Unser 15. Buch
Dieser dicke Wälzer von gut 400 Seiten mit dem Untertitel
„Der Weg zur meisterhaften Unterordnung“ genoss im letzten Jahr viel
Aufmerksamkeit in der Hundeszene. Kaum ein Buch wurde mit so viel Spannung
erwartet, mit so viel Vorschusslorbeeren überhäuft und gleichzeitig so
misstrauisch beäugt und mit so viel Hohn abgelehnt noch bevor es überhaupt im
Handel erhältlich war.
Ein Buch das enorm polarisierte, noch bevor irgendjemand
auch nur eine einzige Seite gelesen hatte. Nun ist es schon ein paar Monate auf
dem Markt und die Wogen haben sich etwas geglättet und man kann sich dem Buch
und seinem Inhalt auch einmal in einer objektiven Diskussion nähern.
Die beiden Autoren – bekannt durch ihre Arbeit und ihre
sportlichen Erfolge bei Team Heuwinkl – präsentieren sehr ausführlich ihre
Ausbildungsansätze für die Unterordnung gemäß der aktuellen Prüfungsordnung.
Angefangen von vorbereitenden Übungen beim Welpen zum Positionsaufbau, über den
Apport bis hin zur Ablage unter Ablenkung wird jede Übung regelrecht in ihre
Basisteile seziert und leicht verständlich mit anschaulichen Beispielen der
Aufbau und die Festigung der Bestandteile bis zur fertigen Unterordnung
erklärt.
Zwischendurch gibt es auch kleine Diskurse zu Themen rund
um das Lernen und das Ende des Buches bildet eine Kurzzusammenfassung der
einzelnen Lektionen zum immer wieder Nachschlagen und schnellen Nachlesen.
Ein Trainingsbuch mit einem sehr klaren Konzept, das sich
als roter Faden durch alle Kapitel zieht und für den Leser somit glaubhaft und
nachvollziehbar bleibt. Sehr wohltuend ist auch, dass man trotz des enormen
Umfangs des Buches nie das Gefühl hat, als würde man inhaltslosen Füllstoff
lesen, der nur dazu dient die Seitenzahl zu erhöhen. Auch die genutzten Bilder
sind mit Bedacht gewählt und wirken nie als beliebiger Schmuck. Die Tabelle mit
den Erfolgen des Team Heuwinkl dürfte das einzige sein, auf das der Leser
wirklich verzichten könnte im Buch, doch diese kleine Präsentation als Nachweis
der eigenen Kompetenz fällt nicht weiter ins Gewicht.
Natürlich darf man bei aller Begeisterung für dieses Buch
nicht vergessen, dass es eben nur ein möglicher Weg zur Prüfung ist. Ein Weg
der funktioniert und gut durchdacht ist, der aber eben nicht auf jedes
Hund-Halter-Team zu 100% passen wird und den auch nicht jeder Hundeführer
umsetzen kann oder will in dieser Konsequenz. Es ist kein Wunderbuch, das alle
Probleme verschwinden lässt und dass die 100 Punkte in der Kategorie B über
Nacht herbeizaubert.
Natürlich kann man auch bemängeln, dass manche Ansätze
wie das „Touch & Talk“ vorkonditionierte und versteckte Führerhilfen
darstellen. Doch das wäre Meckern auf hohem Niveau, denn alle Ansätze verlaufen
in den Regeln der aktuell gültigen Prüfungsordnung und ob man Sportlern einen
Vorwurf daraus machen kann, dass sie sich innerhalb des Reglements Wege
ausdenken, um ihre Übungen sicherer zu machen, halte ich für fraglich.
Kritik geübt wurde sehr oft auch daran, dass Scherk und
Knabl nur sehr oberflächlich auf das Thema Korrektur und Strafe eingehen. Liest
man sich die Aussagen im Buch dazu durch, fragt man sich jedoch, wo diese
Kritik greifen soll. Es wird sehr deutlich und unmissverständlich darauf hingewiesen,
dass an bestimmten Punkten der Ausbildung die Möglichkeit besteht, dass
Korrekturen benötigt werden, um unerwünschtes Verhalten zu unterbinden. Was
nicht gesagt wird, wie diese Korrekturen auszusehen haben. Hier setzt die
Kritik an, dass die Autoren dort zu „schwammig“ seien. Allerdings frage ich
mich, was man erwartet an Anleitung. Das Autorenduo weist unmissverständlich
darauf hin, dass die Einwirkung dem Hund und der Situation angemessen sein
soll. Eine Glaskugel um beurteilen zu können, was dies in der individuellen
Hund-Halter-Situation Kombination sein wird, dürften Scherk und Knabl nicht
haben, hier muss der Hundeführer einfach selbst wissen, welche Korrektur wann
angebracht ist. Weiß er dies nicht, kann man sicherlich nicht den Autoren
hierfür die Schuld zu schieben.
Alles in allem ist „Gemeinsam erfolgreich“ eine schier
unerschöpfliche Fundquelle an Ideen für den Aufbau der Unterordnung und auch
für die Korrektur einer bereits bestehenden Ausbildung. Egal ob Anfänger oder
erfahrener Hundeführer, der etwas über den Tellerrand blicken möchte, das Buch
ist den stolzen Preis auf jeden Fall wert und jeder der sich mit dem Thema
Unterordnung auseinandersetzen möchte, sollte mindestens einen Blick riskieren.
Vermutlich das beste und umfangreichste, bislang
erschienene Buch zum Thema.
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