Warum gibt es immer mehr Einschränkungen und Auflagen für Hundehalter? Wieso ist man mit Hund an vielen öffentlichen Orten nicht mehr gern gesehen?
Lasst uns einen kleinen Blick auf das Erlebnis werfen, dass ich heute beim Morgengassi mit meinem Fast-Noch-Welpen hatte. Parke am See, steige aus, sehe einen Mann mit Hund auf dem Damm in unsere Richtung kommen. Herrchen schick gekleidet, Zigarette im Mund, Moderasse in der absolut angesagten Modefarbe, Geschirr und Leine farblich perfekt auf den Hund abgestimmt (und wie ich später erfahren soll, mit einem absolut generischem Namen) – ja, ich gebe zu, ich habe durch langjährige, leidvolle Erfahrung Vorurteile gegen diese Kombi entwickelt. Aber hey, sie sind weit genug weg, der Hund ist an der Schleppleine, was soll also schon passieren?
Drehe mich um, lade den Kleinen aus, sperre das Auto ab, drehe mich wieder zurück und da steht Herr Modehund keine drei Meter neben uns. Tief geduckt, fixierend mit steifem Gang schleicht er weiter. Die Schleppleine zieht er hinter sich her und Herrchen wirkt gute 100m weit weg nicht so, als wäre das ein Versehen. Die ersten beiden freundlichen Bitten, den Hund zu rufen, werden ignoriert. Erst als ich damit drohe, dem Hund Beine zu machen, wird erst über „hysterische Weiber“ geschimpft und dann versucht den Hund zu sich zu rufen. Allerdings bleiben die „Sunniiiii, ach Sunniiiii jetzt komm doch bitte“ Rufe ignoriert. Wenigstens hat Sunniiiii eingesehen, dass ich es ernst meine und er besser das Weite suchen sollte. Also trollte sich Sunniiiii doch noch Richtung Herrchen und zieht seine leuchtend türkise Schleppleine hinter sich her durch den Dreck. Herrchen macht keine Anstalten, die Schlepp in die Hand zu nehmen und schlendert weiter.
Um weiteren Stress zu vermeiden, schlagen wir die andere Richtung um den See ein. So besteht nur noch die Gefahr, sich ein einziges Mal zu begegnen, wenn wir die Runde nicht richtig timen. Dachte ich…
Nach weniger Minuten höre ich etwas rascheln, sehe einen türkisen Schatten die Böschung rauschießen und wie aus dem Nichts bombt Sunniiiii in uns rein, rast weiter und nimmt Anlauf für einen zweiten Kontakt. Aus dem nichts kommentiert Herrchen nur „Der spielt doch nur“ und bevor Sunniiiii ein zweites Mal ins uns rein rast, macht er Bekanntschaft mit meinem Wanderstiefel. Und bevor jetzt Tierschützer heulen, weil ich den armen Hund getreten habe. Nein, habe ich nicht. Ich habe geblockt und Sunniiiii ist Fullspeed ohne nachzudenken gegen meinen Fuß gerannt.
Der Zusammenstoß hat wohl den gesunden Hundeverstand geweckt und „Sunniiiii hat sich wieder getrollt. Herrchen war immer noch nicht zu sehen, nur zu hören, wie er gemeckert hat, wie unverschämt das doch wäre und Hund müsse doch auch einmal Hund sein können.
Genervt und nun deutlich wachsamer setze ich unseren Weg fort und nachdem wir den kleinen Badesee fast umrundet haben, höre ich den nächsten Tumult. Fluchen, Schimpfen und alles durchbrochen von „der tut doch nix“ Gemeckere. Ich komme um die Biegung und sehe zwei Mädels auf ihren Islandponys und natürlich wieder „Sunniiiii. Fleißig am Fixieren, um die Ponys und zwischen den Ponys durchhuschen. Die türkise Schleppleine immer hinten dran. Die Ponys nehmen das Ganze glücklicherweise erstaunlich gelassen hin. Erst als das Ende der Schleppleine einem der Beiden gegen das Hinterbein schlägt, wird es dem Pony zu dumm und es tritt einmal zu. Getroffen hat es nicht, aber die Aktion reichte, um „Sunniiiiis Herrchen endlich auf den Plan zu rufen. Er stolpert irgendwo aus dem Gebüsch heraus, jagt erst mit flehentlichen „Sunniiiii, Sunniiiii“ Rufen hinter seinem Hund her, bevor er irgendwann die Schleppleine zu fassen bekommt und seinen Hund aus der Situation rauszieht.
Kein Wort der Entschuldigung, nur ein weiteres Gemotze, dass ja nix passiert sei und verschwindet mit seinem immer noch fixierenden Hund wieder im Gebüsch.
Nach einem kurzen Gespräch mit den beiden Mädels stellt sich heraus, dass das nicht Sunniiiiis erster Auftritt in der Gegend war. Auch eine der beiden Reiterinnen hatte erst vor kurzem schon einmal eine Begegnung mit Sunniiiii als er sie auf dem Fahrrad verfolgte. Amtsbekannt sind Sunniiiii und Herrchen wohl auch schon.
Jetzt könnte man auf das Amt schimpfen, dass die nicht schneller arbeiten, um solche Vorfälle zu verhindern und solchen Hundehaltern schneller das Handwerk zu legen. Aber seien wir uns doch mal ehrlich, das tragische an solche Sunniiiii Haltern ist doch, dass sie das Leben für alle Hundehalter einschränken und verkomplizieren. Nicht nur, dass sie uns – wie heute – den Spaziergang, der eigentlich zur Entspannung dienen soll, vermiesen, sondern sie sind auch der Grund, wieso immer mehr Auflagen, Verbote und Kontrollen über uns hinwegrollen. Der Rundweg um den Badesee ist für Hundehalter ohnehin nur in den Wintermonaten geöffnet. Zur Badesaison sind Hunde verboten, was auch streng kontrolliert wird. Ein Sunniiiii Besitzer kann allerdings mit Leichtigkeit dafür sorgen, dass schon in der nächsten Gemeinderatssitzung eine allgemeine Leinenpflicht für das Gebiet beschlossen wird, die hier in der Regel mit Kontrollen auch durchgesetzt wird.
Mir ist absolut klar, dass solche Leute wie Sunniiiiis Besitzer diesen Blog nicht lesen werden und falls sie es doch tun, werden sie nicht einsehen, dass es ihre Schuld und nur ihre allein ist, dass es eben so schwer ist, dass Hund heutzutage auch mal Hund sein darf und dass „Hund sein“ eben nicht bedeutet, dass man seine Umwelt rücksichtslos zum eigenen Vergnügen terrorisieren darf. Einsicht wird man bei solchen Menschen umsonst suchen. Was traurig ist, denn mit ein wenig gesundem Menschenverstand und gegenseitiger Rücksichtnahme könnte das Leben so schön und einfach für alle sein. Aber so lange bis das nicht auch der letzte Sunniiiii Besitzer eingesehen hat, werden noch mehr Gassiwege und Freilaufstrecken mit neuen Verordnungen und Verboten gepflastert werden.