Unser 24. Buch
Positive Verstärkung ist derzeit das Kernthema in der
Hundeerzieher und bisweilen gewinnt man ein wenig den Eindruck, dass
Hundeerziehung und Ausbildung aus nichts anderem mehr zu bestehen scheint in
den Köpfen mancher Leute. So ist es eigentlich nur konsequent, dass es mit „Verstärker
verstehen“ von Hundetrainerin und Autorin Viviane Theby ein Buch gibt, das
nicht nur ein Kapitel dem Thema widmet, sondern in dem sie quasi das einzige
Thema darstellt. Auf 148 Seiten präsentiert sich dem Leser ein sehr luftiges
Druckbild, vollgepackt mit bunten Bildern. Negativ fallen hier die oftmals
umständliche Syntax und viele Rechtschreibfehler auf. Schon auf den ersten
Blick wirkt das ganze etwas künstlich aufgeblasen, um mit wenig Inhalt
möglichst viele Seiten zu füllen.
Den Beginn macht eine mehr als ausführliche Einführung in
das Thema Verstärker, sowie eine detailierte Erklärung der Konditionierung in
der Hundeerziehung. Für Neulinge kann dieser extrem umfassende Einstieg in die
Materie durchaus interessant sein, wenn sie die wahre Flut an Details und Infos
nicht überrollt. Für die restlichen Leser, die zumindest bereits
Basiskenntnisse im Thema haben, wirkt die Ausführlichkeit langatmig und
bisweilen unnötig in die Länge gezogen. Auf die einzelnen möglichen Verstärker
geht die Autorin sehr unterschiedlich ein und zeigt hier bereits mehr als deutlich,
was ihrer persönlichen Meinung nach das Mittel der Wahl ist. Denn wirklich ausführlich
wird nur auf den Clicker eingegangen.
Im weiteren Verlauf des Buches zeigt Theby an verschiedenen
Fallbeispielen den möglichen Aufbau mittels positiver Verstärkung, weist auf
falsches Timing oder Fehlverknüpfungen durch unbewusste Körpersprache hin und
führt den Leser ausführlich in das Thema der Verhaltensketten und deren Aufbau
ein. Leider beschränkt sich Theby bei vielen ihrer Beispiele auf den Aufbau von
Tricks und kleinen Spielereien. Gerade im Bereich der Verhaltensketten löst sie
sich nicht vom Trick Dogging, obwohl gerade hier die Möglichkeit für
alltagsnahe Beispiele gegeben und die Therapie von echtem Problemverhalten für
den Leser deutlich interessanter wäre. Aber an dieses Thema scheint die Autorin
sich nicht so wirklich heranzutrauen und so beschränkt sich der positive
Einsatz des Clickers auf Spielereien.
Theby hält das gesamte Buch hindurch die Fahne der positiven
Verstärkung hoch und zeigt viele Beispiele für die Arbeit mit positiven
Verstärkern, nur leider stellt sich das Buch nicht den wirklich wichtigen
Fragen. So verweist Theby darauf, dass die versprochene Verstärkung immer
hochwertiger sein muss, als der vorhandene Außenreiz. Die Antwort, was man
machen kann, wenn keine solche Verstärkung zur Hand ist bzw. diese vielleicht
nicht existiert, bleibt die Autorin konsequent schuldig. Ebenso drückt sie sich
das ganze Buch hindurch um die Frage nach Strafe.
Leider gibt es auch bei den vorgestellten Verstärkern wenig
Neues. Obwohl Theby wiederholt anspricht, dass es weitere gibt, als immer nur
Spielen und Leckerchen wird sich doch in allen Übungen immer wieder
ausschließlich auf diese beiden bezogen und kein Ansatz gezeigt, eine
individuelle Verstärkerform ins Training einfließen zu lassen. So lässt das
Buch den Leser mit einem etwas ratlosen Gefühl zurück. Man hat viel gelesen,
bekam viel erklärt und doch hat man auf die drängendsten Fragen nicht wirklich
eine Antwort bekommen und kaum Neues erfahren.
Als nächstes auf der Leseliste:
Werner Biereth - Fährtenarbeit