…ist bekanntlich ohnehin immer das Wasser schuld. Die
Prüfungs- und Turniersaison hat begonnen, die ersten Meisterschaften haben
stattgefunden und sie blüht wieder, die große bunte Ausredenkultur.
Für uns steht die erste Prüfung an und ja ich habe weiche
Knie dabei, weil ich weiß, dass wir gerade in der Unterordnung noch so ein paar
Defizite haben, bei denen ich mir nicht sicher sein kann, ob die kleinen bunten
Glasperlen im Kopf meines Hundes nicht plötzlich anfangen Samba zu tanzen und
es der Madame mitten in der Arbeit die Sicherungen rauslässt. Das ist der aktuelle
Stand auf dem wir gemeinsam kämpfen. Dafür gibt es viele Gründe, sicher auch
einige Ausreden, aber wenn die Prüfung gelaufen ist, ist dieser Stand die
Ursache für das Ergebnis.
Haben die Trainingskollegen an diesem Nachmittag ein
besseres Ergebnis in der Leistungsurkunde stehen, wird es daran liegen, dass
sie am Prüfungstag den besser vorbereiteten Hund hatten. Mag sein, dass einige
es bei der Ausbildung leichter hatten, weil sie einen besser veranlagten Hund
an der Leine haben, aber am Ende wird es immer das Ergebnis der eigenen Arbeit
sein.
Umso erschreckender finde ich die Statements, die man zurzeit
in diversen Foren, auf Facebook und auf Vereinsseiten zu lesen bekommt. Vor der
Prüfung wurde groß getönt, was man alles hat und kann und mit welchen
Ergebnissen man definitiv nach Hause kommen wird. Die Ernüchterung folgte sehr
schnell, wenn der Richter die Betroffenen bei der Besprechung recht unsanft mit
der Realität kollidieren ließ. Erschreckend ist nur die Reaktion der Leute. Die
Idee, sich das nächste Mal besser vorzubereiten taucht nur selten auf. Nein es
wird darüber gewettert, dass man das hässlichere Stück der Fährtenwiese hatte,
dass der Richter bei den Fehlern der anderen nur gerade auf sein Richterblatt
gesehen hat und dass der Figurant ein Stümper war. Schuld an der eigenen
durchschnittlichen Leistung sind sofort die anderen.
Selbst auf der FB Seite eines amerikanischen Trainers ist
plötzlich die eigene Nationalität ein Hinderungsgrund, weil man durch die lange
Anreise, die fremden Helfer und die ausländischen Richter immer nur Nachteile
habe. Teilnehmer aus China… die sind eben einfach nur untalentiert, haben die
schlechteren Hunde und sind von der Ausbildungsweise nicht auf dem Stand der
Zeit. Bei den Amerikanern ist es die Tatsache, dass die Richter keine
Amerikaner waren und die Meisterschaft in einer anderen Zeitzone stattgefunden
hat.
Wie es ein Deutscher geschafft hat die WUSV WM in den USA
zu gewinnen, steht auf einem anderen Blatt.
Es ist traurig, dass man sich selbst in den hohen Sporträngen
mittlerweile damit angefreundet hat, sich nicht der Kritik zu stellen und an
sich selbst zu arbeiten, sondern in erster Linie eine schnelle Erklärung zu
suchen und am Liebsten eine, bei der jemand anders Schuld ist.
Ich werde dieses Jahr auf einigen Prüfungen und
Meisterschaften auf den Zuschauerrängen stehen und ich hoffe, dass ich es
wieder öfter erleben werden, dass in dem Moment wenn Hänschen untergeht nicht
auf das Wasser geschimpft, sondern wieder überlegt wird, ob man den
Schwimmunterricht nicht doch anders gestalten sollte.
In diesem Sinne, euch allen eine erfolgreiche und
selbstkritische Prüfungssaison.
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