Es ist psychologisch erwiesen, dass nur wenig das
Zusammengehörigkeitsgefühl einer Gruppe derart stärkt, wie ein gemeinsames
Feindbild. In der Hundehalterwelt gibt es viele „Feinde“ die nur darauf lauern,
einem selbst und dem geliebten Vierbeiner das Leben schwer zu machen. Liest man
sich aktuell die Beiträge vieler Hundebesitzer in diversen Foren durch, erkennt
man, dass sich gerade ein neues Feindbild herauszukristallisieren beginnt und
der neue Feind trägt Weiß
Immer öfter beschleicht den geneigten Leser der Eindruck,
dass Tierärzte für immer mehr Hundehalter die Inkarnation des Bösen verkörpern.
Sie sind dumm, unflexibel, geldgeil und trachten den lieben Vierbeinern doch
nur nach dem Leben, um an ihren Leiden zu verdienen.
Vorab, auch ich bin bereits auf Tierärzte getroffenen,
bei denen man sich bisweilen fragte auf welchem Schwarzmarkt sie ihren
Doktortitel gekauft haben, allerdings gibt es in jeder Profession nun mal
Pfuscher, die ihren Beruf nicht beherrschen.
Doch darf man den Aussahen mancher Hundebesitzer Glauben
schenken, sind dies nicht die unrühmlichen Ausnahmen, nein, die Majorität der
Tierärzte sind schwarze Schafe. So eröffnet jeder Tierarzt direkt nach dem
Studium eine eigene Praxis, angegliedert an das neugebaute Wohnhaus in Kingsize
Größe – bezahlt von dem Geld, dass er den armen Patientenbesitzern aus der
Tasche gezogen hat – und in der Auffahrt steht selbstverständlich mindestens eine
S-Klasse, die allerdings nur der Praxisputze gehört, denn mit einem solch armseligen
Gefährt würde sich ein Tierarzt nie zufriedengeben.
Wehe dem unbedarften Hundebesitzer, der sich in eine
Praxis verirrt. Viele erfahrene Hundebesitzer warnen online bereits
eindringlich davor, dem Feind in Weiß auch nur ein einziges Wort zu glauben und
wer nicht die einzelnen Posten der GOT auswendig herunterbeten kann, sollte
sich hüten irgendetwas zu bezahlen, was er nicht von einem Anwalt hat prüfen
lassen. Und liest man sich durch die diversen Beiträge, scheinen Tierärzte auch
komplett überflüssig zu werden. Jeder zweite Hundetrainer hat plötzlich –
ebenso wie viele Tierschützer – plötzlich die magische Gabe, Gelenkerkrankungen
durch bloßes Hinsehen zu erkennen, Röntgen oder gar CT überflüssig und für eine
Herzuntersuchung gibt es bei Amazon ein Stethoskop zu kaufen, hören kann ja
jeder. Für jede Krankheit vom Analdrüsenkrebs bis zur Zyste gibt es die Online
Ferndiagnose der dutzenden allwissenden Hundeprofis in Foren und auf Facebook
und sind diese sich einmal uneinig oder gar unsicher, findet sich immer ein
ganz Gewiefter, der Dr. Dr. Google und Chefarzt Wikipedia zu Rate ziehen und
bei Bedarf ganze Absätze aus ihren virtuellen Fundstücken zitieren, ohne auch
nur einen Halbsatz daraus verstanden zu haben.
Generell wundert man sich beim Lesen vieler Vorstellungen
vom idealen Tierarzt doch, wieso anscheinend kaum ein Tiermediziner diesen paar
Wünschen entsprechen kann. Was will der gemeine Hundehalter denn schon
großartig? Eine Praxis, die so zentral gelegen ist, dass man sie jederzeit auch
ohne eigenes Auto erreichen kann und natürlich muss an 365 Tagen 24 Stunden
lang jemand dort auf einen warten. Natürlich sollte ein Besuch mit dem kranken
Hund auch Samstagabend ohne Termin möglich sein und wenn man mal wochentags
kurz vor Mittag in die Praxis stürmt, kann es nicht sein, dass man länger im
Wartezimmer sitzen muss, als es dauert, dass die Praxisgehilfin die Akte des
Hundes im Computer heraussucht. Regelmäßige Fortbildungen sollten
selbstverständlich sein, schließlich muss sich der Dorftierarzt auf allen
Gebieten auskennen, von der Augenuntersuchung des Zwerggekkos über die Herzdiagnostik
beim Cavalier King Charles Spaniel bis hin zur künstlichen Befruchtung beim Koi
sollten Wissen und Fertigkeiten schon reichen. Spezialisten sind – wie bereits
erwähnt – geldgeile Halsabschneider, die niemand wirklich braucht, ein guter
Tierarzt kann das alles und noch mehr, unser Zahnarzt kann schließlich auch
unsere Sehstärke messen und Hautkrebs diagnostizieren. Auf keinen Fall sollten
Tierärzte Futter verkaufen oder gar Medikamente verschreiben, denn all das
dient nur der Gewinnmaximierung. Von Fütterung haben sie sowie so und nie
Ahnung, da sie alle von der Industrie geschmiert werden, natürlich außer dem
einen Tierarzt, der zufällig genau die Futtersorte vertreibt, die man selbst
gut findet.
Ja es ist nicht leicht, einen guten Tierarzt zu finden,
also seit gewarnt, liebe Hundehalter! Solltet ihr feiertags um 4 Uhr morgens in
die Praxis kommen und nach einer eingehenden Untersuchung, einem großen
Blutbild, einem Ultraschall und drei digitalen Röntgenaufnahmen mehr auf der
Rechnung stehen, als 50€, dann ist irgendetwas falsch gelaufen. Wer sich also unsicher ist, ob sein Tierarzt
ein heimtückischer Abzocker ist, der eventuell gerade die fünfte Fehldiagnose
in Folge gestellt hat, der soll um Himmelswillen nicht das vertrauliche
Gespräch mit dem Veterinär seines (bisherigen)Vertrauens suchen, sondern soll
sich dringend auf Facebook oder ins nächste Hundeforum begeben. Dort wird sich
immer mehr als ein User finden, der zu allen Risiken und Nebenwirkungen schnell
den richtigen Google Link oder den passenden Wikipedia Artikel findet und einen
mit dem eigenen Pseudowissen endgültig komplett verunsichert.
Und nur um sicher zu gehen hier noch der Warnhinweis:
Achtung dieser Text könnte Spuren von Ironie und
Sarkasmus enthalten! Mögliche Nebenwirkungen: Verwirrt sein, persönlicher Groll
und gekränktes Ego.