Samstag, 27. Juni 2015

When the Going gets tough...




…setzen wir uns einfach in die Ecke, jammern herum und lassen uns dafür noch Applaus klatschen. Ein Trend der in der Dobermannszene gerade sehr verbreitet ist.

Ja, auch ich habe am 12. Juli 2014 verkündet, dass ich die Schnauze voll habe vom Dobermann. Allerdings war dies eine reine Trotzreaktion gegen viele Unsinnigkeiten und selbst ernannte Rasseretter und die Einsicht, dass schmollend im Kämmerlein zu hocken nichts ändern wird, kam schnell über mich. Doch zurzeit schwappt diese Welle über viele Homepages und Facebook Seiten von Züchtern und Hobbyvermehrern gleichermaßen. Sie alle geben tränenreich bekannt, dass sie ihre Zucht einstellen, zu schwer wiege der Verlust der Nachzucht die an DCM verstorben ist, zu groß sei die Liebe zur Rasse und zu gewaltig die Verantwortung den Welpenkäufern gegenüber. Man wolle erst wieder in die Zucht einsteigen, wenn der Gentest fertig sei, vorher sei Zucht einfach verantwortungslos.

Um es mit den Worten zu sagen, die Dr. Wess auf seinem Vortrag in Linz wählte… das ist natürlich auch eine Lösung. Wenn jeder die Zucht einstellt, hat sich das DCM Problem in Kürze von alleine geklärt. Werden keine Dobermänner mehr geboren, stirbt die Rasse aus und mit der Rasse verschwindet das DCM Problem. Eine sehr bizarre Herangehensweise, aber doch eine sicher wirkungsvolle…

Das Warten auf den DCM Gentest aus Hannover ist eines der großen Schlagworte geworden. Dass bis heute offensichtlich noch immer nicht geklärt ist, mit welchen Forschungsgeldern dieses Projekt überhaupt bewerkstelligt werden soll, wird beim hoffnungsvollen Bewerben der Blutprobensammelaktion allerdings gerne verschwiegen.

Stattdessen bejubelt man den Rückzug von Züchtern und Vermehrern als „mutigen Schritt“, gratuliert ihnen zu ihrer Courage und spricht von Achtung und Respekt vor der Entscheidung. Blickt man sich in den Reihen der mutigen Aussteiger um, geht das Kopfschütteln weiter. Der Dissidenzvermehrer, dessen Hunde nie in ihrem Leben ein Holter gesehen haben und zwischen den einzelnen Würfen schon einmal Name und Abstammung gewechselt haben, lässt sich ebenso bejubeln wie der ehemalige DV Züchter, der schon beim Kauf der potentiellen Zuchthündin  gewarnt wurde, dass die Linie als besonders belastet gilt und trotzdem alle Warnungen in den Wind schlug, Kritiker auf das Übelste beschimpfte und fröhlich weitere Linienzucht auf früh verstorbene Ahnen betrieb. In beiden Fällen war der Katzenjammer groß, als die ersten Hunde verstarben. Vermehrer X wechselte ein paar Mal den Zwingernamen und als das Geschäft sich trotzdem nicht erholte, ließ er sich zu dem heldenhaften Entschluss hinreißen, den Dobermann an den Nagel zu hängen und zu einer anderen Rasse zu wechseln. Züchter F tat es ihm gleich und nahm tränenreich seinen Abschied von der Zucht, nicht ohne lauthals zu verkünden, dass ihn ja niemand im Vorfeld aufgeklärt und vor den Risiken gewarnt hätte. Nun lassen sich beide und ein Dutzend anderer seit einigen Monaten als die tragischen Helden feiern, die den Ernst der Lage erkannt und die Brocken hingeschmissen haben.

Jedoch nicht ohne im Vorbeigehen noch verächtlich auf all jene zu spucken, die auch in den schlechten Tagen nicht den sterbenden Schwan mimen, sondern immer wieder aufs Neue versuchen das Problem in der Praxis zu lösen. In der verrückten Welt der Dobermannliebhaber bekommen jene Züchter, die sich um die Rasse bemühen den schwarzen Peter. Eine einzige Entscheidung, die dem Internetmob nicht gefällt, reicht aus, um aus einem bisher hochgeachteten Vorzeigezüchter eine dubiose Person zu machen, deren Aktionen misstrauisch beäugt und deren Zuchtprojekte als unmoralisch und verbrecherisch öffentlich angeprangert werden.  Diejenigen, die sorglos mit dem Thema umgegangen sind und für ihre kritikwürdigen Zuchtpraktiken die Quittung bekommen, werden bejubelt, sobald sie sich auf die Seite des Mobs schlagen und ordentlich mit Dreck nach den verbliebenen Züchtern werfen.

Die gesicherte gesunde Linie gibt es derzeit nicht mehr und bis Bern in Zusammenarbeit mit München die Antwort finden wird, was genau zur DCM Erkrankung führt – nein ich glaube nicht, dass die Lösung aus Hannover kommen wird – wird noch eine geraume Zeit vergehen. Bis dahin können wir uns heulend in die Ecke setzen und uns dafür, dass wir aufgegeben haben auf die Schulter klopfen lassen, oder wir können das Möglichste tun, um gesunde Hunde zu züchten. Es wird weiterhin DCM Fälle geben, auch wenn sich Züchter die größte Mühe geben. Ein großer Schritt wäre schon einmal getan, wenn man Züchtern die Möglichkeit geben würde, offen mit dem Thema umzugehen und nicht auf Grund jedes erkrankten Hundes eine Hexenjagd auf einen Zwinger zu eröffnen. Der digitale Pranger hat wiederholt bewiesen, dass er kein geeignetes Mittel ist, um Transparenz und einen produktiven Austausch zum Thema zu fördern. Doch leider beschleicht einen immer mehr das dunkle Gefühl, dass die selbsternannten Retter der Rasse mehr Interesse an einer möglichst spektakulären Schlammschlacht und der öffentlichen Diffamierung einzelner Züchter und Deckrüdenbesitzer. Manchmal möchte man meinen, dass dieses illustre Grüppchen erst dann zufrieden ist, wenn sich auch der letzte Züchter für seinen ruhmreichen Abtritt applaudieren lässt und damit das von ihnen so lange beschworene Aussterben des Dobermannes endlich begonnen hat. Sollen sie in ihren Kämmerlein hocken, ihre flüchtenden Helden bejubeln, die ab übermorgen Labradoodle oder Zwerghamster züchten und sich dabei wichtig vorkommen. Ich ziehe meinen Hut vor all jenen, die weiter machen, die die Forschungen in München unterstützen und ihr menschenmöglichstes tun, um Dobermänner mit geringem DCM Risiko zu züchten.

When the Going gets tough the Tough get going.


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