Freitag, 28. Juni 2019

Vivane Theby - Verstärker verstehen


Unser 24. Buch

Positive Verstärkung ist derzeit das Kernthema in der Hundeerzieher und bisweilen gewinnt man ein wenig den Eindruck, dass Hundeerziehung und Ausbildung aus nichts anderem mehr zu bestehen scheint in den Köpfen mancher Leute. So ist es eigentlich nur konsequent, dass es mit „Verstärker verstehen“ von Hundetrainerin und Autorin Viviane Theby ein Buch gibt, das nicht nur ein Kapitel dem Thema widmet, sondern in dem sie quasi das einzige Thema darstellt. Auf 148 Seiten präsentiert sich dem Leser ein sehr luftiges Druckbild, vollgepackt mit bunten Bildern. Negativ fallen hier die oftmals umständliche Syntax und viele Rechtschreibfehler auf. Schon auf den ersten Blick wirkt das ganze etwas künstlich aufgeblasen, um mit wenig Inhalt möglichst viele Seiten zu füllen.

Den Beginn macht eine mehr als ausführliche Einführung in das Thema Verstärker, sowie eine detailierte Erklärung der Konditionierung in der Hundeerziehung. Für Neulinge kann dieser extrem umfassende Einstieg in die Materie durchaus interessant sein, wenn sie die wahre Flut an Details und Infos nicht überrollt. Für die restlichen Leser, die zumindest bereits Basiskenntnisse im Thema haben, wirkt die Ausführlichkeit langatmig und bisweilen unnötig in die Länge gezogen. Auf die einzelnen möglichen Verstärker geht die Autorin sehr unterschiedlich ein und zeigt hier bereits mehr als deutlich, was ihrer persönlichen Meinung nach das Mittel der Wahl ist. Denn wirklich ausführlich wird nur auf den Clicker eingegangen.

Im weiteren Verlauf des Buches zeigt Theby an verschiedenen Fallbeispielen den möglichen Aufbau mittels positiver Verstärkung, weist auf falsches Timing oder Fehlverknüpfungen durch unbewusste Körpersprache hin und führt den Leser ausführlich in das Thema der Verhaltensketten und deren Aufbau ein. Leider beschränkt sich Theby bei vielen ihrer Beispiele auf den Aufbau von Tricks und kleinen Spielereien. Gerade im Bereich der Verhaltensketten löst sie sich nicht vom Trick Dogging, obwohl gerade hier die Möglichkeit für alltagsnahe Beispiele gegeben und die Therapie von echtem Problemverhalten für den Leser deutlich interessanter wäre. Aber an dieses Thema scheint die Autorin sich nicht so wirklich heranzutrauen und so beschränkt sich der positive Einsatz des Clickers auf Spielereien.

Theby hält das gesamte Buch hindurch die Fahne der positiven Verstärkung hoch und zeigt viele Beispiele für die Arbeit mit positiven Verstärkern, nur leider stellt sich das Buch nicht den wirklich wichtigen Fragen. So verweist Theby darauf, dass die versprochene Verstärkung immer hochwertiger sein muss, als der vorhandene Außenreiz. Die Antwort, was man machen kann, wenn keine solche Verstärkung zur Hand ist bzw. diese vielleicht nicht existiert, bleibt die Autorin konsequent schuldig. Ebenso drückt sie sich das ganze Buch hindurch um die Frage nach Strafe.

Leider gibt es auch bei den vorgestellten Verstärkern wenig Neues. Obwohl Theby wiederholt anspricht, dass es weitere gibt, als immer nur Spielen und Leckerchen wird sich doch in allen Übungen immer wieder ausschließlich auf diese beiden bezogen und kein Ansatz gezeigt, eine individuelle Verstärkerform ins Training einfließen zu lassen. So lässt das Buch den Leser mit einem etwas ratlosen Gefühl zurück. Man hat viel gelesen, bekam viel erklärt und doch hat man auf die drängendsten Fragen nicht wirklich eine Antwort bekommen und kaum Neues erfahren.

Als nächstes auf der Leseliste:
Werner Biereth - Fährtenarbeit