Es wird überall nach den Pflichten des Züchters geradezu
geschrien. Jede Woche bringt ein neues Boulevardformat einen TV-Beitrag in dem
angeprangert wird, dass die Züchter mehr machen müssen, jeden
Monat erscheinen unzählige Artikel darüber, dass der VDH und die FCI nicht genug
Verantwortung übernehmen und noch mehr für die Gesundheit der Rassen tun müssen, um zum Einen die
Hunde zu schützen, aber auch vor allem um die Welpenkäufer zu schützen. Denn
ein kranker oder charakterschwacher Welpe bedeutet großes Leid und hohe Kosten
für die neuen Besitzer. Der Welpenkäufer ist in vielen Fällen das arme Opfer
und nimmt sich selbst auch gerne als solche wahr. Doch was ist mit der
Verantwortung der Welpenkäufer und mit ihren Pflichten? Es wird immer auf
Züchter und Zuchtverband gezeigt, den dritten Beteiligten lässt man jedoch gerne
außen vor.
Die Aufgaben von Züchter und Zuchtverband sind klar und
tauchen in jeder Diskussion erneut auf, lückenlose Gesundheitsuntersuchungen,
artgerechte Aufzucht, Ausbildung und Haltung, Verpaarungen nur mit gesunden,
standardgerechten und wesensfesten Tieren, umfangreiche Prägung der Welpen,
ständiges Erweitern des eigenen Wissens und für den Verband die Überwachung der
Einhaltung dieser Ansprüche und die Aufklärung und Ahndung von Verstößen.
Und der Welpenkäufer? In der Vorstellung vieler besteht
seine einzige Pflicht in der Bezahlung des ausgesuchten Welpen. Allerdings
sollte man hier etwas weiter denken. Wer einen gesunden Hund haben möchte, ist selbst
gefordert Verantwortung zu übernehmen, von der Auswahl der Rasse vor dem Kauf
bis hin zum Tod des Hundes.
Noch nie war es so leicht sich derart umfangreich zu
informieren wie heutzutage mit Hilfe der neuen Medien. Deshalb sei es an dieser
Stelle einmal ganz klar gesagt, wer heute noch bei einem Hundehändler oder
einem Vermehrer kauft und im Anschluss mit einem kranken und/oder verstörten
Hund dasitzt, kann von mir kein Mitleid erwarten. Denn wer sich heute noch in
dieser Form über den Tisch ziehen lässt, trägt selbst die Schuld an seiner
Misere. Anders als früher, als man auf Erfahrungen im Bekanntenkreis
zurückgreifen musste, lassen sich heute mit nur wenigen Minuten im Internet die
Grundregeln zum Welpenkauf eruieren. Allein dieses Wissen würde bereits
ausreichen um den Kauf bei den meisten dubiosen Händlern zu vermeiden. Sicher
gibt es in der Zwischenzeit auch jene, die nicht mehr so offensichtlich zu
enttarnen sind. Doch auch für die besser verborgenen schwarzen Schafe unter den
Verkäufern reicht ein Abend Internetrecherche aus, um zu wissen woran man sie
erkennt.
Doch beim Gedanken an die süßen kleinen Welpen vergessen
viele Leute alle Vorsicht. Oftmals ist selbst die Rasse dann egal. Hauptsache zum
passenden Zeitpunkt ist der Hund verfügbar, der Abholungsort ist nicht zu weit
weg und wenn er dann noch günstiger ist, als beim nächsten Züchter schaltet
sich der gesunde Menschenverstand bei vielen leider endgültig aus. Allerdings
muss sich jeder, der in einer solchen Situation einen kranken Hund ersteht im Klaren
Darüber sein, dass ihn seine eigene Unvernunft in diese Lage gebracht hat.
Eine weitere Pflicht des Welpenkäufers noch vor der
richtigen Auswahl eines Züchters besteht vorerst in der Auswahl der richtigen
Rasse. Noch immer kaufen sich Scharen an Welpeninteressenten ihre Hunde aus
vollkommen falschen Beweggründen. Oftmals ist man auf der Suche nach einer
bestimmten Moderasse oder auch dem Gegenteil, dem absoluten Exoten, den auf der
Hundewiese und in der Hundeschule niemand sonst hat. Andere kommen mit
vollkommen verzerrten Rassevorstellungen zu der Überzeugung, dass Rasse X genau
das richtige für sie ist, ohne je ein lebendes Exemplar dieser Rasse zu Gesicht
bekommen zu haben. Wissen was eine Rasse ausmacht in ihrem Charakter, ihrem
Aussehen, ihren Ansprüchen an die Haltung und auch mit welchen Krankheiten sich
die Population herumschlägt gehört zu den Pflichten eines jeden Welpenkäufers.
