Es sind eigenartige Zeiten. Großveranstaltungen werden
abgesagt für dieses Jahr oder erstmal noch aufgeschoben. Normaler Trainingsbetrieb
mit mehreren Personen ist verboten, je nach Bundesland steht sogar das Betreten
des Trainingsplatzes allein schon unter Strafe.
Wir schreiben das Jahr 2020 und die Hundesportszene muss
sich wie die ganze Welt damit abfinden, dass im Moment SARS-CoV-2 oder besser
bekannt als das Corona Virus den Alltag diktiert. In allen Bereichen des Lebens
muss nun umgedacht werden, Man braucht neue Wege, neue Ideen.
Viele passen sich an die vorrübergehende Einschränkung
einfach an und trainieren weiter. Anders als bisher, aber sie machen weiter und
der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Der eine trainiert im Garten
das Voraus, der nächste läuft in der Lagerhalle Fuß, wieder andere machen im
Wohnzimmer Positionsarbeit und üben in der Küche Halten mit dem Apportierholz
oder bauen auf dem kleinen Grünstreifen neben dem Parkplatz das Verweisen neu
auf.
Man kann sich nicht mehr treffen und dennoch finden die Leute
Mittel und Wege trotz Kontaktbeschränkung zusammenzuarbeiten. Man nimmt die
Dashcam mit zum Fährten, lässt die Handycamera beim Training im Garten
mitlaufen und tauscht sich im Videocall oder in den sozialen Medien aus. Nicht
nur werden die einzelnen Trainingseinheiten bewertet und Tipps gegeben, was man
ändern könnte, nein, es werden vor allem Ideen geteilt, wie man in diesen
Zeiten mit den begrenzten Möglichkeiten trotzdem weitermachen kann. Egal ob
großer Garten, eigene Halle oder kleine Apartment, es wird jedem dabei
geholfen, dass Mensch und Hund auch in diesen eigenartigen Zeiten ihr Training
weiterführen und an sich arbeiten können.
Die meisten Leute finden einen Weg, damit es weitergeht,
positiv weitergeht und damit sie, sobald die Beschränkungen aufgehoben werden,
einfach an ihr Training anknüpfen und auf ihren Leistungen aus der Zeit vor
Corona und auch auf dem Training während dieser Zeit aufbauen können.
Und dann gibt es die Anderen…
Für die war schon der erste Tag an dem darüber diskutiert
wurde, das öffentliche Leben einzuschränken, der Tag, an dem das Ende ihrer
Hundesportkarriere am Horizont aufzog. Der Moment in dem die Kontaktbeschränkungen
ausgesprochen wurden und das Vereinsleben zum Stillstand kam, markierte dann
den Moment, an dem die Welt unterging. Für diese Sportler war klar, dass es aus
dem Loch in das nun alle fallen würden, wenn es vorübergehend keinen
Schutzdienst geben würde oder man nicht zweimal die Woche gemeinsam auf dem
Platz stehen konnte, keinen Ausweg mehr geben würde. Ihre Hunde würden auf ewig
einen bleibenden Ausbildungsrückstand davontragen und nie wieder in der Lage
sein, eine Qualifikation oder eine Meisterschaft zu bestehen. Der Tod ihrer
Sportkarriere war an diesem Tag besiegelt worden, ihrer Meinung nach. Es wurde
quer durchs Internet ein Trauersermon gehalten, auf die vielen viel zu früh
verschiedenen Karrieren. Es wurde lamentiert, auf Politiker und Gott und die
Welt geschimpft und noch mehr auf jene, die das ganze zwar schade, aber jetzt
nicht weiter dramatisch fanden und eben anders weitermachen wollten, bis die
Krise überstanden ist. Denn man würde die Tragik des Moments ja verkennen und
kleinreden.
Dabei handelt es sich bei den Anderen mitnichten um jene,
die in diesem Jahr mit ihrem Hund sie letzte gemeinsame Saison laufen und ihn
dann in die wohlverdiente Rente schicken wollten. Auch nicht um jene, die
bereits alle bisherigen Qualis für die Meisterschaften gesammelt hatten. Nein,
der Großteil der Jammerer rekrutierte sich aus den Reihen jener, die sich
gerade mit ihrem jungen Hund – oftmals dem ersten, den sie ihm im Sport führen
- auf die aller erste Prüfung vorbereiteten, bei denen in den nächsten Monaten
vielleicht die BH/VT anstand. In diesen Reihen wurde massenhaft das Weltuntergangsszenario
des Hundesports prophezeit und zelebriert.
All die zukünftigen Weltmeister, Überflieger und
Seriensieger aus denen nun nichts werden wird, weil man im Jahre 2020 eine
Hälfte der Saison streichen musste. Überall wird um die begrabenen Sportträume
und Fantasien getrauert und in tiefschwarzer Farbe die Zukunft gemalt.
Und so mutiert das Virus jetzt schon und zwar von der
Epidemie zur Top-Ausrede der kommenden Jahre. Für eine ganze Generation Hunden
wird Corona nun in viel zu vielen Mündern als Ausrede herhalten müssen, wieso
etwas nicht geklappt hat und wieso alles so viel schlechter geworden ist, als
man es bei Anschaffung des Hundes doch großspurig allen erzählt hatte.
In nicht allzu ferner Zukunft werden Sportler und Trainer
wieder auf dem Platz stehen, gemeinsam arbeiten und von Zeit zu Zeit genervt
aufseufzen und mit den Augen rollen und zwar genau immer dann, wenn wieder
einmal jemand vor ihnen steht, der ihnen erklärt, dass das Problem ja nur daher
rührt, dass man damals in den ersten beiden Quartalen des Jahres 2020 nicht
vernünftig trainieren konnte, durch die große Corona Krise und das Ausbildung
und Hund nachhaltig geschädigt und auf Dauer verdorben hat.