Sonntag, 10. Januar 2016

Who's your Daddy?



Johann Wolfgang von Goethe soll gesagt haben: „Sage mir mit wem du gehst und ich sage dir, wer du bist.“ Ein Grundgedanke, der sich offensichtlich auch im Hundetraining aller Orts wiederfindet. Denn nie zuvor war es offensichtlich so wichtig mit wem oder nach wem man arbeitet.

Die „namhaften“ Trainer schießen aus dem Boden, wie die Schneeglöckchen im Frühling. Aller Orts werden Seminare gegeben von Menschen mit „großem“ Namen. Von so ziemlich allen hat man noch nie etwas gehört und auch nach einer halben Stunde mit Tante Google weiß man bei gut der Hälfte meistens immer noch nicht, wofür man sie kennen sollte. Aber es ist wichtig einen Namen zu haben. Einen Namen den man verkaufen kann für die eine Seite und einen Namen auf den man sich berufen kann für die andere Seite des Trainingsteams.

Einfach trainieren und herausfinden, was für den Hund passt in heute vielerorts einfach nicht mehr zeitgemäß. Man apportiert nach Heuwinkel, fährtet nach Dreyer und Schutzdienst wird nach Balabanov aufgebaut.

Wer sich den neuen Methoden verschließt und die Namen der Meister nicht kennt, wird gerne belächelt und als altertümlich abgestempelt. Dabei interessiert es oft nicht, dass der Huber Schorsch – der unbekannte Ausbildungswart des anderen Hundeführers – im Grunde seit Jahren mit derselben Methodik arbeitet und auch schon auf der LGA oder Bundesebene erfolgreich war. Nur hat er damals vergessen sofort im Anschuss die ersten Seminare zu geben und sicher zu stellen, dass sein Name Gewicht hat.

Interessanterweise ist es oftmals sogar egal, ob die Methode zum Hund-Hundeführer-Team passt und ob man Erfolg hat mit der Ausbildung. Der große Name der hinter dem Weg steht, ist wichtiger als Passung und Fortschritt. Natürlich ist nicht jeder so hörig, dass er blind dem Meister folgt, auch wenn jeder Außenstehende klar erkennen kann, dass es kein erfolgreiches Ende geben kann. Doch es scheinen immer mehr zu werden, die sich in Verzweiflung an den großen Namen klammern und hoffen, dass etwas von dem Glanz auf sie abfärbt, auch wenn sie nie einen eigenen Namen in der Hundewelt haben werden.

Denn eine eigene Identität muss man sich erst verdienen. Außerhalb des eigenen Trainingsplatzes habe ich keinen Namen, ich bin die mit dem Dobermann, die mit dem Eder trainiert. Das gleiche Phänomen tritt auch bei Hunden auf. So ist das Quietscheentchen nicht mehr Cardassia, sie ist „eine Ben Tochter“ und trainiert zusammen mit einer „Ballack Brucknerallee Tochter“.

Ein Zustand der sicher seine Vorteile hat. Einem Niemand werden Misserfolge und Schnitzer eher nachgesehen, während bei einem Scherkl immer irgendwo die verstecke Kamera draufhält, um das Video mit dem Missgeschick Jahre später zum vermeintlich passenden Zeitpunkt wieder hervorzukramen, wenn es dem eigenen Bestreben gerade dienlich scheint. Doch viele verkraften es nur schwer, ein niemand zu sein und so suchen sie sich Wege und Auswege. Den Pfad über den eigenen Erfolg gehen dabei dann aber die Wenigsten. Sicher kann nicht jeder Weltmeister werden, weder bei den Hunden noch unter den Hundeführern sind alle dafür gemacht. Viele klammern sich an einen großen Namen und wieder andere versuchen jemand zu werden in dem sie mit möglichst viel Dreck nach den großen Namen werfen.

Alles in der Hoffnung Anerkennung zu finden und jemanden, der sich an den eigenen Namen irgendwann erinnern wird.

Doch die Frage sollte eigentlich sein, ob sich die eigene Identität nicht von innen heraus definiert. Nicht mit wem wir trainieren oder was die anderen von uns und unserer Leistung halten, bestimmt wer wir als Hundesportler sind. Auch als vermeintlicher Niemand sollte man genug Selbstbewusstsein haben und auch den Anstand selbst hinter seinen Entscheidungen zu stehen. Auch wenn der große Meister einen lehrt, so sollte man nie seine eigene Verantwortung vergessen. Denn am Ende ist es gut und klug von anderen zu lernen, aber für das was man tut und auch was man lässt, muss man letztendlich doch selbst geradestehen und mit den Ergebnissen leben.