Samstag, 9. September 2017

Martin Rütter & Andrea Buisman – Haltung mehrerer Hunde



Unser 18. Buch.

Der Kosmos Verlag vertreibt zwischenzeitlich eine ganze Martin Rütter Buchreihe. Neben den üblichen Erziehungsratgebern und Tipps für den Umgang mit bestimmten Problemfeldern in der Hundehaltung, gibt es auch einen Beitrag zu dem Modethema „Mehrhundehaltung“. Eine Thematik die zurzeit offensichtlich in keinem Verlagsprogramm fehlen darf und man muss vor ab leider sagen, genau so liest sich das Buch auch.

„Haltung mehrerer Hunde“ ist ein nett aufgemachtes, broschiertes Büchlein mit Rütter Logo auf dem Einband und knapp 130 Seiten auf denen als erstes die großen Fotos ins Auge stechen. Ein Buch mit viel Optik, dass man an einem ruhigen Nachmittag schnell durchgearbeitet hat, da der Text leider sehr dicht an der Oberfläche bleibt.
Aufgeteilt ist das Buch in vier Segmente, die sich mit der Überlegung zur Mehrhundehaltung, der Auswahl des passenden Hundes, der Zusammenführung und der weiteren Erziehung und Beschäftigung der Hunde auseinandersetzen.
Wie schon in den anderen Büchern neigt Rütter mit Co-Autor nicht dazu in jeder Situation gleich den Teufel an die Wand zu malen und von großen Traumata zu sprechen, wenn Kleinigkeiten schiefgehen. Auch wenn es guttut, dass man immer noch auf diese Panikmache verzichtet, ist gerade das Kapitel zur Auswahl des richtigen Zweithundes extrem belanglos geraten. Es werden alle möglichen Kombinationen aufgezählt und nach allem Abwägen von Pro und Contra Argumenten wird der Schluss gezogen, dass je nach individuellem Hund alles gut gehen kann… oder eben auch nicht.
Hier liegt die Problematik schlicht in der Thematik begründet. Bei einer so individuellen Entscheidung ist es nun mal unmöglich eine Basisempfehlung niederzuschreiben, die als Anleitung für künftige Mehrhundhalter dienen kann und so kommt es zu einem im Grunde belanglosen Kapitel, dessen Inhalt man mit einem Satz zusammenfassen kann:
„Entscheide nach dem Charakter deines Hundes individuell, was zu euch passt.“

Etwas strukturierter geht der Einstieg des Buches von statten. Auch wenn man sich hier auf die oberflächlichen Fakten beschränkt, wird bei der Überlegung zur Mehrhundehaltung die wichtigsten Eckpunkte abgesprochen. Selbstverständlich gibt es auch für die Frage nach genügend Kapital, Wohnraum, der richtigen Zeitplanung und Erziehungsstand des Ersthundes nicht die eine richtige Antwort, dennoch bietet das Kapitel einen guten Einstieg und Anregungen für die Vorbereitung.
Nach dem allgemeinen Chaos mit uneindeutigem Inhalt des zweiten Kapitels – aus dem die einzig definitive Aussage ist, dass man kein Geschwisterpaar nehmen sollte – geht es in Teil drei weiter mit der Zusammenführung und den Hausstandsregeln für das Zusammenleben. Hier beschleicht den Leser schnell ein etwas ungutes Gefühl. Die Tipps sind – wie immer – nicht bedenklich und man bekommt viele altbekannte Weisheiten – Hunde auf neutralem Grund vergesellschaften – doch was sehr schnell aufstößt, ist der fast schon inflationäre Gebrauch des Wortes „Rang“. Auch wenn Rütter nicht unbedingt als eiserner Vertreter der überholten Dominanztheorie bekannt ist, fällt hier erschreckend oft die Einteilung nach „ranghohem“ und „rangniedrigem“ Hund. So beschleicht einem beim Lesen doch schnell das Gefühl, dass sich hier die Dominanztheorie light mit etwas abgeschwächter Terminologie ins Buch geschummelt hat. Ob das jetzt Rütter oder der Co-Autorin geschuldet ist, sei mal dahingestellt, es hinterlässt auf jeden Fall einen unschönen Beigeschmack, da die angedeutete Rangordnung den Weg für weitere veraltete Erziehungsvorstellungen öffnet und den Leser bei der Suche nach anderer Literatur dann am Ende sehr schnell bei den althergebrachten Rangreduktionsmaßnahmen und der Dominanztheorie landen lässt.

Den Abschluss bildet nochmals ein sehr allgemein gehaltenes Kapitel, das sich oberflächlich mit dem Training und der Beschäftigung von mehreren Hunden beschäftigt. Hier findet man Tipps zur Trainingsgestaltung mit mehr als einem Hund, allerdings geht man auf den letzten reichbebilderten Seiten ebenfalls nicht zu sehr ins Detail.

Als Fazit bleibt, dass „Haltung mehrerer Hunde“ wirklich nur ein Füllartikel für das Verlagsprogramm ist, um mit dem bekannten Namen des TV-bekannten Trainers das Must-have Mehrhundehaltung irgendwie abzuarbeiten. Schade, denn sowohl Kosmos als auch Martin Rütter haben bereits deutlich fundiertere und hilfreichere Werke veröffentlicht.

Als nächstes auf unserer Leseliste:
Barbara Ertel & Silke W. Wichers „Der Verständigungsschlüssel zum Hund“