde die mit solcher Geschwindigkeit auf den Laufsteg
rannten, dass sie von der schmalen Lauffläche stürzten. Hunde die ungebremst
auf die Schrägwand bretterten, oben kurz nach dem Scheitelpunkt absprangen und
denen bei der Landung am Boden alle Gelenke gestaucht wurden. Hunde sie sich im
Tunnel überschlugen, weil sie unkontrolliert hindurchrasten und noch vieles
mehr.
Ich versuchte mir einzureden, dass man daran noch
arbeiten würde. Doch auf den Hinweis nach der ausbaufähigen Technik der meisten
Hunde, wurde empört reagiert. Man mache doch den Sport Just4Fun, da würde man
sich und den Hund nicht mit dem ganzen Technikunsinn belasten, man wolle ja
schließlich Spaß haben. Egal wohin ich auch sah, in allen Just4Fun Sportarten
bot sich mir das gleiche Bild. Just4Fun hatte überall dieselbe Bedeutung:
schlampig ausgebildet. Bei Fährtenarbeit und Unterordnung mag das noch harmlos
sein, bei allen Sportarten bei denen eine körperliche Belastung hinzukommt, ist
das der Punkt an dem der Spaß aufhört.
Gerne wird den ernsthaften Sportler die höher führen
vorgeworfen, der Hund wäre ein Sportgerät, ein Gegenstand der in den Prüfungen
verheizt wird. Doch sehe ich mich im persönlichen Umfeld um, ergibt sich ein
anderes Bild. Die Hunde der „ernsthaften“ Sportler egal ob IPO oder Agility
beendeten ihre Sportkarriere mit etwa acht bis neun Jahren, geplagt vom Beginn
der üblichen Alterszipperlein, aber im Grunde fit. Die Just4Fun Sporthunde
waren in dem Alter schon längst Dauerpatient beim Physiotherapeuten und
Frührentner. Bandscheibenvorfall, Kreuzbandriss, Arthrosen und wiederkehrende
Lahmheit zwangen die Just4Fun Fraktion schon früh zum Rückzug vom Sport. Eine
Ursache erkannte niemand, manchmal hat man einfach Pech mit der Gesundheit des
Hundes, gerade beim Mischling aus dem Tierschutz weiß man nun mal einfach
nicht, ob der nicht genetisch vorbelastet war oder durch Mangelernährung in der
Welpenzeit vorgeschädigt wurde. Also nahm man mit dem nächsten Hund das
Just4Fun Training wieder auf. Auf technische Übungen verschwendete man keine
Zeit, exaktes Ausarbeiten der einzelnen Geräte muss auch nicht sein,
schließlich will man ja Spaß haben und das so schnell und so viel wie möglich.
Regeln beim Training stören da nur, ebenso wie diese seltsame Modeerscheinung
des Warm-Up und Cool-Downs rund um die Trainingseinheiten.
Vorsorgeuntersuchungen sind auch nur etwas für kranke Rassen und wieso man
einen Physiotherapeuten aufsucht, wenn das Tier nicht verletzt ist, stößt auch
auf breites Unverständnis. Immerhin macht man alles ja nur Just4Fun,
Röntgenbilder von Hüfte und Ellbogen braucht man ja nur für Turnierstarts….
Oder wenn der Hund nach vier Jahren voll Spaß plötzlich nicht mehr laufen kann.
Just4Fun…. Eine Beschreibung die unzählige Leute anzieht
und für mich in den letzten Jahren immer mehr zum Warnhinweis geworden ist. Denn
in fast allen Fällen die mir begegnet sind, stand Just4Fun für schlecht
qualifizierte Trainer und schlampige Ausbildung, die im schlimmsten Fall zu
Lasten der Gesundheit der Vierbeiner ging. Ich bin sehr froh, dass diese Entwicklung
bislang keinen Einzug in den IPO Sport gehalten hat und hoffe, dass es so
bleibt und auch in den anderen Sportarten der Trend wieder weg von zu viel "Fun" geht.
Denn bei Just4Fun ist für mich Schluss mit lustig
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenHuhu Gracia,
AntwortenLöschenzufällig bin ich über deinen Blog gestolpert und gerade bei diesem Artikel hängengeblieben. Auch mir sind die "Just4Fun"-Anhänger aufgefallen und ich habe mir Gedanken gemacht, wieso man dann nicht gleich ernsthaft trainiert für den scheinbar ja doch geliebten Sport mit dem hoffentlich geliebten Tier?
Die schnellen Erfolge bleiben halt aus, gründlich und schnell passt nunmal nicht gut zusammen.
Ich habe die Seite mal zur Leseliste hinzugefügt. Liebe Grüße,
Mara mit Abra