Unser 17. Buch
Von einer Tiersportmedizinerin geschrieben, verspricht
dieses Buch Begleitung und Ratschläge um seinen Hund „Vom Welpen bis zum Senior“
gesund und leistungsbereit durchs Leben zu bringen. Auf dem Umschlag werden
alle Thematiken aufgezählt, die einem Sportler durch den Kopf gehen, von der
Auswahl des richtigen Welpen über Ernährung bei Aufzucht und Sport,
Trainingspläne und Gesundheitsvorsorge, sowie auch Therapie bei typischen
Sportverletzungen.
Der Werbetext auf der Rückseite des Buches klingt
hervorragend – tun sie das nicht alle? – doch eine Bemerkung vorweg, bevor ich
mich dem Inhalt näher widme: Der Titel „Allgemeine Erkrankungen und
Verletzungen und deren Therapie“ wäre der deutlich angemessenere Titel gewesen.
Bereits bei den Anschaffungstipps rollen sich einem
dezent die Fußnägel hoch. Ich kann jeden Züchter verstehen, der jedem
Interessenten, der allein mit jedem Welpen irgendwelche Test durchführen will,
um unbeeinflusst den Charakter der Hund erkennen zu können, sofort die Tür
weist. Ähnlich enttäuschend verläuft das Kapitel zur Ernährung in der Aufzucht.
Dessen Inhalt lässt sich im Grunde mit einem Satz zusammenfassen: „Kaufen Sie
ein namhaftes Markenfutter für Hunde im Wachstum, die Industrie weiß, was sie
macht.“
Etwas besser sieht es dann beim Thema Bewegungstraining
aus. Hier bietet das Buch einige nette Anregungen, wie man Körpergefühl und
Körperbeherrschung des heranwachsenden Hundes ohne großes Verletzungsrisiko fördern
und fordern kann. Kleine Trainingstipps, die man beinahe alle ohne großes Equipment
im heimischen Wohnzimmer oder Garten durchführen kann, bilden hier das
Herzstück des Kapitels. Das erste wirklich ansprechende Kapitel stellt jenes,
zum Training des Sporthundes dar. Zu Beginn wird aufgeschlüsselt über welche
Fähigkeiten der Hund je nach Sportart verfügen muss und welche Bereiche man
besonders trainieren sollte. Es folgen gut erklärte Einzelübungen zur Förderung
von Schnellkraft, Kraftausdauer, Ausdauer, Koordination und Beweglichkeit, die
verständlich dargestellt werden und Abwechslung im täglichen Training
garantieren. Anschließend wird noch die Wichtigkeit des Warm-up und Cool down
besprochen und auch hier ein kleiner Leitfaden für empfehlenswerte Übungen
gegeben und damit sind die besten 27 Seiten in dem knapp 190 Seiten lagen Buch
auch bereits um.
Es folgt ein oberflächliches sieben Seiten Kapitel zur
Ernährung des Sporthundes, in dem es hauptsächlich darum geht, wie man mittels
Dreisatz die Futterinhaltsstoffe so berechnet, dass man verschiedene
Futtersorten vergleichen kann und eine kurze Erklärung zum Thema wieso nicht
jeder Sporthund immer und überall HighEnergy Futter benötigt und warum Protein
und Fett wichtig sind. Es ist einfach traurig, dass ein so vielseitiges und
wichtiges Thema wie die Ernährung des Sport- und Diensthundes so billig
abgespeist (man verzeihe das flache Wortspiel) wird.
Auch über das Thema „Negativer Stress als Hemmnis“ und
Mentaltraining für Hundeführer wird in wenigen Seiten an der Oberfläche
hinweggebügelt und auf Seite 86 startet dann bereits das große Kapitel der
allgemeinen Erkrankungen und Sportverletzungen. Es werden alle möglichen und
unmöglichen Krankheitsfälle aufgezählt von HD und ED über Kreuzbandriss bis hin
zu Bandscheibenvorfall. Es wird explizit aufgeführt, wie man die Verletzungen
und Erkrankungen erkennt, welche Ursachen sie haben und wie sie behandelt und
therapiert werden können. Wobei die Autorin an manchen Stellen schon in Extreme
verfällt oder bin ich die einzige die Stammzellentherapie bei HD als bizarr
empfindet?
Es folgen ausführliche Tipps zu Erster Hilfe und Reha,
wie man seine Notfallapotheke richtig bestückt und noch ein paar Seiten zu
allgemeineren Problemen wie Hitzschlag und Erfrierungen. Im Anschluss werden
Verletzungsgefahr und besondere Belastungen bei den einzelnen Sportarten und
Einsatzgebieten aufgeschlüsselt, mit kurzen Verweisen auf das
Ausbildungskapitel und mit welchen Trainingsbereichen man diesen Beschwerden
und Gefährdungen vorbeugen kann.
Den Abschluss des Buches leitet ein Kapitel mit dem Titel
„Der Sportler wird älter“, aber auch hier findet man wenig Spezifisches, außer
den Tipp den alten Arbeitshund nicht einfach wegzustellen wie ein ausgedientes Sportgerät.
Es ist wieder eine Abhandlung allgemeiner geriatrischer Behandlunsgtipps für
ältere Hunde, angefangen bei Arthrose Therapie und Tipps bei schlechten Zähnen
und beginnenden Organleiden. Ganz zum Schluss wurden noch schnell ein paar
Seiten zum Thema Doping und Komplementärmedizin angestückelt, die irgendwie
nicht so richtig zum Buch zu gehören scheinen, einfach, weil der Platz direkt
vor der Danksagung irgendwie unpassend erscheint. Als hätte man die Themen
außen vor lassen wollen, sie aber auf Wunsch des Verlages noch schnell hinten
angehangen.
Alles in Allem leider ein eher enttäuschendes Buch, bei
dem man mal wieder den Eindruck hat, dass die Autorin bei dem doch sehr
vielschichtigen und interessanten Thema mehr daran interessiert war, mit
allgemeingültigen Krankheitsinfos möglichst viele Seiten zu füllen, anstatt auf
die einzelnen Trainingsbereiche und Risiken für die diversen Betätigungsfelder
expliziter einzugehen.
Als nächstes auf der Leseliste:
Martin Rütter & Andrea Buisman – „Haltung mehrerer
Hunde“