…setzen wir uns einfach in die Ecke, jammern herum und
lassen uns dafür noch Applaus klatschen. Ein Trend der in der Dobermannszene
gerade sehr verbreitet ist.
Ja, auch ich habe am 12. Juli 2014 verkündet, dass ich
die Schnauze voll habe vom Dobermann. Allerdings war dies eine reine
Trotzreaktion gegen viele Unsinnigkeiten und selbst ernannte Rasseretter und
die Einsicht, dass schmollend im Kämmerlein zu hocken nichts ändern wird, kam
schnell über mich. Doch zurzeit schwappt diese Welle über viele Homepages und
Facebook Seiten von Züchtern und Hobbyvermehrern gleichermaßen. Sie alle geben
tränenreich bekannt, dass sie ihre Zucht einstellen, zu schwer wiege der
Verlust der Nachzucht die an DCM verstorben ist, zu groß sei die Liebe zur
Rasse und zu gewaltig die Verantwortung den Welpenkäufern gegenüber. Man wolle
erst wieder in die Zucht einsteigen, wenn der Gentest fertig sei, vorher sei
Zucht einfach verantwortungslos.
Um es mit den Worten zu sagen, die Dr. Wess auf seinem
Vortrag in Linz wählte… das ist natürlich auch eine Lösung. Wenn jeder die
Zucht einstellt, hat sich das DCM Problem in Kürze von alleine geklärt. Werden
keine Dobermänner mehr geboren, stirbt die Rasse aus und mit der Rasse
verschwindet das DCM Problem. Eine sehr bizarre Herangehensweise, aber doch
eine sicher wirkungsvolle…
Das Warten auf den DCM Gentest aus Hannover ist eines der
großen Schlagworte geworden. Dass bis heute offensichtlich noch immer nicht
geklärt ist, mit welchen Forschungsgeldern dieses Projekt überhaupt
bewerkstelligt werden soll, wird beim hoffnungsvollen Bewerben der
Blutprobensammelaktion allerdings gerne verschwiegen.
Stattdessen bejubelt man den Rückzug von Züchtern und
Vermehrern als „mutigen Schritt“, gratuliert ihnen zu ihrer Courage und spricht
von Achtung und Respekt vor der Entscheidung. Blickt man sich in den Reihen der
mutigen Aussteiger um, geht das Kopfschütteln weiter. Der Dissidenzvermehrer,
dessen Hunde nie in ihrem Leben ein Holter gesehen haben und zwischen den
einzelnen Würfen schon einmal Name und Abstammung gewechselt haben, lässt sich
ebenso bejubeln wie der ehemalige DV Züchter, der schon beim Kauf der
potentiellen Zuchthündin gewarnt wurde,
dass die Linie als besonders belastet gilt und trotzdem alle Warnungen in den
Wind schlug, Kritiker auf das Übelste beschimpfte und fröhlich weitere
Linienzucht auf früh verstorbene Ahnen betrieb. In beiden Fällen war der
Katzenjammer groß, als die ersten Hunde verstarben. Vermehrer X wechselte ein
paar Mal den Zwingernamen und als das Geschäft sich trotzdem nicht erholte,
ließ er sich zu dem heldenhaften Entschluss hinreißen, den Dobermann an den
Nagel zu hängen und zu einer anderen Rasse zu wechseln. Züchter F tat es ihm
gleich und nahm tränenreich seinen Abschied von der Zucht, nicht ohne lauthals
zu verkünden, dass ihn ja niemand im Vorfeld aufgeklärt und vor den Risiken
gewarnt hätte. Nun lassen sich beide und ein Dutzend anderer seit einigen
Monaten als die tragischen Helden feiern, die den Ernst der Lage erkannt und
die Brocken hingeschmissen haben.
Jedoch nicht ohne im Vorbeigehen noch verächtlich auf all
jene zu spucken, die auch in den schlechten Tagen nicht den sterbenden Schwan
mimen, sondern immer wieder aufs Neue versuchen das Problem in der Praxis zu
lösen. In der verrückten Welt der Dobermannliebhaber bekommen jene Züchter, die
sich um die Rasse bemühen den schwarzen Peter. Eine einzige Entscheidung, die
dem Internetmob nicht gefällt, reicht aus, um aus einem bisher hochgeachteten
Vorzeigezüchter eine dubiose Person zu machen, deren Aktionen misstrauisch
beäugt und deren Zuchtprojekte als unmoralisch und verbrecherisch öffentlich
angeprangert werden. Diejenigen, die sorglos
mit dem Thema umgegangen sind und für ihre kritikwürdigen Zuchtpraktiken die
Quittung bekommen, werden bejubelt, sobald sie sich auf die Seite des Mobs
schlagen und ordentlich mit Dreck nach den verbliebenen Züchtern werfen.
Die gesicherte gesunde Linie gibt es derzeit nicht mehr
und bis Bern in Zusammenarbeit mit München die Antwort finden wird, was genau
zur DCM Erkrankung führt – nein ich glaube nicht, dass die Lösung aus Hannover
kommen wird – wird noch eine geraume Zeit vergehen. Bis dahin können wir uns
heulend in die Ecke setzen und uns dafür, dass wir aufgegeben haben auf die Schulter
klopfen lassen, oder wir können das Möglichste tun, um gesunde Hunde zu
züchten. Es wird weiterhin DCM Fälle geben, auch wenn sich Züchter die größte
Mühe geben. Ein großer Schritt wäre schon einmal getan, wenn man Züchtern die
Möglichkeit geben würde, offen mit dem Thema umzugehen und nicht auf Grund
jedes erkrankten Hundes eine Hexenjagd auf einen Zwinger zu eröffnen. Der
digitale Pranger hat wiederholt bewiesen, dass er kein geeignetes Mittel ist,
um Transparenz und einen produktiven Austausch zum Thema zu fördern. Doch
leider beschleicht einen immer mehr das dunkle Gefühl, dass die selbsternannten
Retter der Rasse mehr Interesse an einer möglichst spektakulären
Schlammschlacht und der öffentlichen Diffamierung einzelner Züchter und
Deckrüdenbesitzer. Manchmal möchte man meinen, dass dieses illustre Grüppchen
erst dann zufrieden ist, wenn sich auch der letzte Züchter für seinen
ruhmreichen Abtritt applaudieren lässt und damit das von ihnen so lange
beschworene Aussterben des Dobermannes endlich begonnen hat. Sollen sie in
ihren Kämmerlein hocken, ihre flüchtenden Helden bejubeln, die ab übermorgen
Labradoodle oder Zwerghamster züchten und sich dabei wichtig vorkommen. Ich
ziehe meinen Hut vor all jenen, die weiter machen, die die Forschungen in
München unterstützen und ihr menschenmöglichstes tun, um Dobermänner mit
geringem DCM Risiko zu züchten.
When the
Going gets tough the Tough get going.