Unser 22. Buch
Eines der Bücher um das man irgendwie nicht herum kommt. In gewissen
Kreisen scheint es schon beinahe eine Art Bibel zu sein, die man unbedingt
gelesen haben muss, um die Seele des Hundes verstehen zu können. Auf dem
Einband wird ein Buch „Über die Vertiefung unserer Beziehung zu Hunden“
angekündigt und auf den ersten Seiten folgt überschwängliches Lob von namhaften
Autoren, so dass der Leser die ersten Kapitel mit einer hohen Erwartungshaltung
angeht. In den kommenden Kapiteln erfährt man vieles über die Autorin.
Suzanne Clothier erzählt aus ihrer Kindheit und Jugend,
beschreibt wie sie schon in jungen Jahren von allen Tieren und der Sprache der
Tiere fasziniert war. Der Leser erfährt, dass Clothier davon träumte wie Dr
Doolittle mit Tieren sprechen zu können. Kling auf den ersten Blick noch ganz
niedlich, doch mit der Zeit kippt dieses Gefühl. Dass sie als Kind oft Hund
unter dem Esstisch spielte, empfindet man noch einigermaßen normal. Bei der Erzählung,
dass sie auch gerne Besucher ableckte, findet man doch schon ein wenig
sonderbar. Endgültig aus dem Bereich dessen was ich als normal empfinde,
verabschieden wir uns aber, mit der Anekdote von der Schildkröte. Bis ins
Erwachsenenalter – so gibt die Autorin an – hegt sie eine große Wut auf ihre
jüngere Schwester, weil diese als dreijährige eine Schildkröte eklig fand und
fallen ließ.
In den folgenden Kapiteln berichtet die Autorin von ihren
Erfahrungen, ihrer Arbeit als Hundetrainerin, der Leser erfährt, dass sie
verheiratet ist, Deutsche Schäferhunde züchtet und mit ihren Hunden im
Obidience trainiert hat. Es reihen sich unzählige Geschichten von Hunden aus
ihrer Hundeschule, eigenen Vierbeinern und Pflegehunden. Dabei gibt sie hin und
wieder Einblicke auf ihre Erziehungsphilosophie und lässt auch immer wieder
sehr deutlich durchblicken, dass auch sie in den meisten Fällen der Meinung
ist, dass Trainerkollegen in erster Linie Stümper. Auffällig bleibt aber stets
die extreme emotionale Verbundenheit zu den Hunden mit einer immer
mitschwingenden Ablehnung der Menschen.
Neue kynologische Erkenntnisse oder Trainingsideen sucht man
in dem Buch vergebens. Suzanne Clothier hat in „Es würde Knochen vom Himmel
regnen“ ihre persönlichen Gedanken und Gefühle rund um „ihre“ Hunde
niedergeschrieben. Clothiers Leben und ihre Biographie sind eng mit ihren
Hunden verknüpft und man merkt, dass sie eine tiefe Beziehung zu ihren Tieren
hat. Doch es darf angezweifelt werden, ob ihre Erzählungen den Lesern wirklich
helfen, damit diese ihre eigenen Hunde oder das Wesen Hund an sich besser
verstehen und ihre Beziehung zu ihm vertiefen können. Stattdessen bekommt man Einblick
in die Gedankenwelt, die vermutlich die „Trainieren statt dominieren“ Bewegung
ausgelöst hat und fragt sich alle paar Seiten unwillkürlich, ob das ganze so
gesund ist.
Am Ende bietet Clothier in erster Linie ein Lesebuch für
Hundefreunde in dem sie Geschichten aus ihrem Leben erzählt, manche sind kurios,
um nicht zu sagen an der Grenze zu psychisch bedenklich, andere traurig, die
ein oder andere ist witzig oder auch rührselig, manche sind banal und die ein
oder andere ist möglicherweise durchaus geeignet den ein oder anderen Leser zum
Nachdenken anzuregen.
Vielmehr als kurzweilige Unterhaltung sollte jedoch ein
Leser von diesem Buch nicht erwarten und auch nur dann, wenn man der
Denkrichtung angehört, die der Überzeugung ist, dass der Hund aus Prinzip der
bessere Mensch ist.
Als nächstes auf unserer Leseliste:
Christine Zink – Fitnesstraining für Hunde