Unser 18. Buch.
Der Kosmos Verlag vertreibt zwischenzeitlich eine ganze
Martin Rütter Buchreihe. Neben den üblichen Erziehungsratgebern und Tipps für
den Umgang mit bestimmten Problemfeldern in der Hundehaltung, gibt es auch
einen Beitrag zu dem Modethema „Mehrhundehaltung“. Eine Thematik die zurzeit
offensichtlich in keinem Verlagsprogramm fehlen darf und man muss vor ab leider
sagen, genau so liest sich das Buch auch.
„Haltung mehrerer Hunde“ ist ein nett aufgemachtes,
broschiertes Büchlein mit Rütter Logo auf dem Einband und knapp 130 Seiten auf
denen als erstes die großen Fotos ins Auge stechen. Ein Buch mit viel Optik,
dass man an einem ruhigen Nachmittag schnell durchgearbeitet hat, da der Text
leider sehr dicht an der Oberfläche bleibt.
Aufgeteilt ist das Buch in vier Segmente, die sich mit
der Überlegung zur Mehrhundehaltung, der Auswahl des passenden Hundes, der
Zusammenführung und der weiteren Erziehung und Beschäftigung der Hunde
auseinandersetzen.
Wie schon in den anderen Büchern neigt Rütter mit
Co-Autor nicht dazu in jeder Situation gleich den Teufel an die Wand zu malen
und von großen Traumata zu sprechen, wenn Kleinigkeiten schiefgehen. Auch wenn
es guttut, dass man immer noch auf diese Panikmache verzichtet, ist gerade das
Kapitel zur Auswahl des richtigen Zweithundes extrem belanglos geraten. Es
werden alle möglichen Kombinationen aufgezählt und nach allem Abwägen von Pro
und Contra Argumenten wird der Schluss gezogen, dass je nach individuellem Hund
alles gut gehen kann… oder eben auch nicht.
Hier liegt die Problematik schlicht in der Thematik
begründet. Bei einer so individuellen Entscheidung ist es nun mal unmöglich
eine Basisempfehlung niederzuschreiben, die als Anleitung für künftige
Mehrhundhalter dienen kann und so kommt es zu einem im Grunde belanglosen
Kapitel, dessen Inhalt man mit einem Satz zusammenfassen kann:
„Entscheide nach dem Charakter deines Hundes individuell,
was zu euch passt.“
Etwas strukturierter geht der Einstieg des Buches von
statten. Auch wenn man sich hier auf die oberflächlichen Fakten beschränkt,
wird bei der Überlegung zur Mehrhundehaltung die wichtigsten Eckpunkte
abgesprochen. Selbstverständlich gibt es auch für die Frage nach genügend
Kapital, Wohnraum, der richtigen Zeitplanung und Erziehungsstand des Ersthundes
nicht die eine richtige Antwort, dennoch bietet das Kapitel einen guten
Einstieg und Anregungen für die Vorbereitung.
Nach dem allgemeinen Chaos mit uneindeutigem Inhalt des
zweiten Kapitels – aus dem die einzig definitive Aussage ist, dass man kein
Geschwisterpaar nehmen sollte – geht es in Teil drei weiter mit der Zusammenführung
und den Hausstandsregeln für das Zusammenleben. Hier beschleicht den Leser
schnell ein etwas ungutes Gefühl. Die Tipps sind – wie immer – nicht bedenklich
und man bekommt viele altbekannte Weisheiten – Hunde auf neutralem Grund
vergesellschaften – doch was sehr schnell aufstößt, ist der fast schon
inflationäre Gebrauch des Wortes „Rang“. Auch wenn Rütter nicht unbedingt als
eiserner Vertreter der überholten Dominanztheorie bekannt ist, fällt hier
erschreckend oft die Einteilung nach „ranghohem“ und „rangniedrigem“ Hund. So
beschleicht einem beim Lesen doch schnell das Gefühl, dass sich hier die
Dominanztheorie light mit etwas abgeschwächter Terminologie ins Buch geschummelt
hat. Ob das jetzt Rütter oder der Co-Autorin geschuldet ist, sei mal
dahingestellt, es hinterlässt auf jeden Fall einen unschönen Beigeschmack, da
die angedeutete Rangordnung den Weg für weitere veraltete
Erziehungsvorstellungen öffnet und den Leser bei der Suche nach anderer
Literatur dann am Ende sehr schnell bei den althergebrachten
Rangreduktionsmaßnahmen und der Dominanztheorie landen lässt.
Den Abschluss bildet nochmals ein sehr allgemein
gehaltenes Kapitel, das sich oberflächlich mit dem Training und der
Beschäftigung von mehreren Hunden beschäftigt. Hier findet man Tipps zur
Trainingsgestaltung mit mehr als einem Hund, allerdings geht man auf den
letzten reichbebilderten Seiten ebenfalls nicht zu sehr ins Detail.
Als Fazit bleibt, dass „Haltung mehrerer Hunde“ wirklich
nur ein Füllartikel für das Verlagsprogramm ist, um mit dem bekannten Namen des
TV-bekannten Trainers das Must-have Mehrhundehaltung irgendwie abzuarbeiten.
Schade, denn sowohl Kosmos als auch Martin Rütter haben bereits deutlich
fundiertere und hilfreichere Werke veröffentlicht.
Als nächstes auf unserer Leseliste:
Barbara Ertel & Silke W. Wichers „Der
Verständigungsschlüssel zum Hund“