Wer nicht weiß, wie ein gesunder, charakterfester Vertreter der angestrebten
Rasse auszusehen und sich zu benehmen hat, wird einen gestörten oder kranken
Hund nicht erkennen und ist auf sein reines Glück angewiesen. Wer weiß worauf
zu achten ist, wird mit einer weitaus geringeren Wahrscheinlichkeit mit seiner
getroffenen Wahl unglücklich werden.
Beim Kauf des Welpen ist für viele die Pflicht des
Welpenkäufers mit Zahlung des vollen Preises endgültig abgeschlossen. Doch an
dieser Stelle beginnt eigentlich die größte Verantwortung eines
Rassehundebesitzers, eine Verantwortung der sich die meisten Käufer jedoch
entziehen. Aus allen Ecken hört man die Rufe, dass bekannt sein muss, was
Zuchthunde vererben, dass nur mit solchen Tieren gezüchtet wird, die auch
gesunde Nachkommen haben. Doch woher soll der Züchter dieses Wissen beziehen?
Die eine Nachzuchthündin, die er selbst behält und vielleicht die ein zwei Hunde,
die er im unmittelbaren Umfeld verkauft, reichen für eine Beurteilung nicht
aus. Hier sind alle Welpenkäufer gefragt und dennoch zieht sich der Großteil
mit fadenscheinigen Ausreden aus der Affäre. Man wolle ja selber nicht züchten,
man wolle keinen Sport machen mit dem Hund, man wolle ja nur einen Familienhund…
und aus diesen Gründen lässt man den eigenen Hund nicht auf gängige Rassekrankheiten
untersuchen. Wozu das Geld investieren für die HD-Röntgenuntersuchung und die Auswertung
so lange der Hund keine Beschwerden hat? Wozu Blut- oder Herzuntersuchungen
bezahlen, so lange es keine medizinischen Probleme gibt?
Weil jeder für sich in Anspruch nimmt, dass er auch in
der nächsten Generation wieder einen Welpen kaufen kann, der zu einem gesunden
und wesensfesten Hund heranwächst. Doch das ist nur möglich wenn die Züchter
wissen, was die einzelnen Hunde und deren Linien vererben. Mit einzelnen
getesteten Hunden lässt sich jedoch nur eine grobe Tendenz erahnen, je
vollständiger die Generationen untersucht sind, desto aussagekräftiger ist das
Bild, das sich ergibt. Wer von Züchtern verlangt, dass sie über genügend Wissen
verfügen um gesunde von gesundheitlich bedenklichen Linien unterscheiden zu
können, muss dazu beitragen, dass den Züchtern genügend Daten zur Verfügung
stehen, um diese Unterscheidung auch treffen zu können.
Gleiches gilt bei vielen Rassen auch immer noch in Sachen
Ausbildung. Das Wesen, der Charakter einer Rasse wird maßgeblich von ihrer
Aufgabe und ihrer Eignung für diese Aufgabe bestimmt. Wer von sich behauptet,
dass ihn der Charakter einer der unzähligen Arbeitsrassen fasziniert und er aus
diesem Grund einen solchen Hund besitzen möchte, sollte auch hier dafür Sorge
tragen, dass der Züchter einen Überblick hat, wie tauglich die gezüchteten
Hunde aus den einzelnen Verbindungen sind und sollte die Hunde ihrer
Rassebestimmung gemäß ausbilden und arbeiten.
Und auch am Ende der gemeinsamen Zeit mit seinem Hund ist
der Welpenkäufer nochmals in der Pflicht. Todeszeitpunkt und Ursache sollten
nie ein Geheimnis sein. Ein ehrlicher Überblick über das Ableben der Nachzucht
bringt erneut mehr Einsicht in die Gesundheit der Population.
In diesen Punkten sollte sich jeder Welpenkäufer in der
Pflicht fühlen und sich der Verantwortung seiner Rasse gegenüber bewusst sein.
An diesem Punkt sollte man sich schlicht im Klaren darüber sein, dass es nicht
nur um den einen Hund oder den einen Züchter geht. Wie oft habe ich in den
vergangen Monaten gelesen „Der Züchter war ein Unsympath, den werde ich nicht
auch noch unterstützen.“ Es geht nicht darum, diesem einen Menschen zu helfen,
noch mehr Welpen von dieser einen Hündin zu verkaufen. Es geht darum einen
möglichst vollständigen Überblick über den gesundheitlichen und
leistungstechnischen Zustand einer Rasse zu schaffen, auf den alle Züchter und
Welpeninteressenten jetzt und in Zukunft zurückgreifen können.
In den diversen Medienberichten wird stets gefordert dass
Züchter und Zuchtverbände etwas ändern müssen. Ja, das müssen sie in einigen
Bereichen. Doch an dieser Stelle sei ganz klar gesagt, dass sich auch die
Welpenkäufer endlich ändern müssen, um etwas zu bewegen.
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