Hundesport ist Hobby, Hundesport ist Spaß, oder sollte es zumindest sein. Doch gerade in der Unterordnung beschleicht einen immer öfter der Eindruck, dass bei den Teams auf dem Platz weder Hund noch Mensch wirklich Spaß an der ganzen Sache haben.
Witzigerweise scheinen gerade jene, die das Ganze ohne Prüfungambition oder sonstigen großen Ehrgeiz betreiben und "just for fun" auf dem Platz stehen, den wenigsten Spaß zu haben. Schnell findet man Erklärungen dafür, warum der Hund eher lustlos neben einem herschlurft und manchmal die Arbeit ganz einstellt. Die Rasse ist halt so, es ist an diesem Tag ungewöhnlich heiß/kalt, der Hund war schon den ganzen Vormittag im Garten und ist deshalb erschöpft... das Repertoire ist schier unerschöpflich, um zu erklären, wieso der vierbeinige Sportpartner gerade unpässlich ist.
Manche Hundeführer sind auch Meister darin, die Unlust ihres Hundes zu kaschieren. Da kommt bei jedem vierten Schritt ein neues Kommando, die Leine wird so straff gehalten, dass der Hund nicht aus der Position fallen kann, es wird mit Futter und Spielzeug gewedelt und wenn alles nicht hilft, dann kommt das gute alte Klatschen auf den linken Oberschenkel.
Fragt man die Leute, was sie da machen, sprechen sie von motivieren und belohnen. Ob sie es wirklich nicht bemerken, dass sie sich selbst betrügen und ihren Hund durch die Unterordnung locken oder ob sie es nur nicht zugeben wollen, kann ich nicht beurteilen. Die Unterscheidung zwischen Locken und Belohnen fällt vielen schwer und natürlich ist es oftmals hart, sich einzugestehen, dass der eigene Hund eben doch nicht so gut ausgebildet ist, wie man es gerne hätte. Mit dem Lockmittel vor der Hundenase bekommt man ihn doch "schön" durch die Unterordnung. Man blamiert sich nicht mit misslungenen Übungen und macht einen guten Eindruck bei den Zusehern.
Dass das alles nur Lug, Trug und schönes Blendwerk ist und der selbe Hund keine Gerade im Fuß schafft, wenn nicht alle drei Schritte mit der Beute vor seiner Nase wedelt, wird dabei ausgeblendet.
Auf die Frage, wieso man den Hund durch die Unterordnung lockt und ihn nicht einfach vernünftig ausbildet, wird man meist pikiert angeguckt. Man habe sich ja etwas einfallen lassen müssen, denn der Hund wäre ja nicht so triebig, wie die Hunde der Sportler, der hätte nicht so viel Spaß an solchen Sachen, aber man würde ja schon das Beste daraus machen, weil man ja selber Spaß daran hätte.
Schaut man sich das Ganze dann mal an, sucht man den Spaß oft vergebens - oder vielleicht interpretieren diese Hundebesitzer "Spaß" auch nur anders. Aber es wird dadurch sehr schnell deutlich, wieso Hund keinen Spaß an der Arbeit hat und ich will an dieser Stelle ein großes Geheimnis verraten - es liegt fast nie daran, dass der Hund sich nicht so für den Sport eignet.
Ein Blick zu den Sportlern lässt einen vor allem eines sehen, Emotionen in der Ausbildung. Man freut sich über den Hund und mit dem Hund bei einer guten Übung. die Bestätigung erfolgt mit Elan und Freude. der Hund wird nicht nur gelobt, sondern verbal gefeiert. Immer wieder ist er sekundenlang der beste und tollste Hund der Welt bevor es weiter in der Übung geht.
Die Fun Sportler haben offenbar deutlich größere Hemmungen, sich mit einem Jubelschrei über eine gute Fußposition oder ein schnelles Herankommen beim Abrufen zu freuen. Oftmals geht das alles sehr ruhig und gesittet ab. Hie und da wird mal ein leises Lob gemurmelt, dem Hund der Kopf getätschelt oder ihm auch mal der Ball in die Schnauze gestopft.
Emotionen kommen dabei selten auf. Fragt man nach, wieso man da so teilnahmslos bleibt, ist die Antwort immer die Selbe: der Hund hat doch seinen Ball bekommen, was braucht es denn da noch?
Und langsam dämmert es auch dem Außenstehenden, wieso der Hund keinen Spaß an der ganzen Unterordnung hat. Wieso sollte sich der Vierbeiner darauf freuen, wenn sich offensichtlich nicht einmal der Hundeführer über die erbrachte Leistung freuen kann oder will. Der Mensch schlurft genau so emotionslos über den Platz, wie sein Vierbeiner und wundert sich über den kleinen Spiegel der irgendwo an seinem linken Knie mitläuft und in seiner Unterordnung die selbe Gleichgültigkeit zeigt.
Nachvollziehbar ist diese Haltung vielleicht bei Leuten, für die die Unterordnung nur Mittel zum Zweck auf dem Weg zu einer schnellen Begleithundeprüfung als Zugang zu anderen Sportarten ist. doch wer wirklich dauerhaft in diesem Sport bleiben will, sollte sich doch einmal ernsthaft fragen, ob es wirklich Spaß macht.
Denn das sollte es doch, dafür machen wir doch alle Hundesport, die einen mit mehr die anderen mit weniger Ehrgeiz, aber doch alle, weil es uns Spaß macht. Und dieser Spaß sollte nicht nur ein Lippenbekenntnis sein. Spaß muss man sehen, Spaß muss man hören und Spaß muss man fühlen. Und wer Spaß hat und Spaß vermittelt, wird sich sehr wundern, wie schnell und nachhaltig sich auch die Einstellung und Ausstrahlung des Hundes im Sport verändert.
Mit Spaß an der Arbeit und sauberem technischen Aufbau werden sich auch bei den angeblichen "ach der ist dafür nicht so geeignet" Rassen ansprechende Ergebnisse zeigen. Man muss nur den Unterschied zwischen Lockmittel und Belohnung lernen und sich selbst erlauben, Freude an der gemeinsamen Arbeit zu haben.
Unterordnung muss wieder Spaß machen und wenn sie es nicht mehr macht, sollte man sich einfach einmal ehrlich die Frage stellen, ob der Sportplatz wirklich der richtige Ort ist, um seine Zeit mit dem Hund zu verbringen. Denn seien wir mal ehrlich, das Leben ist zu kurz - unseres und das unseres Hundes erst recht - um es frustriert oder gelangweilt auf dem Hundeplatz zu verbringen.
Frank Deveraux hatte mit Hundesport nichts am Hut (glaube ich), doch seine Worte passen hier, wie in vielen anderen Lebenslagen, perfekt zu dieser Problematik in der Unterordnung: "Mach es richtig und mit einem Lächeln. Oder lass es sein..."