Schon der römische Poet Juvenal stellte eine der großen
Fragen. „Quis custodiet ipsos custodes?“
Wer überwacht die Wächter? Eine Frage, die sich nach
Kontakt mit Tierschützer immer wieder stellt. Wer schützt die Tiere vor den Tierschützern?
Von ihren Besitzern wollen wir gar nicht erst sprechen.
Der Sommer scheint die Blütezeit des fehlgeleiteten
Tierschutzes zu sein. Ob es daran liegt, dass die Hitze zusätzliche potentielle
Gefahrenquellen bietet oder ob zu dieser Zeit einfach auf Grund der Hitze die
letzten funktionierenden Teile des gesunden Menschenverstandes überhitzen, sei dahingestellt.
Ein alljährlicher Dauerbrenner ist das Thema „Hund im
Auto bei Hitze“. Ich denke es steht außer Frage, dass es lebensgefährlich ist,
einen Hund bei Sonnenschein im verschlossenen Auto zu lassen, darüber braucht
man nicht diskutieren. Allerdings gibt es hier jedes Jahr mehr und mehr
selbsternannte Tierschützer, die nicht mehr zwischen Aufmerksamkeit und
Hysterie unterscheiden können. So werden selbst bei 15° und Nieselregen
Heckscheiben zerdeppert um „Hunde zu retten“, es wird die Polizei gerufen, weil
um halb fünf Uhr morgens ein Hund seit 15 Minuten wartend im Auto sitzt und
auch ich durfte mich bereits wiederholt auf dem Supermarktparkplatz anpöbeln
und beschimpfen lassen, weil ich eine Transportbox im Kofferraum habe. Dabei war
die Drohung, meine Heckscheibe zu zerschlagen, noch das freundlichste, was man
mir an den Kopf warf, auf weitere Beschimpfungen in denen unter anderem auch
das Wort Ausschwitz fiel, möchte ich nicht eingehen. Allerdings warte ich jeden
Sommer darauf, dass ich eines Tages zu meinem Fahrzeug zurückkomme und ein
kleiner Tierschutzfanat meine Scheiben zertrümmert hat, um eine Kiste
Mineralwasser aus meinem Auto zu retten.
Ein jährlicher Kleinkrieg tobt auch jeden Sommer um die
Frage „Scheren oder nicht“. Während die einen bei jedem Hund zur Schermaschine
greifen und alles runterrasieren bis auf die Haut, plädieren die anderen für
den natürlichen Sonnenschutz, des langen Fells. Wer Recht hat, ist eigentlich
irrelevant, interessant ist, wie die Diskussion geführt wird. Auf einen
Tierfreund, der mit wissenschaftlichen Studien und Bilder der Wärmekamera
argumentieren, kommen 50, die sich gegenseitig anschreien, beschimpfen und dem
Gegenüber von der Pest über eine Vergewaltigung bis hin zum Foltertod alles an
den Hals wünschen.
Und in diesem Jahr gibt es noch eine neue Sau, die durchs
virtuelle Tierschutzdorf getrieben wird, die hypotone Hyperhydration, auch
Wasservergiftung genannt. Ein Zustand, der meist nur nach starker Dehydration
mit anschließender unkontrollierter Wasserzufuhr auftritt oder bei Hunden, die
zwanghaft über längere Zeit mit Wasser oder mit Spielzeug im Wasser „spielen“
und dabei unverhältnismäßige Mengen Flüssigkeit schluckt.
Doch nun ist ein trauriger Erfahrungsbericht im sozialen
Netzwerk aufgetaucht – ein Border Collie der während einem zwanzig minütigem
Zwangsverhalten, dass die Besitzer als „Spiel“ betiteln, so viel Wasser auf
nüchternen Magen geschluckt hatte, dass die Überversorgung zum Natriummangel
und Tod führte – und schon ist die Wasservergiftung bis zu den Tierschützern
durchgedrungen und der Feldzug wider den gesunden Menschenverstand ist erneut
in den Startlöchern. Schon nach wenigen Minuten wurden die ersten Hundehalter beschimpft,
die Bilder zeigten, auf denen ein Hund einmal in einen Wasserstrahl beißt und
auch wer seinen Hund beim Schwimmen im See zeigt, mit einem Apportel im Maul,
läuft Gefahr, den nächsten Shitstorm auf sich zu ziehen.
Eine gesunde Relation gibt es für solche
Tierschutzfanaten leider nicht mehr. Der Unterschied zwischen einem Hund der
bei 30 Grad in der prallen Sonne im geschlossenen Auto warten muss und einer
leeren Transportbox im Fahrzeug, verschwimmt, denn immerhin ist ja Sommer und
ob ein Hund zwanzig Minuten lang Wasser schluckt oder zweimal in einen
Wasserstrahl beißt, ist auch egal, es ist gefährlich und jeder, der das nicht einsehen
will, gehört vom Angesicht der Erde getilgt.
