Ein Hund stirbt, die Ursache wird nicht genannt, aber das
Alter legt nahe, dass es kein natürlicher Tod war. In der normalen Welt –
digital wie analog – wird Anteil genommen, Beileid bekundet und Trost
gespendet. Nicht so in der Dobermannwelt. Hier rufen die Totenglocken sofort
die Aasgeier und Hyänen auf den Plan. Der Hund ist noch nicht einmal richtig
kalt und schon wird zum Angriff geblasen. Es werden Krallen geschärft und Zähne
gebleckt und oftmals noch bevor man wenigstens anstandshalber sein Beileid über
den Verlust bekundet, geht die Show auch schon los.
Es wird der absolute Seelenstrip von Besitzer und (wenn
greifbar) Züchter gefordert und wenn der trauernde Hundebesitzer nicht augenblicklich
reagiert, geht das Hacken und Stechen los.
Der Hund ist seit 30 Stunden tot und es gibt noch keinen Autopsie
Bericht? Unmöglich! Verantwortungslos, wie kann man nur! Bestimmt hat man etwas
zu verbergen!
Während man bei anderen Rassen zwar nicht ein gewisses
Interesse und auch eine natürliche Neugierde beim verfrühten Ableben eines
Hundes verleugnen kann, hat dies beim Dobermann völlig neue Dimensionen angenommen.
Das Leben und noch viel mehr der Tod des Hundes sind in den Köpfen mancher
Dobermannleute zum Allgemeingut geworden. Kein Recht mehr auf Privatsphäre und
auch kein Recht mehr auf Trauerphase, bevor man sich den Fragen zu dem emotional
erschütternden Erlebnis stellt.
Wer nicht fünf Sekunden nach dem letzten Atemzug des
geliebten Vierbeiners im Internet die Hosen herunterlässt und eine komplette
Analyse des Sterbens mit amtlich beglaubigter Todesursache präsentiert, muss
sich damit abfinden in aller Öffentlichkeit von den selbsternannten Rettern der
Rasse zerfleischt zu werden.
Das sind die Folgen, der so hochgelobten
Rettungskampagnen, der großen DCM Aufklärung und der angeblichen Emanzipation
der Dobermannhalter. Fingerspitzengefühl, Menschlichkeit und Empathie wurden
von dem großen, ehrenhaften Ziel, die Rasse zu retten, zu Tode getrampelt und
unter der eisernen Überzeugung, man habe ein Recht auf Aufklärung in jedem Fall,
begraben.
Interessanterweise verlieren auch in den seltensten
Fällen diejenigen die Contenance, die durch einen Tod direkt betroffen sind,
weil sie Verwandtschaft oder gar Nachzucht des verstorbenen Hundes besitzen. In
der Regel ist es immer das gleiche Grüppchen, das von den Zuschauerrängen aus
beginnt, den Kopf des Züchters zu fordern und den Trauernden mit Vorwürfen und
Häme überschüttet.
Ich habe mich vor Jahren aus der Dobermannwelt zurückgezogen
und dennoch schäme ich mich an Tagen wie diesen immer noch, für solche
Ausschreitungen. Schon vor Jahren habe ich diese Entwicklung der DCM Aufklärung
kritisiert und ich finde es immer noch erschreckend, dass sich an diesem Trend
bis zum heutigen Tag immer noch nichts geändert hat.
Noch immer lauern die Aasgeier und Hyänen im Schatten und
nutzen die Ausrede der Aufklärung und Rasserettung beim Dobermann um ihre
hässlichen Fratzen der ganzen Welt zu zeigen und beweisen, dass sie auch weiterhin
bereit sind, ihre Unmenschlichkeit und ihre mangelnde Erziehung im Deckmantel
des guten Zwecks an anderen auszulassen.
Gewidmet, der Erinnerung an D.