Dienstag, 3. März 2020

Carmen Heritier, Sandra Rutz – Praxisbuch Hundefitness


Ein neues Buch aus dem Bücherregal.
Der Kynos Verlag präsentiert ein recht umfangreiches Buch, das mit luftigem und buntem Design daherkommt. Zu Beginn geben die beiden Autorinnen einen kurzen Überblick über Trainingsgrundlagen und Trainingsprinzipien und geben danach eine kurze Anleitung zu einem Fitnesstest, anhand dessen ein etwas geübter Beobachter mit mittleren Kenntnissen in Sachen Physiologie erkennen können soll, wo die Schwachstellen und die Trainingsbaustellen seines Hundes liegen. Hier finde ich persönlich, ist etwas Vorsicht angebracht. Solche Beurteilungen sollte man doch lieber Fachleuten überlassen, denn ich bezweifle, dass der durchschnittliche Hundehalter, selbst wenn er sich für Physiotherapie und deren Grundlagen interessiert, Verspannungen oder ungleichmäßige Bemuskelung wirklich erkennen kann, soweit sie sich nicht in deutlich fortgeschrittenem Stadium befinden.
Weiter geht es mit den Trainingsgrundlagen und mal wieder, wie so oft in den Büchern, endet dies in einem Crashkurs fürs Clicker- und Targettraining. Die Vorstellung der Hilfsmittel nimmt ebenfalls mehr als eine komplette Seite ein und da sind wir auch schon an dem Thema, das mich im Verlauf des Buches am Meisten gestört hat. Die folgenden Trainingsübungen benötigen eine ganze Abstellkammer von Hilfsmitteln. Auch wenn man manches improvisieren kann, es ist eine Menge Zeug, das für die korrekte Ausführung empfohlen wird. Adressen für den Kauf gibt es selbstverständlich am Ende des Buchs. Aber wer nicht Hocker, Kissen, Wackelbretter, Pylonen, Stangen, Bodentargets und Matten in allen möglichen Formen und Farben hat, wird oftmals im Training nicht weit kommen, viele Übungen gar nicht oder nur in der absoluten Basisversion umsetzen können.
Das vorgestellte Warm-up und Cool-down, sowie die präsentierten Übungen sind inhaltlich gut und auch präzise genug erklärt. Es gibt Schaubilder, welche Muskelgruppen angesprochen werden, es gibt verschiedene Schwierigkeitsstufen und die Übungen sind nach den trainierten Körperpartien gruppiert.
Über die Beschreibung der einzelnen Übungen hinaus gibt es eine Anleitung zur Erstellung eines Trainingsplans und bietet zum Abschluss Kombinationsmöglichkeiten der Übungen für ein Zirkeltraining.
Das auf dem Einband versprochene Programm für Hunde mit speziellen Bedürfnissen fällt dagegen recht dürftig und schon beinahe lieblos aus. Es werden ein paar klassische Erkrankungen des Bewegungsapparats aufgeführt, Welpen und Senioren angesprochen und zu jedem dieser Punkte gibt es eine Auswahl von zuvor vorgestellten Übungen. Irgendwie wirkt es, wie Füllmaterial. Das ganze Buch hindurch werden bunte Icons verwendet, um zu kennzeichnen zu welchem Trainingskreis die Übung gehört (Kraft, Koordination, etc.) Es hätte wesentlich besser gewirkt und zum Konzept des Buches gepasst, hätte man die Erkrankungen im Vorfeld angesprochen und mit eigenen Icons versehen, die dann die passenden Übungen kennzeichnen. So wirkt das Kapitel hastig und uninspiriert.

Im Großen und Ganzen ist das „Praxisbuch Hundefitness“ sicherlich kein schlechtes Buch. Die Übungen sind gut beschrieben, die beiden Autorinnen verstehen etwas von der Materie und geben eine fachlich korrekte Anleitung. Allerdings ist es für Hundehalter, die nicht mit dem Clicker arbeiten wollen und auch nicht gewillt sind, erst einmal ein paar Hundert Euro in Equipment zu investieren (bei kleinen Hunden kommt man etwas billiger davon, weil) nicht so wirklich eine Bereicherung.
Ich würde mir mal ein Buch wünschen, das „Hundefitness nur mit Haushaltsgegenständen und der Natur“ heißt.