Montag, 11. Mai 2015

Wenn Hänschen nicht schwimmen kann...


 
…ist bekanntlich ohnehin immer das Wasser schuld. Die Prüfungs- und Turniersaison hat begonnen, die ersten Meisterschaften haben stattgefunden und sie blüht wieder, die große bunte Ausredenkultur.

Für uns steht die erste Prüfung an und ja ich habe weiche Knie dabei, weil ich weiß, dass wir gerade in der Unterordnung noch so ein paar Defizite haben, bei denen ich mir nicht sicher sein kann, ob die kleinen bunten Glasperlen im Kopf meines Hundes nicht plötzlich anfangen Samba zu tanzen und es der Madame mitten in der Arbeit die Sicherungen rauslässt. Das ist der aktuelle Stand auf dem wir gemeinsam kämpfen. Dafür gibt es viele Gründe, sicher auch einige Ausreden, aber wenn die Prüfung gelaufen ist, ist dieser Stand die Ursache für das Ergebnis.

Haben die Trainingskollegen an diesem Nachmittag ein besseres Ergebnis in der Leistungsurkunde stehen, wird es daran liegen, dass sie am Prüfungstag den besser vorbereiteten Hund hatten. Mag sein, dass einige es bei der Ausbildung leichter hatten, weil sie einen besser veranlagten Hund an der Leine haben, aber am Ende wird es immer das Ergebnis der eigenen Arbeit sein.

Umso erschreckender finde ich die Statements, die man zurzeit in diversen Foren, auf Facebook und auf Vereinsseiten zu lesen bekommt. Vor der Prüfung wurde groß getönt, was man alles hat und kann und mit welchen Ergebnissen man definitiv nach Hause kommen wird. Die Ernüchterung folgte sehr schnell, wenn der Richter die Betroffenen bei der Besprechung recht unsanft mit der Realität kollidieren ließ. Erschreckend ist nur die Reaktion der Leute. Die Idee, sich das nächste Mal besser vorzubereiten taucht nur selten auf. Nein es wird darüber gewettert, dass man das hässlichere Stück der Fährtenwiese hatte, dass der Richter bei den Fehlern der anderen nur gerade auf sein Richterblatt gesehen hat und dass der Figurant ein Stümper war. Schuld an der eigenen durchschnittlichen Leistung sind sofort die anderen.

Selbst auf der FB Seite eines amerikanischen Trainers ist plötzlich die eigene Nationalität ein Hinderungsgrund, weil man durch die lange Anreise, die fremden Helfer und die ausländischen Richter immer nur Nachteile habe. Teilnehmer aus China… die sind eben einfach nur untalentiert, haben die schlechteren Hunde und sind von der Ausbildungsweise nicht auf dem Stand der Zeit. Bei den Amerikanern ist es die Tatsache, dass die Richter keine Amerikaner waren und die Meisterschaft in einer anderen Zeitzone stattgefunden hat.

Wie es ein Deutscher geschafft hat die WUSV WM in den USA zu gewinnen, steht auf einem anderen Blatt.

Es ist traurig, dass man sich selbst in den hohen Sporträngen mittlerweile damit angefreundet hat, sich nicht der Kritik zu stellen und an sich selbst zu arbeiten, sondern in erster Linie eine schnelle Erklärung zu suchen und am Liebsten eine, bei der jemand anders Schuld ist.

Ich werde dieses Jahr auf einigen Prüfungen und Meisterschaften auf den Zuschauerrängen stehen und ich hoffe, dass ich es wieder öfter erleben werden, dass in dem Moment wenn Hänschen untergeht nicht auf das Wasser geschimpft, sondern wieder überlegt wird, ob man den Schwimmunterricht nicht doch anders gestalten sollte.

 

In diesem Sinne, euch allen eine erfolgreiche und selbstkritische Prüfungssaison.
 
 

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