Das Thema „Kritik und Kritiker“ beschäftigte uns ja
bereits im Frühsommer einmal. Da sich in letzter Zeit ein neues Phänomen aber
immer mehr in den Vordergrund schiebt, möchte ich es hier einmal gesondert
ansprechen. Nennen wir es einfach das „Spielerfrau“ Syndrom. Vorweg möchte ich
darauf hinweisen, dass der Begriff „Spielerfrau“ keine Aussage über das
tatsächliche Geschlecht der betroffenen Person macht.
Jeder kennt sie, die selbst nicht aktiven Anhängsel der
Sportler, die dennoch brav bei jedem Training mit zum Platz schlurfen und
ausharren, bis alles vorbei ist. Früher beschränkte sich die Tätigkeit der
Spielerfrauen auf zwei Bereiche, Knappe oder Kaffeetante. Entweder unterstützte
man den aktiven Partner in dem man ihn/sie mit den notwendigen
Ausbildungshilfen versorgte und immer die passende Leine, den richtigen Ball
und noch ein paar extra Hundekekse einstecken hatte, bei Bedarf die Hürde
verstellte, das Bringholz in Position rückte und im Notfall auf den Parkplatz
sprintete um etwas Vergessenes aus dem Auto zu holen. Oder man hielt sich aus
dem ganzen Treiben raus, bevorzugte einen Platz auf der Sonnenterrasse und
plauderte mit Gleichgesinnten über die Kinder, Weltpolitik oder aktuelle
sportliche Ereignisse.
Doch in jüngster Zeit, schiebt sich eine weitere Spezies
der Spielerfrau in den Focus. Sie wollen nicht mehr nur stummer Zuschauer sein
oder fleißiger Helfer, sie wollen den Ton angeben und sich selbst und der
ganzen Welt beweisen, dass sie es besser wissen und besser machen könnten. Auf
dem Platz treten sie diesen Beweis mit einem eigenen Hund selbstverständlich
nicht an. Nein, sie sind Meister der Theorie, sie wissen nicht nur alles, sie
wissen alles besser und lassen jeden, der nicht schnell genug das Weite sucht,
an ihrem grenzenlosen Wissen teilhaben.
Sie können jedem Zusehe genau erklären, warum sie absolut
sicher gewusst haben, dass eine Übung jetzt schiefgehen wird und
selbstverständlich können sie den gravierenden Fehler, den der Hundeführer
gemacht hat genau benennen. Sie wissen sofort, wie sich jemand anders verhalten
hätte sollen, um den Fehler eines Hundes zu reglementieren und natürlich haben
sie immer einen nützlichen Tipp für die weitere Ausbildung eines jeden Hundes
in Petto.
Dem Hundeführer selbst werden diese Ausführungen jedoch
nie zu Ohren kommen und auch die Tipps und Ratschläge werden ihm auf ewig vorenthalten
werden. Er könnte ja ein valides Argument dagegen haben. Die Wissensergüsse der
Spielerfrau sind einzig und allein für die Zuschauer gedacht. Hier
wiederspricht ihr niemand, denn der eigene Lebensgefährte oder die Ehefrau hat
ja Ahnung vom Sport und beweist das regelmäßig bei Training und Prüfung, da
wird der Partner schon ausreichend Wissen hinter seinen Vorträgen auf der
Kaffeeterrasse haben.
Besonders interessante Blüten treibt das Spielerfrauen Syndrom
mal wieder im WWW. Hier trifft man die Spielerfrau vorzugsweise in Gruppen und
Threads die sich entweder mit ihrer bevorzugten Sportart oder mit „ihrer“ Rasse
beschäftigen. Dort im Schutz der beinahe Anonymität laufen die Spielerfrauen zu
Hochform auf. Sie mischen bei jeder Diskussion mit und nur das Beste vom Besten
ist in ihren Augen gut genug. Da werden dann ganz schnell selbst Hunde seit
Jahren beständige Leistungen bringen zu Schmusekätzchen deklariert, die nur gut
dressiert ihr Programm abspulen, erfolgreiche Hundeführer werden belächelt und
über Richter und Richtweisen möchte man gar nicht erst diskutieren, weil diese
ohnehin nur noch den Weichspülkurs fahren. Es werden Fantasieanforderungen an
Gebrauchshunde gestellt, die kaum ein echter Hund erfüllen kann und – würde ein
Hund sie erfüllen können – kein geistig gesunder Hundeführer einen solchen Hund
haben wollen.
Die Spielerfrauen selbst haben natürlich im eigenen
Haushalt einen solchen Hund. Härter als Stahl, schärfer als eine Rasierklinge,
schneller als ein Formel 1 Auto, ein Griff wie eine Schraubzwinge und
aggressiver als eine in die Ecke gedrängte Kanalratte. Nur solche Hunde darf es
im Sport geben, alle anderen sind Luschen, die im Arm nichts verloren haben und
wenn ein Hund diese Eigenschaften nicht schon mit spätestens 16 Wochen zeigt,
ist er reif für die eBay Kleinanzeigen und das Futter im Napf nicht wert. Und
selbstverständlich hat auch nur derjenige Ahnung und Können, der so einen Hund
beherrschen und führen kann. Macht die Spielerfrau irgendwann den Fehler, so
viel über den Hund preis zu geben, dass man ihn bei Working Dog suchen kann,
findet man meist einen mittelalten Gebrauchshund mit durchschnittlicher
Abstammung, der in den meisten Fällen eine BH/VT als Ausbildungskennzeichen
eingetragen hat, in seltenen Fällen auch noch eine IPO I.
Spricht man die Spielerfrau darauf an, sind die Ausreden
vielfältig, doch eins haben sie alle gemeinsam: Jemand anderes ist Schuld und
die anderen Diskussionspartner haben ja keine Ahnung wie es ist, einen solchen
Hund auszubilden und zu führen.
Und so setzen sich unzählige Diskussionen fort in denen
die Spielerfrau aktiven hundesportlern die Welt erklären will und voller
Inbrunst auf alle hinabblickt, die ihre radikalen Ansichten nicht teilen, bis
eines Tages durch Zufall auffliegt, dass sie eigentlich keine Ahnung hat.
Früher oder später verplappert sich jede der geltungssüchtigen Damen und so steht
der vermeintliche Vollprofi letztlich als der blutige Anfänger da, der sie im
Grunde ist.
Hat die Spielerfrau versehentlich enttarnt, dass sie noch
nie auch nur eine BH/VT geführt hat und sich ihr Ausbildungskönnen darauf
beschränkt, den Hund des sportlich mehr oder weniger aktiven Partners mal Gassi
zu führen, wenn dieser keine Zeit hat, verschwindet sie in der Regel sehr
schnell und sehr kleinlaut wieder von der Bildfläche und sucht sich eine neue
Spielwiese.
Dort beginnt das Spiel von Neuem und die Spielerfrau gibt
Tipps und Ratschläge und erklärt allen, wie wenig Ahnung sie doch vom Hundesport
und der Zucht haben, bis sie den Bogen wieder überspannt und man ihr erneut auf
die Schliche kommt.
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