Doch auch außerhalb des Sommers treiben die Tierschützer
auf Abwegen ihr Unwesen. Auch hier mag ein immer noch aktueller Fall als
Beispiel dienen. Ein junger Gebrauchshund, der ohne Wissen der Züchter ins
Tierheim abgeschoben wurde. Jegliche Versuche, bei der Vermittlung behilflich
zu sein oder den Hund gar zurück zu nehmen, wurden vehement abgeblockt. Zu groß
waren die Vorurteile gegen einen Züchter, der auch dazu noch den
Gebrauchshundesport für einen Gebrauchshund als angemessene Auslastung empfand.
Dass der Hund binnen kurzer Zeit körperlich wie seelisch abbaute, wurde von den
Tierschützern übersehen, stattdessen wurde fleißig gegen den Züchter und die
Sportler gehetzt und eines Tages war der Hund plötzlich verschwunden. Angeblich
glücklich vermittelt, doch bis zum heutigen Tag wurde nie wieder auch nur eine
Haarspitze des Hundes gesehen.
Ein Schicksal, das leider zu viele Gebrauchshunde teilen,
die sich in die Nähe von Tierschützern begeben. Ihr Wesen passt leider nicht in
das Weltbild, das die fanatische Gruppierung, die im Tierschutz immer mehr zu
sagen haben scheint, nun mal hat und anstelle sich vom lebenden Tier eines Besseren
belehren zu lassen, muss auch der Gebrauchshund ins Weltbild gepresst werden.
Ob er dabei auf der Strecke bleibt, zum Wanderpokal wird oder nicht mehr
händelbar ist und zum Dauertierheimbewohner oder Euthanasiekandidaten wird, ist
egal. Das ist dann die Schuld der Züchter, die solche Hunde in die Welt setzen
und nicht der Tierschützer.
Es gibt wenige rühmliche Ausnahmen, die eingesehen haben,
dass Malinois, Border Collie und Labrador nicht im Grunde ihrer Seele alle das
gleiche Wesen sind, man bei der Auswahl des neuen Zuhauses auf die Rassebesonderheiten
achten muss und Sportler und Jäger auf der Achse des Bösen nicht auf der Stufe
direkt neben Luzifer stehen, doch man hat das Gefühl, sie werden immer weniger.
Stattdessen werden jene Fanaten bejubelt, die es gutheißen,
dass in überfüllten Transportfahrzeugen schlecht gesicherte Hunde quer durch
Europa gekarrt werden – nein kein Welpentransport, sondern Rettungsfahrten aus
Tötungsstationen. Legt ein solcher Transport einen ganzen Autobahnabschnitt
lahm, weil die schlecht gesicherten Hunde bei einer Rast entwischt sind und nun
auf der Fahrbahn herumlaufen, muss man das zu Gunsten des Tierschutzes
hinnehmen, denn man tut ja gutes. Werden Impfpapiere für diese Hunde gefälscht,
um sie auf die Reise schicken zu können, ist das auch halb so wild, denn man
rettet damit Leben und bricht im übernehmenden Tierheim oder auf der
Pflegestelle dann Parvo aus, ist das auch halb so wild. Ist es nicht
nachvollziehbar, wohin die Spendengelder fließen, ist das auch kein Problem,
denn die kommen bestimmt den Tieren zugute und selbst wenn nicht, haben die
Aktivisten vor Ort es sich verdient, einen Euro dazuzuverdienen, denn sie tun
schließlich gutes.
Und wer es wagt, sich bei all diesen Vorfällen leise zu
fragen, was solche Tierschützer noch von Hundehändlern und der Welpenmafia
unterscheidet, sollte sich darauf vorbereiten ohne Vorwarnung beschimpft und für
einen Urlaub in Ausschwitz vorgemerkt zu werden. Alles legitim, denn wer an der
Heiligkeit und Richtigkeit irgendeiner Tierschutzaktivität zweifelt, hat sein
Recht auf die Unantastbarkeit seiner Würde verwirkt und ist Freiwild.
Also liebe Leute denkt daran, solltet ihr im Sommer
irgendwo parken, lasst lieber alle Türen offenstehen, um zu zeigen, dass sich
nirgendwo ein Hund verborgen hält. Ein gestohlenes Autoradio ist doch ein
kleiner Preis dafür, jedem zu beweisen, dass man ein guter Mensch ist. Denn
Tierschutz ist immer gut und immer richtig und niemals verfallen seine Anhänger
in fehlgeleitete Hysterie.