Ein neues Buch aus dem Bücherregal.
Der Kynos Verlag präsentiert ein recht umfangreiches
Buch, das mit luftigem und buntem Design daherkommt. Zu Beginn geben die beiden
Autorinnen einen kurzen Überblick über Trainingsgrundlagen und
Trainingsprinzipien und geben danach eine kurze Anleitung zu einem Fitnesstest,
anhand dessen ein etwas geübter Beobachter mit mittleren Kenntnissen in Sachen
Physiologie erkennen können soll, wo die Schwachstellen und die
Trainingsbaustellen seines Hundes liegen. Hier finde ich persönlich, ist etwas
Vorsicht angebracht. Solche Beurteilungen sollte man doch lieber Fachleuten
überlassen, denn ich bezweifle, dass der durchschnittliche Hundehalter, selbst
wenn er sich für Physiotherapie und deren Grundlagen interessiert,
Verspannungen oder ungleichmäßige Bemuskelung wirklich erkennen kann, soweit
sie sich nicht in deutlich fortgeschrittenem Stadium befinden.
Weiter geht es mit den Trainingsgrundlagen und mal
wieder, wie so oft in den Büchern, endet dies in einem Crashkurs fürs Clicker-
und Targettraining. Die Vorstellung der Hilfsmittel nimmt ebenfalls mehr als
eine komplette Seite ein und da sind wir auch schon an dem Thema, das mich im
Verlauf des Buches am Meisten gestört hat. Die folgenden Trainingsübungen
benötigen eine ganze Abstellkammer von Hilfsmitteln. Auch wenn man manches
improvisieren kann, es ist eine Menge Zeug, das für die korrekte Ausführung
empfohlen wird. Adressen für den Kauf gibt es selbstverständlich am Ende des
Buchs. Aber wer nicht Hocker, Kissen, Wackelbretter, Pylonen, Stangen,
Bodentargets und Matten in allen möglichen Formen und Farben hat, wird oftmals
im Training nicht weit kommen, viele Übungen gar nicht oder nur in der
absoluten Basisversion umsetzen können.
Das vorgestellte Warm-up und Cool-down, sowie die
präsentierten Übungen sind inhaltlich gut und auch präzise genug erklärt. Es
gibt Schaubilder, welche Muskelgruppen angesprochen werden, es gibt
verschiedene Schwierigkeitsstufen und die Übungen sind nach den trainierten
Körperpartien gruppiert.
Über die Beschreibung der einzelnen Übungen hinaus gibt
es eine Anleitung zur Erstellung eines Trainingsplans und bietet zum Abschluss
Kombinationsmöglichkeiten der Übungen für ein Zirkeltraining.
Das auf dem Einband versprochene Programm für Hunde mit
speziellen Bedürfnissen fällt dagegen recht dürftig und schon beinahe lieblos
aus. Es werden ein paar klassische Erkrankungen des Bewegungsapparats
aufgeführt, Welpen und Senioren angesprochen und zu jedem dieser Punkte gibt es
eine Auswahl von zuvor vorgestellten Übungen. Irgendwie wirkt es, wie
Füllmaterial. Das ganze Buch hindurch werden bunte Icons verwendet, um zu
kennzeichnen zu welchem Trainingskreis die Übung gehört (Kraft, Koordination,
etc.) Es hätte wesentlich besser gewirkt und zum Konzept des Buches gepasst,
hätte man die Erkrankungen im Vorfeld angesprochen und mit eigenen Icons
versehen, die dann die passenden Übungen kennzeichnen. So wirkt das Kapitel
hastig und uninspiriert.
Im Großen und Ganzen ist das „Praxisbuch Hundefitness“
sicherlich kein schlechtes Buch. Die Übungen sind gut beschrieben, die beiden
Autorinnen verstehen etwas von der Materie und geben eine fachlich korrekte
Anleitung. Allerdings ist es für Hundehalter, die nicht mit dem Clicker
arbeiten wollen und auch nicht gewillt sind, erst einmal ein paar Hundert Euro
in Equipment zu investieren (bei kleinen Hunden kommt man etwas billiger davon,
weil) nicht so wirklich eine Bereicherung.
Ich würde mir mal ein Buch wünschen, das „Hundefitness
nur mit Haushaltsgegenständen und der Natur“ heißt.